Rüstung entrosten
Eine der größten Lügen im LARP ist wohl das "ist nur Flugrost, kriegt man ganz leicht wieder weg". Leider ist dem meistens nicht wirklich so. Wer kennt das nicht: Ein warmer Sommertag, ein leichter Nieselregen, und schon 20 Minuten später prangt für jeden Tropfen ein Rostfleck.
Pflege und besonders das Entrosten von Rüstungen sind wesentliche Aspekte für jeden, der nicht unbeträchtliche Mengen an Kleingeld für eine Metallrüstung ausgegeben hat.
Außerdem sind zwei Dinge gut geeignet, um Rost gar nicht erst aufkommen zu lassen (oder zumindest weniger). Zuerst: eine gute Politur. Je geringer die Oberfläche, um so weniger neigt die Rüstung zum Rost. Eine matte Oberfläche besteht im Prinzip aus vielen Kratzern, und das ist eben eine größere Oberfläche. Natürlich ist es Geschmacksfrage, ob man eine blanke Rüstung wirklich will, für die Rostanfälligkeit ist es aber von Vorteil. Zweitens: Die Rüstung sollte trocken gehalten werden. Nasses Gras ist ein guter Weg, eine rote Rüstung zu tragen! Es hilft schon viel, die Rücstung nach dem Tragen einfach trocken zu reiben.
Entrosten
Da gibt's viele Möglichkeiten. Im Zweifelsfall alles erst einmal an einer "unauffälligen Stelle" ausprobieren.
Stahlfix
Bewährt, recht preiswert und effektiv entfernt das klassische Stahlfix schnell und einfach die meisten leichteren und mittleren Roststellen. Achtung: Stahlfix ist nur für blanke, nicht aber für polierte Rüstungen zu verwenden, diese werden sonst matt.
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Vorher |
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Astonish Oven Cleaner
Wie auch Stahlfix ein sehr effektives Mittel, das leider recht grob ist und damit eine polierte Rüstung mattiert. Während Stahlfix flüssig ist, ist Astonish ein cremeartiges Material, das mit den Jahren austrocknet, aber mit Beigabe von ein wenig Wasser wieder fit zu bekommen ist. Ausgetrocknetes Astonish läßt sich wegen seiner Ähnlichkeit zu Bimsstein daher auch InTime gut anwenden.
Chrompolitur
Gibt es in Tuben in jedem Autozubehörhandel. Damit lässt sich auch Poliertes wieder aufarbeiten. Leider ist diese Politur bei Weitem nicht so effektiv wie Stahlfix, d.h. nur für wirklich sehr leichten Flugrost geeignet, und zudem benötigt sie selbst dann relativ viel Arbeit.
Olivenöl
Olivenöl ist durch seinen geringen Säuregehalt durchaus geeignet, um eine Rüstung (auch auf einem Con) mal abzureiben, um den Rost runterzubekommen: einreiben, über Nacht einwirken lassen, abreiben. Danach sollte man das Olivenöl aber wieder vollständig entfernen, da die darin enthaltenen Säuren auf Dauer die Oberfläche des Metalls angreifen können.
Cola
Cola enthält etwas Phosphorsäure, die den Rost (Eisenoxid) in Eisenphosphat umwandelt. Dasselbe ist auch in dem Rostumwandler aus dem Baumarkt enthalten. Rostbefallene Stellen bepinseln, da blanke Stellen von der Säure angegriffen werden und rosten. Nach Anwendung abreiben. Auch hier sollte man bei hochglanzpolierten Artikeln vorsichtig sein. Cola ist in den meisten Fällen auch zu schwach, um ernsthaften Rostbefall zu beseitigen, und daher generell eher ungeeignet.
Rostumwandler/Rostlöser
Gibt es in vielen Varianten aus dem Baumarkt. Enthält Phosphorsäure, die den Rost (Eisenoxid) in Eisenphosphat umwandelt. Bei polierten Rüstungsteilen mit Vorsicht zu genießen, da solche Mittel die Oberfläche dunkler werden lassen können.
Schleifpapier
Angerostetes Plattenzeug lässt sich super mit 800-1000er Nassschleifpapier und Öl reinigen. (Quelle: Thomas Arnold, Tempus Vivit)
Kohle
Zum Entrosten von weniger sensiblem Zeug (gegossene Hellebarden, Topfaußenseiten, Schürhaken usf.) tut es die mittelalterliche Variante mit Kohle, danach mit Olivenöl abreiben.
Autosol
Autosol Politurpaste. Gibt es im Motorradladen und funktioniert auf so ziemlich allen Metallen. Die Paste wird mit einem Lappen aufgetragen, dann auspoliert und löst recht gut den Rost und konserviert. Die Paste enthält sehr feine Schleifpartikel, so dass man nicht wie bei normaler Stahlwolle das Schwert um die Hälfte verschlankt. Ansonsten sollte das Metall natürlich möglichst immer mit einem leichten Ölfilm überzogen sein, damit erst gar kein Rost entsteht. (Quelle: Tim Schneider, Tempus Vivit)
Ziegelmehl
Ein Stück Leinen mit etwas ungesalzener Butter oder Olivenöl einfetten. Wenig Ziegelmehl (genau, die normalen roten Ziegelsteine feinstens zerkleinert) darüber und reiben, reiben, reiben. Anschließend mit einem weichen, nicht fusselnden Tuch abreiben, LEICHT einölen. (Quelle: Jörg Bellinghausen, Tempus Vivit)
Bimsmehl
Zur regelmäßigen Pflege bzw. Entfernung kleinerer Rostanflüge funktioniert Bimsmehl (aus dem Künstlerbedarf) auf einem mit Olivenöl getränkten Lappen. Lappen in Öl tauchen, etwas Bimsmehl drauf und reiben, reiben, reiben. Danach mit einem weichen Tuch abpolieren und fertig. (Quelle: Jörg Bellinghausen, Tempus Vivit)
Diamantine
Diamantine ist Aluminiumoxyd in Fett gebunden und wirkt wie eine Schleifpaste, die mit einem weichen Lappen aufgerieben. Sehr feines Korn. Konnte wohl mal über http://www.manufactum.de bezogen werden; mittlerweile nicht mehr. Für eine komplette Rüstung braucht man ca. 15 g.
Poliert großartig; mit entsprechendem Fleiß kann durchaus Spiegelglanz erzeugt werden. Da matte Oberflächen oftmals beim Polieren tiefe Riefen freigeben, ist die Wirkung bei Rüstungen dadurch begrenzt.
Never-dull
Never-dull wird von Hammerkunst zum Entrosten verwendet, wobei es da Vlies auch billiger gibt.
Mechanisch, mittelalterlich
Mittelalterliche Methode zum Reinigen eines Kettenhemdes: Mit Sand in ein Fass, dieses herumrollen. Oder: Kettenhemd und Sand in einen Sack und von den Knappen herumwerfen lassen. (Hat gleich zwei positive Effekte: neben dem blanken Kettenhemd auch körperlich ertüchtigte Knappen.) In beiden Fällen das Kettenhemd anschließend leicht ölen und zur Lagerung in ein geöltes Tuch einschlagen. Die modernen Varianten sind sandgefüllter Betonmischer, alte Waschmaschine, Sandsäcke ans Auto angehängt, o.ä. (Nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen)
Mechanisch, modern
Mithilfe eines Akkuschraubers sowie Polierbürsten und -scheiben: aus Nylon, Sisal, und Stoff, jeweils mit passenden Polierpasten. Drahtbürsten sollte man eher vermeiden, es sei denn, man hat wirklich große Rostprobleme und ist bereit, das Metall hinterher wieder mühsam blank zu polieren. Auf teilzeithelden.de gibt's eine Anleitung. Übrigens: wer einen Dremel hat, kann auch den nehmen, denn auch dafür gibt's Poliersets.
Vorbeugen / Lagerung
Generell: wenn eine Rüstung eingelagert wird, dann idealerweise trocken, rostfrei, leicht geölt und in geölte Tücher eingeschlagen. Verwendete Öle sollte säurefrei (pH-neutral) sein.
Leinöl
Besser als Olivenöl zur Konservierung geeignet.
Melkfett
Bei Plattenteilen hat sich Einreiben mit Melkfett sehr gut bewährt; Melkfett ist sehr billig und eigentlich in jedem Drogeriemarkt zu haben. Kettenhaube auf die Türmatte oder ein Stück alten Teppich legen und mit dem Fuß "ribbeln"; das löst den Rost. Danach mit einem fettigen (Melkfett) Lappen abwischen, und die Haube bleibt geschützt. Kettenteile in einem Leinensack aufbewahren, nachdem man sie mit Melkfett eingerieben hat (nach einer Saison ist der Sack so fettig, daß man die Teile nicht mal mehr abreiben muß). Mit Melkfett und Zeitungspapier abreiben hilft auch. Melkfett greift die Lederwicklungen und Riemen nicht an, imprägniert Nähte, stinkt nicht und legt einen Schutzfilm über Metallteile. Außerdem pflegt es die Hände beim Putzen. (Quelle: Stephan Pajer, Tempus Vivit)
Rotwein
Drei, vier Tage das Kettenhemd (Metall oder verzinkt) in billigen Rotwein eingelegt, und keine Probleme mehr mit Rost. Außerdem erhalten die Metallteile ein sattes Schwarz. Sollten sich die Metallteile wieder blank reiben, einfach erneut einlegen. (Quelle: Timo Heller, Tempus Vivit)
- Diese Methode habe ich vom 27.01.05 bis zum 31.01.05 getestet. Generell kann man sagen, daß es funktioniert, allerdings sollte man einige Dinge beachten. Das Kettenhemd sollte nicht in einem Eimer geknüllt werden, welchen man anschließend mit dem Rotwein auffüllt. So habe ich meinen Test angefangen, das Ergebnis war allerdings, daß sich einige Stellen schön schwarz verfärbt hatten, andere wiederum nicht. Es ist also zu empfehlen, das Kettenhemd in eine etwas größere Wanne zu legen und es komplett mit Rotwein zu bedecken. Für die Wanne, welche ich nahm, in welcher ich das Kettenhemd mit eingefalteten Armen doch recht gut auslegen konnte, brauchte ich etwa 13 Liter. Ich denke aber, man kommt auch mit weniger zurecht. Die Färbung ist tatsächlich ein überraschend sattes Schwarz, welches sich wohl nach einigem Tragen ein wenig abgerieben hat, was den optischen Effekt sicherlich noch verbessert! --31.01.2005 StefanBauer
Hartwachs
Rostvorsorge kann man auch mit gewöhnlichem Hartwachs für Autos treiben. Schwert oder Rüstung nach Gebrauch abwischen, mit Wachs einreiben und lagern. Vor Gebrauch kurz abpolieren (mit weichem Wollappen oder Tissuepapier) und benutzen. Neben dem Schutzeffekt kann man so auch den Glanz des Metalles erhöhen. (Quelle: Roman Luplow, Tempus Vivit)
Auch Wachsmischungen aus dem Trekking-Bereich (dort z.B. für Schuhe und anderes Leder) eignet sich gut, um (in einer dünnen Schicht aufgetragen) Rüstungen und Helme wirksam vor Rost zu schützen. Zudem sind diese Mischungen sehr leicht zu handhaben. (Ergänzt von RickS.)
WD40
Häufig als Wundermittel propagiert, einige haben damit exzellente Erfahrungen gemacht. Man sollte aber peinlich darauf achten, dass mit WD40 behandelte Metallteile nicht in Kontakt mit Latex (Waffen oder Masken) kommen. Daher sollte man WD40 (genauso wie Ballistol) vor dem Con gut abwischen. Tipp: WD40 zum Entrosten und Lagern benutzen und während dem Con einen dünnen Film Olivenöl als Schutz vor Feuchtigkeit auftragen.
Mos 2 Oil
Als Anbieter ist mir bisher nur Sonax bekannt. Das Öl ist etwas teurer als WD40, aber auch ergiebiger und wirkungsvoller. Aber auch hier gilt, dass man es von Latexwaffen, Latexmasken und allen anderen Latexartikeln fern halten sollte.
Ballistol
Siehe die Ausführungen oben zu WD40; für Ballistol gilt im Wesentlichen dasselbe. Vor einer Con gut abwischen, da Ballistol Latex angreift. Ein Vorteil von Ballistol gegenüber Synthetikölen ist, dass es gesundheitlich wohl unbedenklich ist. Ein Nachteil ist der gewöhnungsbedürftige Geruch - nicht direkt unangenehm, aber typisch und nicht ambientig.
Silikonspray
Wenn eine Rüstung auf dem Con nass wird, kann man übrigens sofort mit Silikonspray rangehen, das trennt auch das Wasser vom Metall. Achtet aber darauf, ölfreies Spray zu verwenden, da Öl Latex angreift.
Polieren
Eine gute Möglichkeit, eine Rüstung vor Rost zu schützen, ist einfach, sie zu polieren. Je glatter die Oberfläche, desto weniger Ansatzpunkte für Rost bietet sie. Mit modernen Mitteln aus dem Autozubehör-Bereich läßt sich eine Politur recht einfach durchführen. Alternativ schaut auch auf die oben erwähnte Methode des Rostentfernens/Polierens mithilfe eines Akkuschraubers bzw. Dremel mit entsprechenden Bürsten.
Brünierte Rüstungen
Einen Sonderfall bilden brünierte Rüstungen. Beim Brünieren entsteht durch Umwandlung der Oberfläche des Materials eine mattschwarze, dunkelbraune oder bläuliche Oxydschicht auf Eisen bzw. Stahl. Diese wirkt sehr dekorativ. Brünieren bietet aber nur mäßigen Korrosionsschutz (Rostgefahr bleibt, wenn auch eingeschränkt, bestehen). Brünierungen benötigen deshalb ebenfalls ständige Pflege durch Einölen.
Man sollte die Brünierung nicht mit abrasiven Polier- oder Reinigungsmittelnmitteln bearbeiten, da man sie sonst abreiben kann. Ebenfalls sollte man auf jeden Fall auf die Behandlung mit Rostumwandler, Cola, o.ä. säurehaltigen Substanzen verzichten - dies kann die Brünierung zerstören, selbst mit Olivenöl sollte man schon vorsichtig sein. Am besten geeignet zum Abreiben und Einreiben sind pH-neutrale Öle (Leinöl) .
Falls eine brünierte Rüstung tiefere Rostflecken hat, sollte man in den sauren Apfel beißen, zum Schleifpapier greifen und die Stelle nachher wieder brünieren. Letzteres läßt sich z.B. mit Klever Schnellbrünierung aus dem Waffenhandel erledigen. (Diese ist übrigens ungesund und sollte daher nicht eingesetzt werden, um Messerklingen oder ähnliches zu färben!)
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