Editieren Diskussion Vergangenheit Dateianhänge

RauschPfeife

Rauschpfeife

Grundsätzliches

Rauschpfeifen sind laute Doppelrohrblatt-Instrumente, deren Rohrblatt über eine hölzerne Kapsel, die das Rohrblatt einschließt, angeblasen werden.

Die Instrumente sind konisch gebohrt und geben einen lauten, etwas hohlen und quäkenden Ton. Da die Windkapsel den direkten Zugang des Spielers zum Rohrblatt verhindert, kann er keinen Einfluss auf die Klangentstehung nehmen. Wie beim Dudelsack ist der Klang deshalb nicht veränderlich und die Lautstärke gleichbleibend. Im Unterschied zum Dudelsack sind jedoch Pausen und Staccato-Spiel möglich. Der Ansatz über die Windkapsel ähnelt ebenso wie die Griffweise der Blockflöte. Jedoch braucht man zum Spielen wesentlich mehr Druck und weniger Luft.

Wegen des starren Klangs sind Rauschpfeifen, allein gespielt, etwas langweilig. In Gruppen unter sich oder mit Marktsäcken sind sie eine ambienteträchtige Klangfarbe.

Zu welchem Charakter passt sie?

Da Rauschpfeifen selten allein gespielt werden, sind sie als Gimmick für einen Charakter nur bedingt sinnvoll. Spielleute können sie gut einsetzen, wenn sie Kollegen am Schlagwerk oder Marktsack finden.

verschiedene Bauweisen

Es gibt zwei verschiedene Arten, nämlich die Renaissance-Rauschpfeife und die Marktrauschpfeife.

Die Renaissance-Instrumente sind Rekonstruktionen von Rauschpfeifen des 16. Jahrhunderts. Sie sind meist überblasbar, haben also einen größeren Tonumfang. Zusätzlich sind sie teilweise chromatisch spielbar. Die Griffweise ähnelt der "barocken" Blockflötengriffweise; Schalltrichter fehlen. Sie eignen sich für mehrstimmige Renaissancemusik und werden in verschiedenen Lagen gebaut (Diskant in g' oder f', Tenor in c' und Bass in f). Den vermutlich "prominentesten" Einsatz findet diese Unterart bei Schandmaul (etwa Walpurgisnacht, Talisman).

http://www.lazarsearlymusic.com/Pavel-Cip/images/rauschpfeife.jpg

Die Marktrauschpfeife (kleines Bild) ist eine moderne Erfindung in Anlehnung an den Marktsack. Sie entspricht in ihrer Bauweise der Spielpfeife des Marktsacks, spielt sich mit deutscher Blockflötengriffweise, hat einen geringeren Tonumfang von einer None und oft nur wenige Halbtöne. Marktrauschpfeifen stehen meistens wie der Marktsack in A bei einem Tonumfang von g1-a2 und bieten sich vor allem zum Zusammenspiel mit diesen Dudelsäcken an. Damit sind sie weniger vielseitig als die Renaissance-Modelle. Es werden auch andere Lagen als klangliche Abwechslung gebaut. So gibt es außer der Standard-A-Rauschpfeife noch hoch A (sehr schrill), Hoch D, tief D und tief A.

http://musikshop-siegismund.de/.media/087960804375.png

Krummhörner (auf dem Bild unten, mit krumm gebogenem Ende) und Cornamusen sind Renaissance-Blasinstrumente, die in der Spielweise mit der Rauschpfeife fast identisch sind, jedoch leise mit einem schnarrenden, tieferen Ton. Zum Zusammenspiel mit Flöten, Saiteninstrumenten und Gesang sind sie die passendere Alternative zur alles niederschreienden Rauschpfeife.

http://banchetto-musicale.com/images/krummhoerner_quer.jpg

Schwierigkeitsgrad

Rauschpfeifen sind außerordentlich leicht zu erlernende Instrumente. Wer bereits Blockflöte spielt, ist bestens vorbereitet. Nur zwei Dinge sind nötig:

  • Der Ansatz erfordert einige Kraft. Um den hohen Druck eine Weile aufrecht zu erhalten und auch länger am Stück spielen zu können, muss man auf Ausdauer üben, auch wenn man die Spieltechnik bereits beherrscht.
  • Ein gutes Gehör ist Grundvoraussetzung. Der Ton, den man mit einem bestimmten Griff erzielt, muss nicht automatisch richtig sein. Oft muss man den Blasdruck anpassen, um eine saubere Stimmung zu erreichen. Das geht natürlich nur, wenn man zunächst einmal merkt, dass man falsch spielt.

Vor- und Nachteile

Vorteile

  • leicht zu spielen
  • laut genug für Draußen
  • handlich
  • gute Ergänzung zum Marktsack
  • wirkt sehr mittelalterlich

Nachteile

  • klingt allein nicht so toll
  • zu laut zum Zusammenspiel mit vielen Instrumenten (Krummhorn als Alternative)
  • geringer Tonumfang, eingeschränktes Repertoire
  • kann wegen des starren Tons leicht nerven

Was beim Kauf zu beachten ist

Viele Maktsackbauer bieten auch Marktrauschpfeifen an. Man sollte die Instrumente möglichst beim Hersteller anspielen und sich vorher im Forum marktsack.de über die jeweiligen Hersteller schlau machen. So kann man nicht viel falsch machen. Die Preise liegen meist bei 200-400 Euro.

Renaissancerauschpfeifen sind etwas schwierig zu bekommen, seit Moeck seine Produktion eingestellt hat. Es gibt nur wenige ernstzunehmende Hersteller.

Umgang, Wartung

Eine besondere Wartung ist nicht erforderlich. Ein paar hilfreiche Grundkenntnisse findet man im Artikel "Marktsack".

Bezugsquellen

auf marktsack.de findet man eine Auflistung und Besprechung vieler Hersteller von Marktrauschpfeifen. Hier kann man auch Fragen loswerden.

Renaissancerauschpfeifen (hier "Schreierpfeifen" genannt) baut Christoph Schuler

Die leisen, schnarrenden Krummhörner gibt es hier: www.musikhandwerk.de


Autoren: -- 95.90.182.126 2013-07-05 16:48:27