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Western-Larp

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(c) Foto: Wild West Live 2003

Western LARP gibt es seit 2002. Vermutlich hat es auch in den Jahren vorher Versuche gegeben, Liverollenspiel-Veranstaltungen mit Western-Setting durchzuführen. Jedoch ist heute darüber nichts Genaues mehr bekannt.

Als Startschuss für die regelmäßigen Western LARP-Veranstaltungen der letzten Dekade kann daher der Con 'Phönix City' der Wild West Live (WWL) Orga gelten. Er fand im August 2002 auf einem Westernreithof in Bertingen (Nähe Magdeburg) statt. Der Name des Cons verweist zugleich auf die Herkunft der Orga, deren Mitglieder ihre Wurzeln in der Phönix-Kampagne haben. Im Jahr 2003 folgte die Fortsetzung 'War Dance' von der selben Orga auf dem selben Gelände und ca. 140 Teilnehmern.

Seitdem sind eine Reihe von Orgas entstanden, haben Spiele organisiert und sind z.T. auch schon wieder von der Bildfläche verschwunden. 2010/2011 haben sich weitere - teils neu gegründete - Orgas des Themas WesternLarp angenommen und eine gehörige Aufbruchstimmung erzeugt. Es gibt seitdem mehr Veranstaltungen, neue Locations werden gesucht und erprobt und spezielle Spielkonzepte versucht.

Der ganz große Boom des Genres (Anfang der 2010er Jahre) ist wieder abgeflaut. Trotzdem lebt das Genre. Jedes Jahr gibt es nach wie vor einzelne Western-Cons, die meisten davon in Süddeutschland, speziell in Bayern. Während einige davon öffentlich ausgeschrieben werden und einen größeren Bekanntheitsgrad erreichen (z.B. die Fred Ray City Cons), werden andere z.B. als Einladungs-Cons für eine ausgewählte Spielerschaft organisiert, oder aus anderen Gründen nicht öffentlich beworben. Im Vorteil ist, wer die richtigen Leute kennt.

Western LARP ist und bleibt ein kleines Nischen-Genre in der LARP-Landschaft. Das Durchschnittsalter der Spieler liegt oberhalb von 25 Jahren. Die meisten Spieler haben vorher bereits LARP mit Fantasy-Hintergrund betrieben. Einige Spieler sind auch erst übers Western LARP zum Liverollenspiel gekommen. Auch Hobbyisten und Reenactors, denen im ursprünglichen Hobby das Spielerische zu kurz kommt, spielen regelmäßig mit.

Zwischen Hollywood und Historisch

Western-LARP bewegt sich auf der Grenze zwischen Fiktion und Fakten, zwischen Hollywood und Historie. Clint Eastwoods ponchotragender 'Man Without Name' ist genauso möglich, wie der authentisch gewandete Bankier und seine Gattin. Orgas und Spieler entscheiden letztendlich selber, ob sie mehr in Richtung 'Hollywood' oder Richtung 'Historie' tendieren wollen. Bisher bleiben alle Beteiligten dabei recht locker und undogmatisch.

Ein Western erzählt andere Geschichten, als ein Fantasy-Film. Die Plots eines Western-Cons drehen sich dementsprechend nicht um magische Ringe oder finstere Zauberer, sondern z.B. um Gold, Rinder, listige Frauen, harte Männer, den US-Bürgerkrieg, Machtspiele, Intrigen, Politverbrechen, Feindschaften, Freundschaften, Indianer, Rancherkriege, Scheckbetrug, Landnahme und immer wieder um gute alte Klischees aus Westernfilmen. Die Plots haben in der Regel nur lokale Bedeutung, was der Intensität, mit der Spieler und Orga das Spielgeschehen entwickeln aber keinen Abbruch tut.

Damit man der realen Geschichte dabei nicht in die Quere kommt, haben sich einige Western-Orgas zu einem bestimmten Zeitpunkt aus der US-Geschichte verabschiedet. Auf den Cons wird erspielt, wie es weitergegangen sein könnte. Andere Orgas suchen sich bewusst besonders abgelegene Gegenden im Westen der USA, um dort Städte, politische Gegebenheiten und Persönlichkeiten passend für ihre Spielideen gestalten zu können, ohne dafür eine eigene Zeitrechnung aufzumachen. Und so ist es möglich, dass es z.B. einen fiktiven US-Bundestaat gibt, der sich im Bürgerkrieg neutral gehalten hat. Oder dass im nördlichen Mexiko ein neuer Konföderiertenstaat entsteht, der sowohl mit Mexiko als auch den USA um Anerkennung ringt. Oder dass in einem Kaff irgendwo in Nevada Geschäftsleute von der Ostküste mit Erpressung und Gewalt die Geschäftswelt in Ihre Hand bringen wollen. Oder dass sich ein junger, aber ehrgeiziger Rancher und seine Nachbarn mit einer gierigen Minengesellschaft anlegen müssen.

Anfangen mit Western LARP

Aus der Phase des Improvisierens ist das Genre längst herausgewachsen. Wer Western LARP kennenlernen will, wird sich trotzdem über vergleichsweise überschaubare Einstiegskosten freuen. Viele Spieler lassen sich bei der Gewandung von historisch korrekter ausgestatteten Neo-Western der letzten Jahre inspirieren, z.B. 'Open Range', 'Hell on Wheels', 'Broken Arrow', 'Der letzte Ritt' oder 'Deadwood'.

Nach diesen Vorbildern kann man für 80-150 Euro auf Flohmärkten und bei Internet-Auktionen ein passendes Outfit zusammenstellen, z.B. eine alte Anzughose aus Wollstoff, ein schlichtes Hemd, bei dem man den Kragen hochklappt oder abschneidet, dazu eine Weste und eine robuste Wolljacke und ein Hut. Fertig ist die Grundlage, aus der mit weiteren Accessoires z.B. ein einfacher Landarbeiter, Postkutscher, Handwerker, Barkeeper oder auch Revolvermann entstehen kann. Hat man Blut geleckt, ist die Anfangsausstattung rasch weiter aufgestockt.

Weniger empfehlenswert: Kombinationen aus Jeans + Karohemd + Hut. Diese sind zwar einfach zu beschaffen. Man wirkt darin aber schnell wie ein moderner Möchtegern-Cowboy, der zum Trucker- oder Country-Fest will. Wenn ihr nach den oben beschriebenen Tipps vorgeht, ist eure Ausstattung von Anfang an glaubwürdiger.

Als Waffen haben sich Dekowaffen oder Spielzeugrevolver und Karnevalsmunition durchgesetzt. Im Nahkampf kommen Wildwest-Polsterwaffen zum Einsatz: Bowie-Messer, Kavalleriesäbel, Bajonett u.v.m.

Charakterideen fürs Westernspiel gibt es en masse. Wem spontan nichts einfällt, der muss eigentlich nur eine Handvoll Western schauen und wird dann mit Sicherheit wissen, was er spielen will. Westernfilme werden seit der Anfangszeit des Kinos gedreht, angefangen mit 'The great train robbery' (1903). Der Western kann mit tausenden großer und kleiner Produktionen wohl als das bedeutendste Filmgenre überhaupt angesehen werden und liefert eine Flut von Klischees, die sich zum Nachspielen anbieten.

Spielregeln

Im Moment setzen Orgas und Spieler für Western-LARP praktisch nur noch auf das Prinzip DKWDDK. Das funktioniert gut und wird von den meisten Spielern sehr begrüßt. Motto: Spielen statt Regelstudium.

In den Anfangsjahren wurde Western-LARPs dagegen fast nur nach ausformulierten Regelwerken gespielt, welche auf Fertigkeiten und abstrakte Regeln setzen, dabei aber ebenfalls schöne Darstellung zum Maßstab machen.

Vorreiter aller Western-Regelwerke ist das WWL-Regelwerk, das die Wild West Live Orga für ihre Westernspiele entwickelt hat. Lesen lohnt, denn die Regeln enthalten viele schöne Ideen zur Darstellung western-typischer Spielelemente, vom 'Tanzen lassen' über Giftschlangen bis zur Bärenfalle. Gespielt wird danach zurzeit nicht. Allenfalls greifen manche Orgas gezielt einzelne Regeln für eine konkrete Situation auf ihrem Con heraus. Ein Beispiel ist die Duellregel für Schusswaffen, wenn auf dem Con Duelle eine besondere Rolle spielen sollen. Unter "normalen" Bedingungen dagegen sprechen viele Duellanten den Ausgang ihres Duells vorher ab und liefern den Zuschauern einfach eine saucoole Show.

Weniger verbreitet und heute praktisch bedeutungslos ist das Regelwerk der 2nd US Cavalry LARP-Orga. Dieses greift Bewährtes aus dem WWL-Regelwerk und den GasLightLarp-Regeln der London After Midnight-Orga auf. Wichtigste Unterschiede zum WWL-Regelwerk: Fokus auf militärischen Charakteren, geänderte Schusswaffenregeln und ein punktebasiertes Lernsystem, das den Schwerpunkt eher auf langfristige Charakterenwicklung als auf "von Anfang an spielbarer starker Charakter" setzt.

Da aber auch das beste Regelwerk nicht jede Situation berücksichtigen kann (und soll), galt und gilt im WesternLarp stets die einfache Regel: Schlüssiges Ausspielen und schöne Darstellung gehen vor Regellogik.

Western LARP Orgas

Wer aktuelle Infos über geplante Cons sucht, wird im Moment (2019) Schwierigkeiten haben, etwas zu finden. Die wenigen aktiven Western-Orgas pflegen meist keine speziellen Websites (mehr). Vieles läuft über Facebook oder persönliche Kontakte. Wenn es aber eine Website gibt, gibt es dort in der Regel auch ein Forum, über das man schnell mit Spielern und Veranstaltern in Kontakt treten kann.

Tipp für alle, die selber ein Western-Con organisieren möchten: Es ist nicht verkehrt, vorab bei den anderen Western-Orgas anzufragen, ob man den eigenen Con auch in deren Foren bekannt machen darf. Die Western LARP-Gemeinde ist klein und auf diesem Wege am schnellsten zu erreichen.

Gone, But Not Forgotten

Diese Orgas haben sich im Western-Bereich einen Namen gemacht, sind mittlerweile aber nur noch Legenden einer längst vergangenen Zeit.

* Broken Hill Valley: Der erste Con 'Die goldenen Sporen' sollte eigentlich den Auftakt für eine Con-Reihe bilden. Leider ist es bisher nicht dazu gekommen und die Website ist vom Netz.

Neben den hier aufgezählten Orgas gibt es auch Veranstalter, die nicht ausdrücklich als Western-Orga auftreten. Schöne Cons entstehen dabei trotzdem. Zum Beispiel der Western-Con der MacNaughtons und die Sommerbälle aus dem Umfeld der London After Midnight Orga.

Western LARP Gruppen

Bildergalerien, Con-Berichte, etc.

Leider wurden viele der ehemals verlinkten Galerien inzwischen aus dem Netz gelöscht oder an unbekannte neue Adressen verschoben. Wer neue Galerien kennt: Bitte hier verlinken.


Zusammengestellt von DutchVanLeuwen


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zuletzt geändert am 2019-07-26 15:13:54 durch DutchVanLeuwen