Wintermanöver In Averbergen
Bericht von Xilia (Melanie S.):
Der Wald ist dunkel, als ich mit dem Krähenschamanen Curatas die Burg des Grafen von Averbergen erreiche. Doch obgleich es schneit gehen wir noch nicht hinein, zum Grafen von Averbergen, Hernando ist doch sein Name. Nein, wir verziehen uns in den nahen Wald. „Ich will noch ein Ritual veranstalten“, flüstere ich, „einer der Männer hier muss mein Vater sein. Ich möchte sehen, ob die Geister des Waldes uns wohlgesonnen sind, ihn zu finden
Wir malen den Kreis des Lebens, in die Mitte stellen wir eine Laterne. Leise vertiefe ich mich ins Gebet, spüre die Einheit Ischtars uns Alinas und merke wie sich auch in mir die Energien ausgleichen, ich mich ganz warm fühle.
Es knallt, als die Geister auf uns aufmerksam werden, es ist dunkel. In einem leisen Singsang bezeugen wir, dass auch wir ein Teil dieser Erde sind, sehen die Elemente, eine andere Einheit im Sinne der Natur.
Ein Licht geht in unserer Mitte an, ganz so wie damals bei den Feen, Curatas schlitzt mir in den Finger und ich gebe der Erde wieder einen Tropfen Blut von mir. Plötzlich fühle ich mich gelöst, glücklich und frei. Ich bin mir sicher, dass es mir gelingen wird meinen Vater zu finden.
Wir gehen in Richtung der Burg. „Stütze mich“, bittet Curatas, der alte Freund meiner Mutter mich. Er ist noch viel zitteriger und älter, als ich ihn aus meiner Kindheit in Erinnerung habe. Plötzlich sehe ich drei Gestalten auf uns zu kommen, ein Zwerg und zwei andere. Sie fragen uns nach unserem Begehr. Als sie sehen wie klapperig Curatas ist, stützen sie ihn und bringen uns in eine Taverne in der Burg.
Dort ist es warm, doch ich spüre nicht nur positive Energien, auch wenn die Anwesenden es sicherlich gerne so hätten. Wir setzen uns, ich bringe Curatas etwas zu trinken und sogleich beginnt er sich zu unterhalten.
Es kommt dazu, dass die Gräfin Gesa von Gerland sich zu uns setzt und Curatas zu schluchzen beginnt. Er erzählt, dass er gerade aus Gerland kommt, von dort aus in die Grenzlande gezogen ist, immer auf der Suche nach den Geflohenen. Er weint und zittert als er das erzählt, wahrhaftig muss ihm schreckliches widerfahren sein in Gerland. Er beschreibt wie der dreizehnköpfige Dämon der dort herrscht, seine Häscher ihn folterten und quälten und ihn schließlich aufgrund seines Alters frei ließen, in dem Glauben, er werde sowieso sterben. Er erzählt vom geknechteten Land, wo sogar die Pflanzen sich verändern und giftig wachsen und mir treten die Tränen in die Augen. Es ist meine Bestimmung da hin zu gehen und ich habe gelernt das Böse in der Welt zu akzeptieren. Trotzdem klingt es so furchtbar und ich brauche meine ganze Selbstdisziplin, um weiterhin zuzuhören, den Schrecken zu zu lassen, im wissen, um das Ganze. Ich bin einfach noch sehr jung für eine solch große Aufgabe.
Auch die Gräfin bricht in Tränen aus und weint um ihr Volk. Nach einer Weile steht sie auf und geht davon. In der Taverne ist Feierstimmung, trotzdem ist die Luft unterschwellig verhüllt von einigen bösen Einflüssen.
Plötzlich höre ich, dass unten im Wald ein Vampir sein Unwesen treiben soll. Dies ist also die Energie, die mir so zuwider ist die einfach etwas zu viel des Bösen darstellt. Ich beschließe mit hinunter zu gehen, ihn mir an zu schauen. Mag sein, dass hier eine Aufgabe für mich ist, das heilige Paar kämpft in ihrer Macht, der Friedenskuss ist noch nicht wieder gegeben. Ischtar liegt oben und dies sind die dunklen Tage an denen ich mich nicht so wohl fühle. Ich hoffe, dass Lorhgum mit mir ist, mir ein wenig Klarheit gibt, auf dass sich mein weiterer Weg mir aufzeigen wird.
Ich eile mit hinunter. Der Vampir ist weiblich, sitzt auf einem Sarg und ist beinahe herrlich an zu sehen. Fasziniert beobachte ich sie. Sie spricht von einem Geliebten, der gestorben ist und den sie bewachen soll. Zwei bestimmte Leute können nur den Sarg öffnen. Ich sehe ein böses Lächeln auf ihrem Gesicht, doch irgendwie mag ich sie. Ich frage sie, ob ich den Sarg öffnen könnte, doch sie schüttelt den Kopf. Ein Narr und Gläubiger Irrschin geht zu ihr. Sie meint er könne den Sarg öffnen, und der andere müsste das Gegenteil sein. Tief in meinem Innersten spüre ich, dass der zweite ein Reichsritter sein muss und verkünde das auch. Tatsächlich hilft einer der Reichsritter und die beiden öffnen den Sarg.
Darin ist ein seltsam verformtes Skelett mit Runensteinen. Ich fühle mich plötzlich freier, die Bedrückung ist verschwunden, von der ich mir kaum bewusst gewesen bin, dass es sie gab. Ich sehe dass die Vampirfrau verschwunden ist und lächle. Ganz ohne mein Zutun, haben sich hier unten die Energien wieder in eine Einheit gebracht. Ich bin zufrieden.
Ich sitze noch eine Weile in der Taverne und freue mich des Lebens. Nachdem die Spannungen wieder harmonischer sind als vorher, habe ich mein Werk für heute getan. Nach einem Gebet zum göttlichen Paar und seinen geehrten Dienern singe ich noch eine Weile mit den Larhgoten. Einer von ihnen ist mein Vater und in meiner Tasche habe ich noch mein Pulver. Das Pulver, gekocht aus den Zutaten, die ich in den Sümpfen Averbergens gefunden habe, Pilze, Kräuter Blüten. Morgen schon, werde ich es den larhgotischen Männern in ihre Getränke kippen. Es wird ihnen nichts tun, ganz harmlos sein, nur einem wird sich vielleicht ein Traum auftun und er wird sich erinnern, an meine Mutter, an den Wald, daran, dass er zum heiligen Partner Alinas in einer sternklaren Nacht erklärt wurde und mit den Frauen tanzte. Die Einheit stehe mir bei, wie freue ich mich doch darauf meinen Vater kennen zu lernen. Einen Moment vergesse ich die Einheit und wünsche mir nur, dass wir uns verstehen und uns nicht gegenseitig bekämpfen müssen werden.
Ich verbringe die Nacht in einer Kammer, in der auch noch einige andere schlafen. Unter anderem Gräfin Gesa von Gerland, Reichsritter Lothar, ein Bogenschütze namens Eldar, eine Streunerin und ihr Gefährte ein Söldner namens Karl. Außerdem natürlich mein alter Freund Curatas.
Er fühlt sich am nächsten Tag so schwach, dass wir den Tag über in der Kammer bleiben. Immer wieder aber gehen wir zum Fenster und blicken neugierig hinaus, beobachten meine Landsleute bei ihren Kampfesübungen. Curatas murmelt immer wieder etwas von: „Mit so wenig Mannen wollen die nach Gerland, sie werden in ihr Verderben laufen, man muss die Gräfin, die die schönen Augen ihres Vaters hat warnen.“ Manchmal erscheint es mir, als würde er den nächsten Augenblick vor Schwäche zugrunde gehen, dann wieder ist er erstaunlich agil und gehässig. Die Augen des Kindes, dass ich früher war, haben ihn anders wahrgenommen.
Erst gegen Abend gehen wir wieder hinaus. Es ist als wäre alles noch ein wenig finsterer geworden, doch in der Taverne scheint wieder alles in Ordnung zu sein. Eine leichte Verwirrung angesichts des starken Ungleichgewichts benebelt meine Sinne und ich werde ruhiger, bedachter...
Sofort eilen die Gräfin Gesa und ein anderer Mann, der sich als Kanzler Farold vorstellt auf uns zu. Natürlich wollen sie mit Curatas sprechen, ihm noch mehr Informationen entlocken. Curatas zittert wieder, er weint übertrieben, er schützt sich durch Schwäche, um nicht noch einmal die Folter der Befragung über sich ergehen lassen in der Seele die Knechtschaft des Dreizehnköpfigen noch einmal über sich ergehen zu lassen. „Du bist sicher“, flüstere ich ihm zu, „so sicher wie du vielleicht lange nicht sein wirst.“ Mir ist bewusst, dass er sich dem Feldzug anschließen wird, auch wenn er es selbst noch nicht weiß. „Ach, was weißt du schon Kind“, flüstert er mir zu, „der Gräfin mit den schönen Augen vertraue ich, doch wer weiß welche Ziele die anderen verfolgen.“ „du bist sicher“, wiederhole ich und er hört ein bisschen auf zu zittern.
Er berichtet dem Kanzler und der Gräfin von vielen anderen Sachen. Ich erblicke eine alte Freundin, Rhavenna und eile auf sie zu. Ich kenne sie vom letzten Manöver und mag sie sehr. Natürlich fragt sie mich, wie meine Suche nach meinem Vater fortgeschritten ist und mir wird einmal mehr bewusst, dass ich mein Ziel nicht aus den Augen verlieren darf. Ich komme zurück und der Kanzler beschwert sich über die Störung. Als ich ihm von meiner Freundin berichte, spricht er: „Mir kommen gleich die Tränen.“ Wut flammt in mir auf, über diesen Mann, der Freundlichkeit vortäuscht, um aus einem alten Mann Informationen zu bekommen, die dieser nur unter vielleicht erleichternden Schmerzen preisgibt. Am liebsten will ich ihn verfluchen, doch meine Mutter lehrte mich einst, meine Kräfte nicht für solcherlei zu benutzen. Es schafft nur noch mehr Spannung, anstatt sie zu entladen und steht dem Ausgleich entgegen. So lasse ich mich bei Curatas lange über ihn aus, spüre Ischtars böse Energie auch in mir, so lange, bis sie wieder neutralisiert wird und ein Zufriedenheitsgefühl der Ausgeglichenheit wieder kommt.
Erst dann, auch nach einem langen Gespräch mit Botschafter Halgor über meine Religion, wo ich erstmals den Denkanstoß bekomme, dass der Dämon kein Wesen Ischtars ist, sondern ebenso wie die Feen einem ganz anderen Mächteverhältnis untersteht. Eine gewisse Erleichterung überkommt mich, als ich das höre. So kann ich denn die Götter unterstützen und mich dem Feldzug entgültig anschließen. Dann würde ich nie in die Verlegenheit kommen vielleicht etwas gegen meinen Vater zu tun. Von ganzem Herzen wünsche ich mir, dass es so sein wird, auch wenn ich weiß, dass ich die entgültige Weisheit erst in Gerland spüren werde... In dem Moment wo ich dort bin, werde ich spüren, was das Beste sein wird, um die Welt wieder in den Gleichklang zu bringen. Ich hoffe es werden sich noch andere meines Glaubens dort einfinden, denn meine Landsmänner hängen einer anderen Auslegung der Religion an, die sehr ihren Wünschen und Ängsten entspricht, ebenfalls einen Teil des Ganzen darstellt aber leider der Realität nicht entspricht. Trotzdem giert es mich mehr über ihr sogenanntes Pantheon zu erfahren und noch neue Aspekte der Götter kennen zu lernen.
Ich suche Curatas und bekomme dabei mit, dass einige Mannen in der Mine verschwunden sind. Orks halten sie fest, sie werden gefoltert. Ich möchte so gerne eine Unterstützung dabei sein, da die dunklen Energien dieses Ortes, in dieser allgemein dunklen Zeit des Ischtars wirklich nicht gut sind. Einen Moment überfällt mich Angst, eine seltsame Vorahnung, dass es mir vielleicht nicht gelingen wird das Unheil abzuwenden, eine Vision davon, dass vielleicht alles ins Dunkel stürzen wird.
Ich schüttle mich und biete dem obersten der Frosthier meine Hilfe an. Da sie aber nicht gebraucht zu werden scheint, suche ich weiter nach Curatas. Ich treffe ihn völlig aufgebracht. Er hat einige Blätter Papier bei sich und ist im Eiltempo auf dem Weg ins Zimmer der Königin. Ich folge ihm, als er auch schon dabei ist mit entschlossener Miene dort zu klopfen. Es öffnet einer der Reichsritter, er stellt sich als Lanhgoras vor. Ich rechne damit jetzt noch einmal der Geschichte von Curatas zu lauschen und tatsächlich ist dieser auch völlig am Schimpfen. Die Larhgoten hätten doch noch nicht einmal ein Lazarett und wollten sich in Gerland einfach so opfern, heult er. Man stellt uns viele Fragen, auch mir, wer ich denn sei, woher ich komme. Ich sage die Wahrheit, dass ich eine Priesterin des Ausgleichs bin, von einigen auch Hexen genannt und aus einem Walde Larhgos komme. Bisher ist es mir nie wichtig gewesen aus welcher Grafschaft ich stamme, schließlich ist das Lande eins, was interessiert es die Vögel, in welcher Grafschaft sie ihre Nistplätze sie bauen, solange das Land in Ausgewogenheit ist. Da man mich aber schon wiederholte Male danach gefragt hat, erkundige ich mich bei Curatas, der Mutter und mich oft besucht hatte. „Es ist an der Grenze Gerlands gewesen“, erklärt dieser und mir schaudert. Davon hat Mutter mir nie etwas gesagt.
Sie geben Curatas etwas beruhigendes zu trinken, das Wasser hat beinahe göttliche Ausstrahlung, dass er dort trinkt. Dann berichtet er wieder von all den Geschehnissen. Auch ich werde über meine Berufung ausgefragt und da ich mittlerweile mitbekommen habe, dass hier tief inmitten Larhgos der Glauben etwas anders interpretiert wird, erkläre ich ihnen bereitwillig vom Rad des Lebens, der heiligen Umarmung Ischtars und Alinas, die gleich eines Liebespaares, dass in Leidenschaft und Machtkampf sich umherwälzt und damit das Gute und das Böse der Welt beschreiben, von diesen beiden Energien die ich in mir zu fühlen gelernt habe, von den Dienern Cron, Lorghum und Irrschin, deren Energien gepaart mit denen des heiligen Paares für Klarheit und Verwirrung, Gerechtigkeit und Verblendung, Tod und Geburt sorgen. Und natürlich von dem Gehörnten, der um alles herum, mir immer der Liebste aller Götter gewesen ist. Sie hören interessiert zu. Die Königin spricht zu mir, ich solle nach dem Gerland-Feldzug doch einmal mit dem Konzil darüber sprechen und ich lächle zurück. Irgendjemand fragt mich: „Also betet Ihr Ischtar an.“ „Natürlich bete ich Ischtar an, ebenso wie Alina und ihre Diener, als Teil der Götterwelt, denn etwas Gutes kann nie ohne etwas Böses existieren“, erkläre ich ihnen und wundere mich, dass ihnen das natürlichste Prinzip der Welt nicht klar ist. Sie sehen aber zumindest ein, dass Ischtar nur durch Nicht-Nennung seines Namens nicht verschwindet.
Irgendwann verabschieden wir uns von den larhgotischen Obersten und ich bin wieder einmal froh, dass mir von den Göttern nicht die Aufgabe gegeben worden ist, über die Menschen zu herrschen und eine solche Bürde der Verantwortung auf meinen Schultern zu haben. Für den Ausgleich zu sorgen, ist schon schwierig genug.
Nachdem ich dem erschöpften Curatas ins Bett geholfen habe, gehe ich wieder in die Taverne. Ich nehme nun mein feinsäuberlich hergestelltes Pulver und mische es sämtlichen männlichen Larhgoten ins Bier oder in den Schnaps. Keiner bekommt es mit. Zufrieden gehe ich wieder zu Curatas. Nun dürfte mein Vater in der kommenden Nacht im Träume wieder klar werden darüber, dass er einstmals meine Mutter liebte und dass ich ihr, bis auf meine kleine Größe sehr ähnlich sehe. Vielleicht weiß er dann auch, dass er eine Tochter hat. Ich freue mich auf den nächsten Tag und begebe mich auf mein Zimmer.
Gräfin Gesa ist auf dem Zimmer, kurz darauf erscheinen auch Reichsritter Langhoras und ein Ritter namens Aurelan. Sie wollen mit mir sprechen. Ich spüre Ischtars Energie, etwas Dunkles liegt in der Luft und mir schaudert. Ich versuche mich auf Alina zu konzentrieren, auf dass sie mir Licht gibt in dieser dunklen Stunde, aber es gelingt mir nicht. Ich muss das Dunkle wohl erst einmal ertragen.
Sie fragen mich noch einmal zu meiner Religion und feinsäuberlich male ich ihnen das Zeichen auf. Sie vermuten, dass es sein könne, dass der Dämon nur nach Larhgo gekommen ist, weil sie Ischtar verleugnet haben und dass meine „Theorie“ von daher ja stimmen könne. Ich erkläre, dass es keine Theorie ist, sondern Energien, die in der Welt sind, die ich fühle, die wahrscheinlich jeder Mensch spüren kann, wenn er darin geschulter wird, dass es kein gedankliches Konzept und von daher für mich auch so schwer zu erklären ist.
Dann holen sie eine Gesetzesschrift hervor und lesen mir vor, dass Ischtar in Larhgo geächtet sei und die Anbetung von ihm dazu führen würde, dass man sofort sterben müsse. Ich blicke sie verwirrt an, ich bin starr vor Schreck und Durcheinander. „Aber wieso?“, frage ich laut, „er ist doch ein Teil von allem, nur wenn man etwas böses verleugnet verschwindet es doch nicht ganz. Ich liebe das Böse ja auch nicht, aber es ist da, es ist so, es ist ein Teil vom Ganzen.“
Sie versuchen es zu verstehen und fragen mich, was wäre wenn von 80 Larhgoten 79 nur Gutes tun, die „vier guten Götter“ anbeten würden und alles um sie herum schön und gut wäre, was ich dann tun würde. „Beobachten“, erwidere ich, „zunächst einmal beobachten, wenn alles schön und gut bleiben würde, würde ich es natürlich so belassen, meistens reguliert es sich aber von selbst, beispielsweise dadurch dass Neid und Zwietracht entstehen.“
„Es ergibt sich aber keine Änderung“, führt der Reichsritter fort. „Dann würden Spannungen entstehen“, erkläre ich weiter, „unentladene Spannungen gleich aufgestauter Wut, die wenn sie nicht ausgelebt wird, großen Schaden entstehen lässt. Um diese Erschütterungen zu vermeiden würde ich sehen, was es Böses in der Umgebung gibt, was man vielleicht als Ausgleich heran tragen würden. Und wenn da auch nichts wäre, würde ich um größere Erschütterungen zu vermeiden auch etwas böses tun.“ Ich hoffe, dass sie mich jetzt verstehen, wobei ich ihr Beispiel nicht gerade treffend finde, denn solche extremen Situationen gibt es auf der Welt nicht häufig, meistens gilt es nur kleinere Ausgleiche zu schaffen, wenn es sich nicht auch von selbst reguliert.
Einer von ihnen verschwindet, will zur Königin. Die andere, Gräfin Gesa, fragt mich wiederholt ob ich Ischtar abschwören würde. Ich gucke sie verwirrt an: „Inwiefern abschwören, wie soll ich denn abschwören, er ist doch ein Teil des allen. Ich kann gerne versprechen seinen Namen nie wieder zu nennen, wenn Ihr das wünscht, aber deswegen ist die Welt doch wie sie ist.“ Anscheinend begreifen sie nicht, dass es eine Sache der Energien und Gefühle ist, die es in der Welt gibt. Ich werde die Energien, die gute und die Böse doch immer spüren, ob ich sie Ischtar und Alina nenne oder anders. Begreifen die das denn nicht. „Rettet doch Euer Leben“, schreit sie mich an. „Ja, ich will doch auch nicht sterben“, stammle ich verwirrt, „ich habe doch noch nicht einmal etwas böses getan, warum sollte ich denn.“ Sie erwidern, dass es Gesetz sei und langsam dämmert mir, dass ihr Glaube einer des Kopfes ist, denn die Ordnung der Dinge ist doch wie sie ist.
Die Ritter kommen wieder und sagen, dass die Königin ihr Anliegen mich in ein Alina- Kloster zu sperren abgelehnt hat. Sie halten mich für verrückt. Langsam bekomme ich wirklich Todesängste. Panisch und starr kritzle ich auf meinem Papier herum und spüre Ischtar wie nie zuvor vor allem vom Reichsritter ausgehend. Sie fragen mich, wie ich sterben will, ich solle mich nieder knien um einen ehrenvollen Tod zu haben. Panisch rufe ich: „Nein, ich will nicht sterben, bitte nicht, ich schwöre doch ab, ich mache doch alles, aber ich will nicht sterben.“ Ich bin von Sinnen vor Angst, was machen diese Leute mit mir. „Dazu ist es zu spät“, erwidert Ritter Orelan. Wieder wollen sie, dass ich mich nieder kniee, wieder sage ich wie starr, dass ich nicht sterben will. Dann sagt der Reichsritter kalt: „Dann geht zu den Göttern.“ Ich sehe noch sein Gesicht, die braunen glänzenden beinahe schwarzen Augen, die Ischtar doch so nahe sind und sehe zwei Schwertklingen auf mich nieder sausen. Ein stechender Schmerz, die schwarzen Augen, sind das letzte, was ich von dieser Welt mitbekomme, ehe der Kreis des Todes mich aufnimmt.
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