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Meinung/Spielstile/GenerationLarp

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Generation Larp

Früher war alles besser. Nein, früher war alles anders. Nein, wir Larper waren schon immer so verschieden wie heute und die Teilung der Larpszene ... usw.

Unser Hobby hat nun schon ein paar Jahre auf dem Buckel und trotz allem Gerede können wir eine Sache nicht weg oder tot diskutieren. Wir sind mehr geworden und haben alle irgendwann mal angefangen. Ich bezeichne mich selber, seit ich mein Profil hier im Larpwiki angelegt habe, als Larper der zweieinhalbten Generation. Zeit zu erklären, was ich damit meinte.

Jeder Larper ist durch die Zeit geprägt worden, in der er angefangen hat und nicht Wenige, die ich kenne, bezeichnen heute noch ihren ersten Con als den besten, auf dem sie jemals waren, auch wenn die selber zugeben müssen, dass er objektiv gesehen vollkommener Schrott war. Deshalb und wegen der Umstände, warum man überhaupt mit Larp anfängt, unterteile ich Larper in Generationen, die einen bestimmten Zeitgeist widerspiegeln.

Die Vorsintflutlichen

Zeitrahmen: Von der Erschaffung der Erde durch das fliegende Spaghettimonster - ca. 1995
Nichts ist tot, was ewig liegt, bis die Zeit den Tod besiegt
Die ersten Molche (heute Dinosaurier) kriechen aus ihren Höhlen und Kellern und fangen an, AD&D, Heavy Metall und Satzvey zu vermischen und das Larp zu erschaffen. Manche erkennen darin den Sinn ihres Lebens und legen die Basis für unsere heutige Welt. Manche legen sich auch einfach nur wieder schlafen. All Hail to the mighty Tentacle.

Die Internet-Generation

Zeitrahmen: ca.1995-ca.1999
Nerds aller Länder vereinigt euch
Da die großen Alten, wie die meisten AD&D-Nerds, natürlich über gute Technikkenntnisse verfügen, schaffen sie die Infrastruktur, die erst den Aufstieg zur heutigen Glorie ermöglicht, welche so manchem Kaninchenzüchterverein versagt bleibt. Das Internet ward geboren und ob Larp das Internet, oder das Internet das Larp erschaffen hat, können heute nur noch die Ältesten der Alten sagen. Auf jeden Fall gibt es einen Larpkalender, in dem sich Orgas eintragen, es gibt Homepages von Larpvereinen und Einladungen per E-Mail. Damit findet sich eine Plattform, eine Gemeinsamkeit und alle feiern ihre kleine aber feine Szene am Rande der Gesellschaft. Und es gibt die ersten Larpläden. Ob Drachenei oder die Schatzkammer, Horden von Jugendlichen verprassen einen Großteil ihrer Zeit (und ihres Geldes) in diesen Läden. Es gibt Standards, wie eine Waffe auszusehen hat und wie eine Rüstung sein soll, unpassende oder unbequeme Meinungen werden per Mehrheitsentscheid aussortiert.

Die Freak-Hobby-Generation

Zeirahmen: ca. 1999 - ca. 2001
Die Entdeckung eines Selbstbewusstseins
Larp ist ein Hobby geworden. Es gibt Cons, auf die man gehen kann und Larpläden, in denen man sich mit Larpkrempel eindecken kann. Es ist immer noch nicht so verbreitet wie Pen&Paper, aber es ist ein reguläres, wenn auch freakiges Hobby. Viele Urban Legends machen die Runde über Larper, die als neonazistische Satanisten von dem örtlichen Dorfpfarrer exorziert werden, aber man findet einen gewissen Stolz darin, ein Außenseiter zu sein, denn das macht einen ja auch zu etwas Besonderem. Zwischen 90 und 95% aller Larper haben vorher Pen&Paper gespielt, sind durch die Einstiegsdroge auf den richtigen Stoff gekommen und nun etwas Besseres, als dieses ganzen blöden P&P-Futzis, die nicht aus ihren kleinen Kellern herauskommen.

Die Herr-der-Ringe-Generation

Zeitrahmen: ca. 2002- 2004
Welcome to Rivendale, Mister Baggins
Was die ersten drei Generationen nie für möglich gehalten hätten (und vielleicht auch nie gewollt hätten, wenn man sie fragen würde) trifft ein. Fantasy wird populär. OK, zugegeben, von Dungeon & Dragons (der Film) mit einem Jeremy Irons, der sich zwar Mühe gegeben hat, aber trotzdem nicht so recht wusste, was man da von ihm erwartet und der Elfe in der Bauchnabelrüstung bis zum Herrn der Ringe war es ein langer Weg, aber er wurde gegangen. Nun versuchte man dem Zeltplatzvermieter nicht mehr mit Sprüchen wie „Wir machen Ritterspiele“ Larp zu erklären, sondern man brauchte einfach nur noch zu sagen „Haben sie Herr der Ringe gesehen? Sowas spielen wir nach“. Plötzlich wusste der Wart des Schützenvereinsheims aus Niederbach an der Mosel was Orks sind und die geschminkte blöde Tussi neben einem auf der Schulbank mit den erklärten Lieblingshobbies Shoppen und Jungs hatte Sticker von Legolas und Arwen in ihrem Ordner. Mit den vielen neuen Larpern und dem Riesen-Boom kamen aber auch die Ängste der alten Generationen. „Bin ich denn noch etwas Besonderes, wenn jetzt alle Fantasy kennen?“ und „Was macht mich denn nun zu etwas Besserem als diese ganzen Neulinge?“. Nischen wie eigene Länder/Kampagnen, superviele Punkte und Powerfertigkeiten und ganz besonders tolle Gewandung (das böse A-Wort kam auf) wurden gefunden, besetzt und teilweise bis heute gegen jedweden Widerstand verteidigt.

Die WOW-Generation

Zeitrahmen: ca.2005 - 2008
Ich zeig dir mal, wie man richtig gamed
Es kam wie es kommen musste. Unser tolles Hobby, die Community, die die sich alle lieb hatten, wurde kommerziell. Kommerzielle Cons, Veranstalter und Larpläden, die das ganze nicht mehr nur aus Spaß am Hobby betrieben, sondern tatsächlich Geld und Profit aus der nun doch schon signifikant großen Gruppe schlagen wollten, hatten eine Zielgruppe gefunden, die WOW Spieler. Rücksichtslos wurden Orkmasken für Spielercharaktere verkauft und Erfahrungspunkte und magische Artefakte über Ebay verhökert. Während man die Herr der Ringe-Generation noch mit Vorsicht betrachtete, aber wenigstens ihren künstlerischen Anspruch zu würdigen wusste, schlugen die älteren Generationen nur noch die Hände über dem Kopf zusammen, als nun Neulinge Orks oder Trolle als Charaktere spielen wollten, weil sie ja so cool sind. Genauso wie bei der Herr der Ringe-Generation gab es doch tatsächlich Larper, die vorher noch nie Pen&Paper gespielt hatten und direkt zum Larp gekommen sind. Die großen Alten prophezeiten sogar, der Untergang des Abendlandes wäre gekommen, wann immer sie Sätze wie „Wir gamen zwei Mages“ oder „Komm, wir lassen uns noch von unserem Schammi buffen und dann gehen wir questen“ in Foren lasen oder auf Cons hörten. Nur ein Wort übernahmen sie schnell aus dem WOW-Sprech: Kacknewb!

Die LARP-Profi-Generation

Zeitrahmen: ca.2008 - heute
Beispiele, Bilder und Anleitungen findest du unter folgendem Link
Die Katzenwesen wurden von ihren Fressfeinden, den Forentrollen ausgerottet, die OHL setzt den Dresscode der Orks durch, die Großcons haben eine KiTa und unter so manchem Con steht "mit Unterstützung den Bundesamtes für Politische Bildung". Die Außenseiter-Freaks der letzten Generationen sind mit dem Studium fertig und nun respektable Richter, Ärzte, Anwälte oder Lehrer. Die Newbies können sich ins gemachte Nest setzen und der Wechsel von Schüler-/StudiVZ zum "LarperVZ" äh Ning ist fließend. Es gibt Richtlinien für alles und jeden und sobald man sich als Anfänger zu erkennen gibt, wird man direkt unter vielen helfenden Händen begraben und erst mal richtig eingenordet. Probleme entstehen lediglich, wenn man als 16 Jähriger auf seinem ersten Con plötzlich und unverhofft seinem, als NSC Ork verkleideten, Physik-/Englischlehrer gegenübersteht oder wagt eine der Meinungen zu haben, die in den letzten Jahren von der Community aussortiert wurden. Ersteres ist ähnlich peinlich, wie die Küsse von Omi oder Mutti vor den Kumpels, während zweiteres zu einem kontinuierlichen gemobbe führt, bis man endlich gleichgeschaltet ist. Man braucht in der schönen neuen Welt keine eigenen Fehler mehr zu machen, sondern kann von dem umfassenden Fehler- und Erfahrungsschatz genauso profitieren, wie von ihren Zelten und sonstigen Fundusgegenständen, ... Yay.

Die Überbevölkerung der Nischen!

Beobachtet um ca. 2010. Die Orks sind die neuen Gewandungsnazis. Neu-Orks, die nur eine Ungebil.de 3/4 Maske und modrige Kleidung und Rüstung tragen werden gemopt, als wären sie Tyron Nightfire persönlich. Derweil merken die alten Gewandungsnazis auf den Turniertagen, dass ihr A-Nische, in die sie sich vor dem HdR und WOW-Boom gerettet haben, nun schon vollkommen überfüllt ist und ziehen kurzerhand eine Mauer zwischen dem Polly Pocket Larp und den Babbsäcken. Hat man sich doch vorher noch mit seiner Rüstung von Wiedner, Seifert, Eysenkleider als etwas besonderes gefühlt, muss man sich nun dem C45-Boom geschlagen geben. Manche suchen verzweifelt noch tiefere Nischen, fliehen in andere Genres oder in die Larp-Rente aka Familiengründung und Kindererziehung ... andere nicht. Derweil hat bei den Anfängern die Stokessche Reibung eingesetzt, bei der sich im freien Fall die Geschwindigkeit nicht mehr erhöht und mehr oder weniger alles gleich bleibt ... bis irgendwann der Boden kommt.

Und wer jetzt denkt, er wäre besser als ein anderer, weil er sich in einer bestimmten Generation ansiedelt, hat garantiert kein Wort von dem verstanden, was ich sagen will.


Autoren: TobiasCronert
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