Die Opferregel
Im engeren Sinne einfach die Regel, daß der Spieler selbst entscheiden darf, ob, wann und wie sein Charakter stirbt.
Im erweitereten Sinne eine Regelphilosophie, die vor allem in punktelosen Regelwerken Anwendung findet.
Der "Täter" kann mit seinen Spiel-Handlungen keinen Reaktions-Zwang auf das/die "Opfer" ausüben. Das "Opfer" hat einen gewissen Handlungs- und Interpretations-Spielraum, den es ausnutzen darf, kann, und gerne auch soll. Aktionen des "Täters" besitzen keine Garantie bezüglich Erfolg und Wirkung, sondern stellen lediglich ein Angebot an das "Opfer" dar. Was das "Opfer" daraus macht ist (in vernünftigen Grenzen) dessen Sache und liegt nicht mehr im Ermessen des "Täters". Wenn der Magier einen Zauber darstellt und ihn der Bezauberte anders auffasst und (in den Augen des Magiers) "falsch" ausspielt, so ist das kein Fehler, sondern integraler Bestandteil dieser Spielauffassung. Die schlussendliche Wirkung einer Handlung wird immer von "Täter" und "Opfer" gemeinsam erzeugt. Das heißt auch: Je genauer der "Täter" den Effekt seiner Handlung haben möchte, desto eindeutiger bzw. besser muss er seine Handlungen ausführen/beschreiben/darstellen. Befürworter der Opferregel neigen allerdings auch als Täter dazu, ihrem Opfer einen breiten Spielraum für mögliche Reaktionen auf eine Aktion zu lassen.
Die Auslegung dieser Regel wird unterschiedlich gehandhabt. Manche leiten daraus die Möglichkeit ab, eine Spielaktion notfalls einfach zu ignorieren, andere sehen dagegen damit verbunden auch das Gebot irgendwas Sinnvolles als Alternative zu spielen. Im einen Fall würde z.B. das Opfer eines Meuchelangriffs einfach dessen Folgen nicht ausspielen(möglicherweise auch nur rückwirkend erklären, daß der Charakter noch lebt) im anderen Fall würde das Opfer entscheiden, daß der Charakter z.B. nur schwer verletzt, aber nicht tot ist. Im Interesse eines für alle sinnvollen Spielflusses ist letztere Methode zu bevorzugen. Durch Anwendung der Opferregel kann es, je nach Auslegung, zu Brüchen der Konsistenz der Spielwelt kommen. Verfechtern der Opferregel ist diese aber oft weniger wichtig, als lästigen OT-Streit über Charaktertötungen zu vermeiden.
Für wettbewerbsorientiertes Spiel mit Bedrohungsszenario ist die Opferregel naheliegenderweise nicht gut geeignet. Daher wird sie häufig von Anhängern dieser Spielweise abgelehnt.
Dieser Artikel ist keine "kanonische" Fassung der Opferregel. Er ist beschreibend und nicht maßgebend gedacht. Die Opferregel ist eine abstrakte Idee, die durchaus Varianten haben kann und immer einer konkreten Ausformulierung in einem Regelwerk bedarf. Entsprechend gilt sie natürlich nur dann, wenn sie ausdrücklich Bestandteil des Regelwerks ist. Wer sie dort anwendet, wo man nach anderen Regelphilosophien spielt, schummelt.
Allerdings gibt es auch Leute, die die Opferregel nicht als Regel, sondern als Tatsachenbeschreibung formulieren. Der Spieler entscheidet, ob der Charakter stirbt. Immer. Auch da wo es feste Regeln für den Charaktertod gibt, entscheidet der Spieler, sich an die Regel zu halten, oder nicht.
Meinungen zum Für und Wider der Opferregel werden unter Meinung/Charaktertod erörtert.
Siehe auch Tod