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LarpBeiGroßerHitze

LARP bei großer Hitze

Der Sommer 2003 hat gezeigt, dass Temperaturen jenseits der 30°C auch hierzulande möglich sind. Auch im Larp sollte bei extremer Hitze einiges im Spiel beachtet werden.

Sicherheit geht vor

Hitzschlag

Es gab schon Cons, wo die Hälfte aller SLs mit Hitzschlag ausgefallen ist. Das muss nicht sein. Wenn es extrem warm ist, sollte man schweißtreibende Aktionen auf den kühleren Abend verschieben. Große Schlachten mit unzähligen Vollplatten an High Noon sind gefährlich. Auch im Mittelalter war man sich der Problematik bewusst. Wenn die Sonne also gnadenlos brennt, keine großen Kämpfe anzetteln, sondern den Plot lieber in den schattigen Wald verlegen. IT-Verletzte, IT-Gefangene oder IT-Bewusstlose sollte man nicht in der prallen Sonne liegen lassen. Solltet ihr irgendwo IT liegenbleiben und es ist niemand da, der euch fortbringt, dann solltet ihr es mit dem Auspielen nicht zu ernst nehmen. Bewegt euch irgendwo in den Schatten und spielt da weiter aus. Dafür reißt euch niemand den Kopf ab.

Brandgefahr

Wenn es lange trocken ist, steigt die Brandgefahr. Dementsprechend solltet ihr eure Feuerstellen dann nicht zu nah am Wald machen (Funkenfluggefahr). Rauchen im Wald ist dann tabu. Ambientige LichtQuellen sollten sicher sein. Fackeln können zwar weiterhin das Lager ausleuchten, sollten aber nicht im Scharmützel oder im Wald getragen werden. Laternen mit Teelichtern sind schon sicherer. Sie gehen meistens sofort aus, wenn sie umkippen. Tipp: Wenn ihr euch bei eurer Laterne nicht sicher seid, macht mal einen Crashtest. ;-) Auch eine Idee: Die Laternen mit einer Batterie und einer kleinen Glühlampe ausstatten. Sieht man kaum und ist sicher.

Dehydrierung

Öfter mal mehr trinken. Man sollte trinken, bevor man Durst hat! Wenn man Durst hat, ist es meist schon zu spät, aber im Eifer des Gefechtes vergessen es die meisten. Ihr braucht viel Wasser wenn ihr schwitzt!

Am besten immer einen Wasserkanister im Zelt haben. Bei langen Expeditionen ausserhalb des Lagers NIE den WasserBehälter vergessen. Falls ihr im Sommer mal einen über den Durst trinken wollt, schaut, dass auch ein großer Teil antialkoholische Getränke dabei ist oder trinkt zumindest vor dem Schlafengehen nochmal eine Flasche Sprudel, denn wenn ihr dann durch den Rausch und spätes ins Bett Gehen bis 11 Uhr 'rum pennt, seid ihr dehydriert. Man kann ein bisschen überprüfen, ob man genug getrunken hat, indem man sich das, was man da so pinkelt, mal anschaut, das sollte in keinem Fall dunkelgelb sein. Umso dunkler der Urin, umso dringender muss Wasser getrunken werden.

Kleidung

Auch hier kann die Stoffwahl einiges ausmachen. So super es aussieht und vor Regen schützt, Loden ist bei Hitze absolut nicht zu empfehlen. Auch Lederkleidung (besonders glatte, schwarze) heizt gut auf, also besser nicht. Leichte Baumwolle ist aus Kostengründen nicht schlecht, ist sie aber durchgeschwitzt, klebt sie am Körper. Außerdem nimmt Baumwolle Gerüche sehr gut an. Am besten geeignet ist Leinen. Leinen ist leicht und macht Schweiß zu einem kleineren Problem. So kann man auch mehrere Kleidungschichten noch tragen. Am besten wäre es natürlich, wenn die unterste aus Leinen wäre.

Luftige Kleidung tragen! Eine weite, knöchellange Cotte beispielsweise hilft bei der Luftzirkulation und kühlt sehr gut. Man kann auch auf einen Gürtel verzichten, dann geht's sogar noch besser. Weite Hosen (ohne Beinwickel oder dergleichen) + weite Tunika bewähren sich auch. Beinlinge sind auch nicht schlecht. Die liegen zwar eng an, lassen sich aber runterkrempeln. Oder man verzichtet auf sie und hat mit der Bruche eine mittelalterliche, kurze Hose. Im Mittelalter waren übrigens bei heißem Wetter und schweißtreibender Arbeit Hemd und Bruche üblich.

Wollstoff ist nicht allzu schlecht bei Hitze. Die Erfahrung zeigt, dass man unter Hemd und leinengefütterter, wollener Schecke trocken bleibt. Der Schweiß verdunstet gerade durch. Wolle ist eben naturgemäß dazu gemacht, Säugetiere vor dem Wetter zu schützen. Es ist sehr merkwürdig, wenn man das Gefühl hat, man müsste eigentlich schwitzen wie ein Braten, es aber scheinbar nicht tut und erst am Flüssigkeitskonsum und daran, dass man nicht pinkeln muss merkt, dass man tatsächlich geschwitzt hat. Sollte man aber tatsächlich nicht pinkeln müssen, unbedingt mehr trinken!

Eine Kopfbedeckung ist bei heißem Wetter wichtiger denn je! Ein Hut (z.B. ein leichter Strohhut mit einer breiten Krempe) schützt sehr gut vor einem Sonnenstich. Und auch die Bundhauben zeigen wieder, wozu sie gut sind. Auch sie schützen vor dem Sonnenstich, und wenn man sie nass macht, entsteht Verdunstungskälte und man behält einen kühlen Kopf.

Schuhe machen bei heißem Wetter nicht allzuviel aus. So kann man sich eher darauf konzentrieren, ob sie ambientig sind. Etwas angenehmer sind natürlich Sandalen oder Bundschuhe. Barfüssler sollten etwas vorsichtig sein, Rasen ist zwar normalerweise angenehm, Sandboden oder Asphaltwege können aber auch ZU heiß sein.

Vergesst aber nicht, dass es nachts wieder kalt wird. Aus diesem Grund sollte man zusehen, dass nass geschwitzte Kleidung auch wieder trocknet. Idealerweise wechselt man seine Gewandung, wenn sie nass ist und hat eine für unter die Rüstung und eine für Abends.

Rüstung

Wenn ein kühles Lüftchen geht, ist Schuppe oder noch besser Kette keine schlechte Wahl, weil die viel atmungsaktiver als Platte sind. Generell heizen sich Metallrüstungen vor allem durch direkte Sonneneinstrahlung auf, deshalb ist über der Rüstung und eventuell sogar dem Helm getragener Stoff wie z.B. Wappenröcke eine gute Idee. Diese Mode wurde deshalb auch erst während und nach den Kreuzzügen in Nordeuropa populär.

Je blanker, desto besser. Wenn man ein paar Helme anfasst, die mal an der Sonne lagen, merkt man sofort, dass schwere, blanke Helme viel kühler sind. Für Topfhelme kann man ähnlich wie diese saudischen "Turbane" ein Stück Stoff mit einen Bändchen drumbinden, so wurde es auf den Kreuzzügen gemacht.

Zelt

Im heißen Zelt kann man nicht gut schlafen. Schon 10 Uhr in der Früh könnt ihr schnell Temperaturen jenseits der 40°C erreicht haben. Etwas angenehmer ist es, wenn ihr den Zelteingang offen lasst. Verdunstungskälte könnt ihr euch zunutze machen, indem ihr das Zeltdach oder Behältnisse aus Stoff, unglasiertem Ton oder Wildleder mit Wasser benetzt.

Die Stofffarbe macht extrem viel aus. Hier ist aber Weiß nicht unbedingt besser, da Farbe die Strahlung im gleichen Spektrum abhält und vor Sonnenbrand schützt. Insofern sind Schwarz und Rot eigentlich gar nicht mal schlecht, heizen aber entsprechend auf. Es sei denn, man hat einen Burnus, bei dem entsteht durch die Aufheizung im innern ein Durchzug von unten nach oben. Außerdem hat Schwarz noch den Vorteil, dass es Insekten nicht so magisch anzieht.

Verpflegung kühlen

Getränke könnt ihr im Zelt schlecht kühl halten, es sei denn, ihr habt eine Kühltasche. Ansonsten in den Wald bringen (aber bitte ambientig getarnt). Sollte der Con länger dauern, solltet ihr haltbares Essen mitbringen. Grillfleisch kann noch am selben Abend gegessen werden, danach kann es schon schlecht sein. Dosenfutter bietet sich hier an. Ein kleiner Bach oder Fluss auf dem Congelände kann gut als Kühltaschenersatz herhalten. Bitte darauf achten, dass nichts ausläuft und keine hässlichen Verpackungen zu sehen sind.

Anmerkung: Mehr noch als auf das Verstecken unambientiger Verpackungen muss man natürlich darauf achten, dass die Lebensmittel absolut wasserdicht eingepackt sind und nicht mit dem Bachwasser in Berührung kommen, da dies gesundheitsgefährdend sein könnte. Ich habe es nämlich schon erlebt, dass auf einem Con trotz vorhandenem Leitungswasser mit Bachwasser gekocht wurde. Resultat: All jene, die von dem Eintopf gegessen hatten, hatten sich einen Infekt zugezogen, einige mussten sich Gerüchten zufolge sogar im Krankenhaus behandeln lassen. 19.02.2006 -- SebastianMörz

Wer eine Kühltasche mitnimmt, kann auf Kühlakkus verzichten. Stattdessen kann man direkt Milch, Saft in Tetrapacks oder Mineralwasser in PET-Flaschen gefrieren und das in die Kühltasche legen. Erstens nimmt das weniger Platz weg, zweitens hält es länger kalt (größerer Eisblock) und drittens kann man es auch noch verbrauchen. Ein tiefgekühlter (-18 °C) Liter reicht für ca. einen Contag, wobei der Anreisetag auch eingerechnet werden muss. Apfelsaftschorle hat sich gut bewährt. Cola verliert beim Auftauen etwas Kohlensäure und schmeckt nicht mehr so toll. Optische Abstriche muss man bei Milch machen. Durch den Gefrierprozess setzt sich gerne Rahm ab, wodurch die Milch beim Auftauen flockig aussieht. Wenn man aber gleich morgens daraus einen guten Grieß- oder Haferberei macht, ist es egal. Vorsicht beim Einfrieren: wenn ihr die Tetrapacks gefriert, stellt sie in einer Plastikschüssel in die Tiefkühltruhe oder in einen sogenannten Gefrierbeutel, den ihr zuknotet. Nur für den Fall der Fälle, dass es das Teil zerreißt (was bisher noch nie passiert ist). Und bei den PET-Flaschen vorher ein bisschen Wasser abgießen, damit es Platz zum Ausdehnen hat. WICHTIG: Immer nur kurz die Kühltruhe öffnen und nie offen stehen lassen.

Falls man auf dem Zeltplatz Löcher ausheben darf, kann man bei längeren Cons auch einen kleinen Kühlschrank bauen: halben Meter tiefes Loch graben, dort eine Wanne mit Wasser rein und da dann die gut eingepackten Lebensmittel rein, oben mit Brettern abdecken. Die Grasnarbe sollte man hierzu sauber ausstechen und irgendwo lagern (dabei das regelmässige Bewässern nicht vergessen) und nachher das Ganze wieder mit Erde verfüllen und die Grasnarbe obendrauf und wieder gut wässern, damit sie anwächst.

Eine weitere Möglichkeit der Kühlung ist ein Sack Holzkohle, diese befeuchten und darin die zu kühlenden Gegestände legen und dann ab in die Sonne damit. Hierbei darf die Kohle aber weder schwimmen noch ganz trocken werden. Vielleicht probiert ihr das im Vorhinein selber mal aus.

Eine weitere Möglichkeit ist, sofern ihr ein Zelt ohne festen Boden und ein Feldbett habt, eine Decke über das Feldbett zu legen, so dass sie mit dem Boden halbwegs abschließt. Getränke und (eingeschweißtes) Fleisch kann man dadurch angenehm kühl halten. Um das Ganze noch kälter zu machen, kann man auch ein wenig Wasser darübersprühen. Den physikalischen Effekt der Verdunstungskälte kann man sich auch gut zu Nutze machen, indem man ein Geschirrtuch gut mit Wasser tränkt, um es dann z.B. auf einen Kasten Bier oder Sprudel zu legen.

Moderne Hilfsmittel

Der Mensch im Mittelalter war sehr viel mehr draußen, als wir es heute sind und entsprechend mehr gewohnt. Von daher sollte man durchaus auf moderne Hilfsmittel zurückgreifen, wenn es um die Gesundheit geht. Zu allererst sei hier Sonnencreme genannt! Diese ist eigentlich unverzichtbar bei Sonne, denn sie schützt vor Sonnenbrand und krebserregender UV-Strahlung. Wichtig: Nachcremen. Dann durchaus mal electrolyt Getränke, also sogenannte Sportdrinks trinken. Die sind zwar auch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber bei starkem Schwitzen, doch besser als reines Wasser. Und dann gibt es auch Funktionswäsche fuer heißes Wetter (Stichwort: under armour heat gear) Diese ist entwickelt worden, um unter Sportrüstung den Körper im angemessenen Temperaturbereich zu halten.

Wie der Profi-Camper kann man in nicht sichbaren Bereichen auf moderne Technik zurückgreifen. Propangas-betriebene Camping-Kühlschränke sind teuer und die Anschaffung extra fürs Larp lohnt sich nicht, aber wenn man sich einen vom Onkel ausleihen kann, sicher eine tolle Sache. Der Gasverbrauch hält sich sehr in Grenzen und die Kühlwirkung ist recht vernünftig. Leider sind sie nie sonderlich groß und max. auf eine Familie Mutter, Vater, Kinder ausgelegt. Damit kann man keine Larpergruppe versorgen.


Autoren: ThiloTrapp, ChristianSpalthoff, MartinS, TobiasHaller, SeeGras, RobertWaldhans, TobiasBrinkmann, ChristianK
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