Das mit dem Opa ist so nur die halbe Wahrheit, denn da gab es auch die Kinder, die sich ein rosa Deckchen auf den Rasen ausgebreitet hatten und mit zierlichen Kännchen, Tässchen und tatsächlich echtem Tee eine Teetime spielten und dabei sich mühten möglichst so zu wirken, als seien sie in einer heilen Welt oder die Jenigen, die tagelang mit ihrer Modellbahn spielten - obwohl die eigendlich nur aus einem einfachen Oval mit einer einzigen Lok und ein par Waggons bestand (einige wenige bauten das dann zu einem wahren Monster von Modellbahnanlage aus und simulierten dann mit über dreißig Weichen und massenhaft Waggons und Loks echte Rangieraktionen mit Abrollberg und so 'nem Kram...).
Es ist nun mal unter anderem auch eine Geschmacksfrage, was man spielt. Da gibt es High-Power-High-Fantasy-LARPs, in denen der Weltuntergang ständig kurz bevor steht aber nie eintritt, Hardcore-PvP-Schlachtencons, wo man höchst überascht ist, wenn man den gleichen Char auscheckt, mit dem man eingecheckt hat, Ambientefeiercons, wo man sich einfach nur trifft und feiert (so ganz ohne Plot) und es gibt da noch sehr viele andere Richtungen, die alle bespielt werden.
Und dann ist es ja selbst im Star Trek auch noch so, dass die noch die Borg, die Ferengi, die Klingonen, die Cardassianer und noch einige Spezies mehr haben, die eigendlich auch ständig damit drohen, den kompletten Alphaquadranten zu überrennen (einige mit Handel, andere mit Diplomatie, wieder andere einfach durch Waffengewalt). Gerade auch im Star Trek ist so ziemlich alles drinn, was es an Handlungsweisen geben könnte.
Ich war allerdings noch nicht auf einem Star Trek Live und weis deshalb auch nicht, ob die das alles auch bespielen, was dieses Genre eigendlich ausmacht (es gibt ja auch im Fantasybereich Akademiecons, Hofhaltungen und reine Feiercons, wo man mit dem "dreckigen" Teil des Genres überhaupt nicht in Kontakt kommt).
--Allan Wegan, 30.05.2004
Vielleicht hilft dem ein oder anderen von uns ja auch gerade das (aggressive) ausleben der "dunklen Triebe", im RealLife ein besserer -oder zumindest der aufgedrückten Norm entsprechender- Homo sapiens sapiens zu sein bzw. werden. So im Stil der Urschrei-Therapie oder dieser neckischen Spielchen von wegen: ihr seid ein Paar, ihr habt ein Problem - hier habt ihr zwei Schaumstoffkeulen und nun schlagt erstmal kräftig aufeinander ein, dann geht's gleich wieder besser.... Außerdem - der Böse zu sein oder zumindest unter die nach wie vor beliebte Kategorie GebrochenerHeld zu fallen ist irgendwo auch einfacher und effizienter, denn im Gegensatz zum Hollywood-Kino gewinnt in der Realität das Böse, da es nicht durch dieselben einschränkenden Regeln, wie die "Guten" eingeschränkt ist. Was natürlich wieder die alte Frage aufwerfen könnte: sind Gute, die die Regeln brechen, um das Böse zu bezwingen noch gut...aber das würde hier zu weit führen. (Kirk und die 1. Direktive, tztztz :]) Wie sieht das auf den StarTrek-Con's eigentlich mit "echten" Cardassianern aus? Kleine, rechthaberische Rassisten mit stehendem Heer und einem Hang zum Versklaven, wenn ich mich recht entsinne? Wie ist Spocks legendäres Zitat aus der in Deutschland nie offiziell gesendeten Classic-Folge "Patterns of Force" zu deuten, wenn er lapidar zu seinem Käpt'n meint: "You made be a good nazi."
Dabei darf man aber nicht vergessen, daß gerade die Moral auch in Systemen wie etwa Shadowrun eine nicht geringe Bedeutung hat, auch wenn sie den meisten auf den ersten Blick verborgen bleibt. Ein guter Teil der Shadowrunner wird gerade wegen ihrer noch nicht von den allmächtigen Konzernen (oder Drachen) korrumpierten Moral in die Illegalität getrieben - und wenn du einem Moralcodex folgst, der Ehre und Loyalität keine Bedeutung beimißt, dann machen deine Chummer ganz schnell kurzen Prozeß mit dieser Kreatur.
Und letztlich bedeutet es wohl für die meisten, die diesem Hobby frönen, eine zu große Anstrengung -bei all dem, was eh schon von ihnen erwartet wird- dabei auch noch den Versuch zu unternehmen, moralisch ein Überflieger zu sein.
Und einen hab ich noch: in wie vielen der StarTrek-Movies mußte mal eben die welt vor der Zerstörung durch andere gerettet werden? Na gut, zwei: wie oft spielt das Plot-Element "Kampf" eine Rolle in den mittlerweile sechs Serien, die innerhalb dieses Universums spielen? Live long and prosper --Einhard, Sternzeit 09/07/2004
Konflikt != Kampf. Star Trek propagiert, dass Gewalt keine Lösung ist und immer nur das allerletzte Mittel sein darf. - Section31, 10.07.2004
Also die angeblich sooo schlimm unmoralische Welt im larp hab ich noch nicht erlebt. Eigendlich das Gegenteil. Die meisten Charaktere werden doch durch die Spieler dahinter geprägt und da wird sselten kurzer Prozess gemacht, sondern immer viel Diskutiert und geredet. Die wirkliche brutalität und Menschenverachtung in einer Fantasy Welt ist doch was anderes als wenn man nach der Schlacht einen trinken geht. Erstens kann man solche Situationen nciht mit modernen Kriegen vergleichen, indenen ja auch moderne Menschen kämpfen (nicht falsch verstehen). Denn in einer Fantasy Welt oder auch im realen mittelalter waren die Einstellungen gegenüber Tod und Krieg ne ganz andere und das Leben an sich viel rauer und abgestumpfter. klar hatten die warscheinlich auch alle psychische Schäden im heutigen sinne, aber da wurd halt die frau begraben und am nächsten Tag trotzdem das Feld beackert, oder nach der Schlacht halt eben gefeiert, weil man selber noch am Leben war. Das war aus damaliger sihct ganz normal und grad für Ritter, helden etc. war der krieg und auch der Heldentod etwas anstrebsames und man konnte dem Tod auch dem eigenen, sehr gelassen entgegensehen. Das war oftmals auf einen festen Glauben begründet. Im Larp kommt noch dazu, dass ja sehr sehr wenige Charaktere wirklich sterben, es also auch sehr wenig Anlass zum Trauern gibt, sondern mehr zum feiern.
ich find das also mehr als nur passend was so generell im Larp abgeht. Schließlich sind die meisten Charaktere die aufm Schlachtfeld stehen keine armen Bauern oder Schüler wie oftmals im wahren leben, sondern Krieger, die sich ganz bewusst für diese Sache entschieden haben und auch schon etliche "Metzelorgien" mitgemacht haben. Da erwarte ich keinen Nervenzusammenbruch, nur weil der Spieler, wenn er in so einer Situation wäre einen hätte.
MfG Nator
"Ich stelle die provokante These auf, dass das Leid im LARP nicht ausreichend grauenhaft dargestellt und schon allein dadurch romantisiert wird. Oder wer von den Larpern käme auf die Idee, mal an einem 2.WK-Reenactment in Dünkirchen mitzumachen (ja, das gibt's und das ist dreckig!)? Ich denke, es würde vielen Leuten mal die Augen öffnen. Vielleicht würden sich dann einige mal überlegen, ob sie einen TodesStoß? setzen, wenn ihnen dabei das warme Blut ins Gesicht spritzt."
Das kann ich zum Teil bestätigen. Ich bemühe mich, die Wundversorgung so realitisch wie möglich aussehen zu lassen (arbeite dabei mit echtem Fleisch und Knochen und Kunstblut). Das Ergebnis: Ich habe schon öfter mitbekommen, daß sich Spieler nicht bei mir heilen lassen wollten, da ihnen das zu eklig war. Das jemand den Gedanken soweit geführt hätte, daß er dewegen auch Quellen der Verwundung (wie z.B. Schlachten) meidet, habe ich jedoch zumindest noch nicht bemerkt. Laslo