„ER weilet unter uns!" „Zu allen Zeiten!“
Die Geschichte des Ceridentums
Inhaltsverzeichnis
Von der Schöpfung und ihrem Fall
Der Eine erschuf die Menschen und die Welt. Als Beschützer und Bewahrer seiner Schöpfung erschuf er die Gotteskinder. Nach vollbrachtem Werk überließ der Eine seine Schöpfung den Gotteskindern. Er schuf diese dienstbaren Wesen, um die Sonne über den Himmel zu leiten, den Regen zu bringen und die Früchte des Feldes wachsen zu lassen. Bozephalus, eines der Gotteskinder, sollte den Menschen die Weisheit lehren. Er lehrte zu Anfang den Menschen die Jagd, das Feuermachen, den Ackerbau, die Schrift und die Kräuterkunde. So schufen die Menschen damit eine gottgefällige Kultur und begannen über sich hinauszuwachsen. Denn es ist den Menschen eigen, Neues zu schaffen, darin sind sie das Abbild ihres Schöpfers. Bozephalus aber sah, daß ihn seine Schüler eines Tages überflügeln würden, und wurde neidisch. Am liebsten würde er die Menschen wieder dumm machen, aber dies hätte seiner Natur als Lehrmeister wiedersprochen. Also begann er die Menschen die schlechten Dinge zu lehren: Er lehrte sie die Lüge, den Verrat, die List, die Heimtücke und schließlich gar die Magie. Für diese Gaben war der Mensch aber noch nicht reif genug, und Krieg und Chaos überzogen die Welt. Die anderen Gotteskinder, welche beharrlich die Schöpfung behüteten, stiftete der Irrlehrer an, sich selbst zu Göttern emporzuschwingen und sich von den schwachen Menschen anbeten zu lassen.
Der Ursprung des Ceridentums
Als der Eine dieses Frevels gewahr wurde, wollte er die Welt strafen und ließ seinem göttlichen Zorn freien Lauf. Nur wenige Menschen waren noch, die den Versuchungen der falschen Götter nicht erlegen waren, und einer unter ihnen war Ceridon. Vor etwa tausend Jahren stieg er auf den höchsten Berg des heutigen Friedlands empor und schrie zum Einen hinauf, er möge Gnade und Vergebung walten lassen. Als der Eine aber sah, daß es doch noch aufrechte Menschen auf Erden gab, stieg Er hernieder und offenbarte sich Ceridon, der so großen Mut bewiesen hatte. Er handelte mit seinem aufrechten Knecht einen Kontrakt aus: Wenn es ihm gelänge, die Menschen zum Guten zu bekehren, so daß sie von ihren falschen Götzen abschwörten, dann werde sich der Eine nicht von der Welt abwenden, sondern sich erbarmen und die Seelen der Aufrechten zu sich nehmen. So ging der tapfere Ceridon hin und verkündete den Willen des Einen, durch hingebungsvolle Predigt wie auch durch Feuer und Schwert. Der Eine sendet von Zeit zu Zeit seine Zeichen, Propheten und Heiligen, um die Menschen an seinen Kontrakt zu erinnern.
Hilarius, der Erleuchtete
Vor über hundert Jahren wirkte in Lyrien und Friedland der Prophet Hilarius. Er hatte in einer göttlichen Vision den Willen des Einen geschaut: Die Kirche sollte erneuert werden, die Ceridenheit mußte wieder zu den alten Werten zurückfinden. Er selbst nannte sich aber den achten und letzten Propheten - er sei der letzte göttliche Fingerzeig vor der schicksalshaften Entscheidung, die der Eine über die Menschheit fällen würde! In nur wenigen Jahren sammelte der charismatische Hilarius sechs Jünger um sich, darunter auch hohe Vertreter der alten Geistlichkeit. So konnten die Kirche und mit ihr die Gläubigen fast vollständig reformiert werden. Hilarius brachte den Menschen die sieben Manifeste des wahren Glaubens, die seitdem die verbindliche Grundlage für jeden Ceriden sind. Ceridon und Hilarius sind in der ceridischen Religion gleichberechtigte Größen. Allerdings erfreut sich die Verehrung des letzten Propheten inzwischen größerer Beliebtheit, da die Zeit seines Wirkens den heutigen Menschen näher ist.
Das Jenseits und die Wiedergeburt
Wenn ein Mensch stirbt, schickt der Eine seine Himmelswesen, um ihn mit der Seelenwaage zu prüfen. Hat er sich bewährt, so darf die Seele ins göttliche Paradies Einzug halten. Fühlt er sich zu höherem berufen, so gewährt ihm der Eine die Möglichkeit, in höherem Range auf Erden zurückzukehren, um sich erneut zu beweisen. Denn im Jenseits findet die Seele den verheißungsvollen Platz, den sie schon im Diesseits eingenommen hatte. Der Diener ist auch im Jenseits ein Diener, nur daß ihn hier Zuversicht und Anerkennung erfüllen. Der Herr jedoch wird auch im Jenseits ein Herr sein, und um so mehr das göttliche Antlitz schauen. Die Seelen aber, die schwach waren und wankelmütig, die werden zur Läuterung wieder auf Erden geschickt und als niederste Knechte geboren. Solche Seelen aber, die sich schon auf Erden ganz und gar dem Bösen verschrieben haben und seinen tückischen Verlockungen erlegen sind, stürzen in das kalte Nichts und sind für die Schöpfung verloren. Damit erleiden Schöpfung und Ceridenheit jedesmal eine böse Niederlage. Einige der Verdorbensten der Gefallenen hält zwar Bozephalus noch vom Sturz in die Finsternis ab, reiht sie aber als willenlose Sklaven der Vernichtung in seine Legionen ein."
Die lyrisch-ceridische Kirche und ihre Struktur
Die lyrisch-ceridische Kirche ist von Hilarius vollständig erneuert worden. Wichtigstes Werk der Ceriden ist das Luxarium (oder die Lumina Prima), die gesammelten heiligen Texte des Hilarius und seiner Jünger. Die Ceriden machen sich von ihrem Gott kein Bild, wie es die Heiden mit ihren Götzen tun. Das ursprüngliche Zeichen des Einen ist seit Ceridons Zeiten das Auge. Denn der Eine blickt wachsam auf die Menschen, um sie in guten und schlechten Zeiten zu leiten. Seit Hilarius wirken wird auch das Kreuz verwendet, es symbolisiert die vier Himmelsrichtungen, in die sich die Mission der Ceriden erstrecken soll. Am häufigsten findet man deshlab das cerdidische Augenkreuz, ein Kreuz, von dessen Schnittpunkt das Auge blickt. Im Gegensatz zu der Priesterschaft anderer Religionen enthält sich die Kirche der Ceriden nicht der weltlichen Macht. Vielmehr sind hohe geistliche Würdenträger auch oft mächtige weltliche Herren. Durch die Verknüpfung beider Gewalten, glauben die Ceriden, können die Kirchenväter ihre Mission besser erfüllen. Die Kirche ihrerseits ist aufgeteilt in verschiedene Orden, von denen sich die größten meist auf einen der sechs Jünger des Hilarius zurückführen lassen, und die jeweils verschiedene Aspekte der Religion betonen.
Die wichtigsten Heiligen der Kirche
Hilarius als Erleuchteter des Einen und Erneuerer des Ceridentums nimmt den höchsten Rang unter den Heiligen ein. Seine sechs Jünger folgen in der Rangfolge direkt nach ihm. Sie führten sein Werk fort und gründeten die heutige ceridische Kirche. Alle Orden der Kirche gehen direkt auf die Gründung durch einen Jünger zurück oder beziehen sich auf einen dieser. Die sechs Jünger des Hilarius sind:
Aurelius, der Bewahrer
Er ist der Gründer der heutigen heiligen Kirche und der Hilariusiten. Sein Zeichen ist die Schriftrolle. Aurelius war ursprünglich ein altceridischer Abt und der erste Jünger des Hilarius. Er hat die vollständigsten Aufzeichnungen von Leben und Lehre des letzten Propheten verfaßt.
Cadorus, der Ankläger
Er gründete die Bannkreuzer und die Inquisiton. Meist wird er mit einer brennenden Fackel dargestellt. Cadorus hatte im Auftrag der altceridischen Kirche Hilarius vor Gericht gestellt, der als falscher Prophet angeklagt worden war. Am Ende des einjährigen Prozesses stand jedoch kein Schuldspruch - Cadorus wurde von Hilarius bekehrt und zu einem seiner glühensten Anhänger. Cadorus war der letzte Jünger: Seine Bekehrung markiert den Wendepunkt in der Mission Hilarii, die schließlich auch innerhalb der altceridischen Kirche auf allgemeine Anerkennung stieß und sie vollständig reformierte.
Pretorius, der Reisende
Inspirierte die Pretoriusaner zu ihrem Orden. In Darstellungen ist er an seinem typischen Wanderstab erkennbar, den heute noch die Bischöfe und Äbte als Zeichen ihrer Mission tragen. Pretorius ließ alles hinter sich, um die Weisung Hilarii wortgetreu zu erfüllen: Auf seinen langen und gefahrvollen Wanderungen verkündete er das Wort des Einen bis an sein Lebensende. Er ist der Schutzpatron aller Reisender.
Severinius, der Wächter
Die Templer von Reutin beziehen sich auf ihn und verstehen sich als die Beschützer der Kirche. Ihr Zeichen ist der Schild. Severinius verteidigte Hilarius mit seinem Leben, als dessen Feinde ihn vor das Kirchengericht stellen wollten.
Wladislaw, der Krieger
Die Schwertbrüder beziehen sich auf diesen Heiligen und sehen sich als die trutzige Faust des Ceridentums. Ihr Symbol ist das Schwert. Wladislaw brachte die Mission mit dem Schwert voran und bekämpfte die Ungläubigen unter Ceriden und Heiden, die dem Wort des Hilarius keinen Glauben schenken wollten. Wladislaw ist auch der Schutzheilige Wolkowiens.
Lucretia, die Kunstvolle
Der Orden der Lucretianerinnen führt sich auf das Wirken dieser Heiligen zurück. Lucretia sah ihren Auftrag darin, die Welt als Paradies auf Erden zu gestalten - denn dies wird das Diesseits sein, wenn die Menschheit einst bekehrt ist. Ihr Ordensymbol ist die Rose als Ausdruck der Vollkommenheit. Lucretia ist die Schutzheilige aller Musiker, Künstler und Kunsthandwerker.
Weitere Heilige
Daneben gibt es eine Vielzahl weiterere Heiliger. Einige der Wichtigsten seien hier kurz genannt:
St. Spiridon: Zweiter der Propheten der mit seinen Jüngern das erste Mal das Ceridentum über die Grenzen des Heiligen Landes getragen hat
Maternus: wichtigster lokaler (Schutz-)Heiliger in Oschenheim.
Swidbert: Missionar Oschenheims
Raimundus wichtiger lokaler Heiliger in Aldland und im Kantenland.
Die Heilige Clara Vom Ceridentum in Anspruch genommene Heilige, verehrt vor allem auf dem Grosscon Epic Empires .
Weitere Details finden sich auf der Übersicht zu den Heiligen der ceridischen Kirche
Ceridische Orden
Die Gefolgsleute des Heiligen Hilarius sind allesamt als Ordensstifter in Erscheinung getreten, die von ihnen gegründeten Orden sind wie folgt:
- Der Orden in Memento St. Hilarii, oder die Hilariusiten (Der Kopf der Kirche)
- Der Orden von St. Cadori dem Ankläger, oder die Bannkreuzer (Der Schutz des Glaubens)
- Die Schwesternschaft in Memento Lucretiae, oder die Lucretianerinnen (Der Glanz des Glaubens)
- Die Bruderschaft vom Schwert des heiligen Wladislaw zu Wolkowien, oder die Schwertbrüder (Das Schwert der Kirche)
- Der Orden vom Schild St. Severin, oder die Templer von Reutin (Das Schild der Kirche)
- der kirchlich nicht anerkannte Orden der Pretorisianer
Daneben existieren eine Vielzahl verschiedener anderer kleiner Orden und Laiengemeinschaften regionaler Heiliger, die aber meist nur ein einzelnes Kloster unterhalten oder sogar nur einen losen Verbund darstellen. Einige wichtige seien hier noch genannt:
- Der Ordo Medicae, der vor allem in Castoso weit verbreitet ist
- Der Orden des Heiligen Raimundus aus Aldland
- Der Orden der Victorianer aus Dascon
weitere Details finden sich bei der Übersicht zu den ceridischen Orden
Was es heißt ein Ceride zu sein
Ceriden und andere „Götter“
Die Ceriden sind - erst recht seit Hilarius' Predigten - eifrige Missionare, denn sie wissen, daß nur ihre Taten die Welt vor dem Untergang zu retten vermögen. Bozephalus aber lauert noch immer. Sein Wirken ist es, daß böse Geister und Dämonen die Sterblichen heimsuchen und daß dunkle Götter sich erheben. Natürlich dürfen die Ceriden keine anderen Götter dulden, glauben sie doch, daß diese Kinder des Einen Verrat an der Schöpfung begangen haben und die Menschen verwirren. Sie glauben aber an deren Existenz. Den Anhängern von anderen, „guten“ Gottheiten begegnen reisende Ceriden oft mit einem gewissen missionarischem Eifer - schließlich haben diese armen Seelen noch nichts vom wahren heilbringenden Glauben gehört und könnten ja überzeugt werden!
Magie und Ceriden
Magie wird allgemein unter den Ceriden als Werkzeug des Bösen angesehen. Sie muß gemieden, wenn nicht sogar bekämpft werden. Die meisten Ceriden meiden lediglich die Zauberei, nur der Orden der Bannkreuzer verfolgt sie durch die heilige Inquisition aktiv. Deshalb ist es sehr gefährlich, sich in den Einflußbereichen der ceridischen Kirche zur Magie zu bekennen. Magie ist die Krone der Schöpfung und sollte dem Menschen erst gegeben werden, wenn er reif dafür ist. Doch Bozephalus gab sie dem Menschen schon vor der Zeit, um damit Chaos und Vernichtung in die Welt zu bringen. Ceridische Priester beherrschen selbstverständlich keine Art der Magie, wiewohl der Eine sie vor den Machenschaften seines Gegners Bozephalus beschützt und ihnen deshalb die Fähigkeit gegeben hat, die unheilige Magie zu bekämpfen.
Liturgie
Die hochoffizielle Begrüßungsoder auch Segnungsformel unter Ceriden lautet: „ER weilet unter uns!“, woraufhin der Angesprochene antwortet: „Zu allen Zeiten!“. Die Sechs und die Sieben sind den Ceriden heilige Zahlen, während die Neun, eine umgedrehte Sechs, als unheilbringende Zahl des Bozephalus gilt. Ein wichtiges liturgisches Instrument in den Gottesdiensten ist außerdem das Auge, in dem sich eine Kerze entzünden läßt. In den Meßfeiern bringen die Priester dem Volk den Glauben nahe, da nur die wenigsten in der Lage sind, selbst die heiligen Schriften zu lesen. Heiligenkärtchen sind ein wichtiger Bestandteil ceridischer Frömmigkeit. Zu besonderen Anlässen, in Gottesdiensten und zu Feiertagen werden diese handgemalten Heiligenbildchen von Geistlichen an die Gläubigen verteilt. Nach allgemeinem Glauben bekämpfen die Arten alle Karten von Übel, darunter auch Magie, denn die gute Kraft des Eynen wohnt den gesegneten Ikonen inne. Es ist bei den wolkowischen Ceriden Brauch, im Haus eine Altarecke einzurichten, wo die Kärtchen aufgehangen werden. Den Heiligen wird verschiedenes segensreiches Wirken nachgesagt:
- Severinius: Allgemeiner Schutz (vor Feinden, wilden Tieren), Verteidigung, häuslich, defensiv
- Lucretia: Gelingen von Handwerk, Kunst, Musik, Liebe
- Wladislav: Kampf, Mut, Tapferkeit, offensiv
- Cadorus: Wahrheitstreue, Anklage, Schutz vor Behexung und Wahnsinn, väterliche Zucht
- Pretorius: Schutz auf Wanderschaft und Reise
- Aurelius: Entscheidungshilfe, klarer Wegweiser, Durchblick, Gelehrsamkeit, Knotenlöser
- Hilarius: Gegen und für alles gut.
Die Karten werden in den Klöstern von Mönchen hergestellt und von Priestern geweiht. Auf der Vorderseite zeigen sie einen Jünger des Hilarius mit seinen typischen Insignien, auf der Rückseite oft ein kurzes Gebet, welches das Wirken des Schutzheiligen beschreibt.
Sünde und Buße
Die Ceriden kennen keine Sündenvergebung auf Erden. Der Eine wird mit seiner Seelenwaage die guten und die schlechten Taten einer Seele gegeneinander aufwiegen. Schlechte Taten können also nur durch gute Taten vor dem Richterstuhl des Einen wieder ausgeglichen werden, und darauf sind fromme Ceriden auch stets bedacht. Die studierten Geistlichen sind dabie Experten im Aufrechnen von Sünden und Sühnetaten. Wer also im Sinne der Manifeste und sonstigen Weisungen gesündigt hat, der bringt seine Untaten in der Wägung dem Priester vor. Dieser entscheidet dann, welche Wiedergutmachung der Sünder zu leisten hat. Im alltäglichen Bereich ist dies oft eine Entschädigung des etwaigen Opfers, hängt also mit ganz profanem Recht zusammen. Bei größeren Verfehlungen werden als Buße gerne Pilgerfahrten auferlegt. Eine schwere Sühne (oder auch Vorsorge für das Seelenheil) ist die Auferlegung einer Mission: Ritter und Geistliche geloben bisweilen eine Reise in ferne heidnische Länder, um den Menschen dort das Licht des Glaubens zu bringen. Solche Missionsreisen können ganz friedlicher Natur sein oder in blutigen Kreuzzügen enden. Immer jedoch ist die Buße mit Gebeten verbunden, die die Geistlichen den Gläubigen auferlegen, um den Beistand der Heiligen zu erflehen. Eine kleine Spende an die örtliche Kirche gilt als Selbstverständlichkeit, je nach Vermögen des Gläubigen, auf dem Land auch oft in Naturalien. Nach ceridischer Glaubenslehre ist alles Handeln und Denken Sünde, was gegen die Sieben Manifeste verstößt, welche die verbindliche Richtlinie für jeden Gläubigen sind. Bezeichnend für die Manifeste ist, daß hier kaum die grundlegenden sozialen Umgangsformen geregelt werden: Von Diebstahl, Mord und Totschlag, Ehebruch oder Lüge ist hier nicht explizit die Rede. Solche Umgangsformen und Verstöße dagegen werden im allgemeinen Zivil- und Strafrecht geregelt, das im Volk oft mündlich überliefert und schriftlich von Geistlichen festgehalten ist. Auch ein übler Mordbrenner (insbesondere gegen Heiden) kann ohne weiteres ein guter Ceride sein. Jeder Mensch ist im vierten, zentralen Manifest aktiv aufgefordert, den wahren Glauben zu verbreiten. Viele Verstöße können als Verstoß gegen dieses Gebot interpretiert werden. Sehr auffällig sind die beiden Manifeste, die das Feudalsystem stützen und wie kein anderes deutlich in das Zusammenleben der Menschen eingreifen - ein besonderes Anliegen des Ceridentums, weshalb diese Religion bei den Mächtigen auch so beliebt ist. Die Manifeste behandeln aber weniger Sünde der Menschen gegeneinander, sondern vielmehr die Verfehlung des Menschen dem Einen gegenüber. Natürlich kann auch jede Sünde unter Menschen als Sünde gegen den Einen interpretiert werden - je nach Bedarf und Zeitgeist.
Die sieben Manifeste des wahren Glaubens
Diese einfachen Glaubensregeln sind die Essenz der Predigten des Hilarius. Sie stellen die Basis der modernen Theologie dar, und jeder Ceride sollte sie auswendig kennen.
- Gebe Deinem Gott keinen Namen, denn Er ist der Einzige und Wahre.
- Scheide das Gute wohl vom Bösen, damit Du sicher wandelst auf dem Pfad der Tugend.
- Meide Hexerey und Zauberey, denn sie störet die Ordnung der Welten und ist das Werk des Bozephalus.
- Helfe Deinem Nächsten den wahren Glauben zu erkennen, damit auch er der Weisheit des Einen teilhaftig werde.
- Beschütze Deine Begünstigten so wie auch der Eine Dich beschützet, denn der Starke hat die Pflicht, den Schwachen zu schirmen.
- Gehorche Deinem Oberen wie Du dem Einen gehorchen mußt, denn Er ist der Herr der Herren.
- Erstrebe die Gunst des Einen, denn Er ist der ewige Richter über Leben und Jenseits.
Pilgerwesen
Friedland ist das Heilige Land der Ceriden, da hier sowohl Ceridon als auch Hilarius gewirkt haben, ebenso wie viele Propheten und Heilige. Natürlich gibt es gerade hier viele Pilgerstätten, und auf Friedlands Landstraßen sind Pilger ein alltägliches Bild. Die beschwerlichste Pilgerreise ist die Besteigung des Heiligen Berges, auf dem Ceridon nach alter Überlieferung den Kontrakt mit dem Einen ausgehandelt hatte. Auf dem Gipfel des Berges gibt es ein Kloster, in dem auch ein Fetzen des legendären Teppichs Ceridons aufbewahrt wird. Alle sieben Jahre findet auf dem unzugänglichen Berg die Schau der heiligen Reliquie statt, und eine Pilgerreise zu diesem Ereignis gilt als besonders seligmachend. Zu dieser Pilgerstätte bringen bevorzugt reiche Kaufleute ihren kostbaren Verhandlungsteppich, um ihn an diesem heiligen Ort segnen zu lassen: Das bringt Glück und Erfolg. Die Geburts- und Todesstätten der Jünger Hilarii, soweit sie bekannt sind, erfreuen sich beim einfachen Volk hoher Beliebtheit als Wallfahrtsziel. Außerdem werden überall im Land, vor allem in den Städten, Reliquien der Heiligen aufbewahrt. Die Kirchen, in denen diese Reliquien aufbewahrt werden, sind für die arme, kaum reisende Landbevölkerung gut erreichbare Ziele. Zu hohen Feiertagen werden diese Reliquien aus den Schreinen geholt und in prächtigen Prozessionen durch die Stadt getragen, damit das Volk des Segens der Heiligen teilhaftig wird. Pilger sind in Lyrien allgegenwärtig. Man erkennt sie oft an ihren Reisehüten, auf denen sie die Pilgerzeichen der verschiedenen Städte und Heiligen Orte tragen, die sie schon besucht haben. Eine Pilgerreise ist nicht zuletzt deswegen eine schwere Buße, da Haus und Hof zurückgelassen und der Verwandtschaft anvertraut werden müssen, und die fehlende Arbeitskraft können sich einfache Bauern meist nicht leisten. Außerdem sind an den hohen Feiertagen und Reliquienschauen die Städte bis zum Bersten überfüllt und beherbergen teilweise sogar mehr Pilger als Einwohner. Solche frommen Massenaufläufe haben lokale Nahrungsmittelknappheit und teilweise unzumutbare Lebensbedingungen in den viel zu engen Städten zur Folge - eine Pilgerreise ist also kein Zuckerschlecken, auch wenn sie eine der wenigen Gelegenheiten ist, in der auch einfache seßhafte Leute einmal im Land herumkommen.
Die Teppichpilger
Als Ceridon mit dem Eynen auf dem Heiligen Berg verhandelte, breitete er zuvor (wie es eben bei den alten Nomaden Sitte war) seinen Teppich aus und bat den Eynen, sich mit ihm darauf niederzulassen und mit ihm den Kontrakt zu schließen. Aus dieser jedem ceridischen Kind wohlbekannten Geschichte hat sich ein reges Brauchtum um den Teppich entwickelt. Verhandlungen aller Art werden traditionell auf einem Teppich begangen, je größer und prächtiger, umso besser. Reiche Leute nehmen zu diesem Zweck einen ihrer Teppiche von der Wand oder haben einen eigenen Verhandlungsteppich. Selbst ärmere Leute besitzen zu diesem Zweck einen einfachen Teppich. Für Geschäftsleute und Hochzeiter ist der persönliche Teppich eine Selbstverständlichkeit, und wenn ein Familien- oder Sippenrat wichtige Entscheidungen zu treffen hat, dann bleiben alle Beteiligten solange „auf dem Teppich“, bis der Entschluß steht. Die Verhandlung abzubrechen und den Teppich zu verlassen ist eine grobe Unverfrohrenheit. Die Wolkowen haben diesen Brauch noch sehr urtümlich erhalten und setzen sich dazu tatsächlich auf den Boden, während die Lyrier heutzutage auf den Teppich auch Sitzgelegenheiten oder Tische stellen. Bei den Reichsten hat sich daher die Sitte entwickelt, ständig einen Teppich am Boden liegen zu haben. Die friedländischen Teppichknüpfer sind so zu großem Ansehen gelangt, denn jeder fromme Ceride möchte gerne einen Teppich aus dem Heiligen Land sein Eigen nennen. Vor allem Kaufleute nehmen auch entbehrungsreiche Pilgerreisen zum Heiligen Berg auf sich, um im dortigen Heiligtum ihren Teppich segnen zu lassen. In diesem Heiligtum wird von Mönchen auch ein Fetzen vom Teppich des Ceridon aufbewahrt. Alle sieben Jahre wird diese heilige Reliquie dem Volk auf dem Gipfel des Berges gezeigt. Eine Pilgerreise zu dieser Reliquienschau gilt als besonders seligmachend.
Kirchenfeste und Feiertage
Das Ceridonsfest war früher das höchste Fest der Ceriden. An sechs Tagen gedenkt man noch heute der sechs Streiter des Ceridon, und am Ceridonstag selbst muß jeder zuhause sein. Der festlich geschmückte und mit Gaben versehene Teppich steht im Mittelpunkt des Hauses. Der Tag wird zunächst in stiller Andacht verbracht: Die Gläubigen eifern Ceridon nach und wollen ihren eigenen Kontrakt mit dem Eynen schließen. Am Abend gibt es dann ein rauschendes Fest. Heute wird vor allem während der Vorbereitungszeit auch gearbeitet, obwohl in dieser Woche allerhand außergewöhnliche Bräuche gepflegt werden. Vor allem Vertragsabschlüsse und Hochzeiten werden gerne in der Woche des Ceridonfestes begangen, und nicht zuletzt deswegen ist die ganze Woche von feierlichem Brauchtum erfüllt. Seit Hilarii Wirken hat das Erleuchtungsfest den Platz des höchsten Kirchenfestes eingenommen. Hier wird Hilarii Erleuchtung und sein segensreiches Wirken gefeiert. Eine Woche lang ruht die Arbeit, bis auf die nötigsten Verrichtungen, man feiert an jedem Tag einen anderen Jünger des Hilarius. Das ganze Land steht auf dem Kopf, da allerorten die Kirchen ihren jeweiligen Schutzpatron feiern und sich mit großem Pomp nicht zurückhalten. Vor allem am heiligsten Tag im Jahr, am Erleuchtungstag, kennt der Kirchenprunk keine Grenzen: Die kostbarsten Sakralgegenstände werden aus den Kirchen nach draußen getragen und dem Volk vorgeführt, und es gibt die größten Prozessionen im ganzen Jahreslauf. Die entrückten Gläubigen erleben häufiger als sonst Wundererscheinungen. Traditionell werden neue Priester in der Erleuchtungswoche geweiht. Das Winterfest ist eigentlich ein alter heidnischer Brauch, der von den nordischen Einwanderern übernommen und schließlich ceridisiert wurde. Man feiert vor allem in der ländlichen Bevölkerung in wilden Riten die Austreibung der bösen Geister des Winters, welche in bunten Schauspielen dargestellt wird. An diesem Tag vergnügt man sich in ekstatischen Tänzen zu lauter Musik und heftigem Geschepper, welches schließlich die Geister vertreiben und den Frühling herbeirufen soll.
Religiöse Bildung in Lyrien
Warum das Bildungssystem im ceridischen Lyrien und Friedland fast ganz in den Händen der Kirche liegt, zeigt sich nicht zuletzt in der Bedeutung des Erleuchtungsritus. Die Lehre der Jünger Hilarii gebietet, daß der Gläubige in den wichtigsten Glaubensgrundlagen gefestigt ist, bevor er als vollwertiger Ceride gelten kann. Hilarius hat immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dem Wortlaut der göttlichen Weisungen zu folgen. Die theologische Bildung hängt natürlich ganz wesentlich vom Stand des Gläubigen ab: Auch hier zeigt sich die enge Anlehnung des Ceridentums an das Ständesystem. Adelige Kinder und Jugendliche werden von teilweise wandernden Hofgeistlichen in die Mysterien des Glaubens eingeführt. Damit sich die Kinder später auch selbständig dem Studium der Heiligen Schriften widmen können, bringen die Mönche und Priester ihnen oft das Lesen und sogar das Schreiben bei. Da es beim Adel üblich ist, die Knaben recht früh intensiv in der Waffenkunst zu unterweisen, sind es traditionell die Mädchen, die sich auf die Schriftlichkeit besser verstehen. Kinder höheren Standes, die ins Kloster geschickt werden, lernen auf jeden Fall Lesen und Schreiben und werden oft in weiteren frommen Künsten wie Buchmalerei und (geistlicher) Musik ausgebildet, Künste also, die dabei helfen, die Botschaft des Glaubens in vielfacher Form zu erhalten. Besonders die Lucretianerinnen kümmern sich um diese Aspekte der Ausbildung. Die ceridische Bildungselite stellen also die Mönche und Priester dar. Aufgrund ihrer eher seltenen Fähigkeiten werden sie auch oft für weltliche Belange, zum Beispiel als Notare und Rechtsgelehrte, herangezogen. Manche Klöster bilden ihre Mönche sehr gezielt auch in solchen „Nebenfächern“ aus. Kinder niederen Standes werden kaum einmal in der Schriftkunst unterwiesen. Sie hören in den Gottesdiensten das Wort des Einen und werden vor allem im Winter, wenn die landwirtschaftlichen Arbeiten eher ruhen, ab und zu in die „Sonntagsschule“ der örtlichen Kirche geschickt, wo ihnen der Priester Geschichten aus den Heiligen Schriften vorliest. Das breite Volk wird also mit mündlicher Überlieferung missioniert.
Das Erleuchtungsritual
Hilarius wurde vom Einen erleuchtet, und damit begann sein Wirken unter den Gläubigen. Hilarius sagte selbst, er sei „durch Feuer und Wasser“ gegangen, daher werden diese Elemente auch im Erleuchtungsritual eingesetzt. Erleuchtet werden können prinzipiell nur Erwachsene, da das Verständnis der wesentlichen Glaubensinhalte Voraussetzung dafür ist. Bei Ceriden, die mit dieser Religion aufwachsen, erfolgt die Erleuchtung meist im Jugendalter. Natürlich ist die in den Schriften beschriebene Erleuchtung des Hilarius nicht vergleichbar mit diesem Ritual, das offiziell die Aufnahme in die ceridische Glaubensgemeinschaft bedeutet. Der „erleuchtete“ Ceride hat - anders als der Heilige Hilarius - meist noch nicht den Stein der Weisen gefunden, aber er ist in seinem Glauben gefestigt und hat den rechten Weg erkannt. In diesen letzten Tagen des Weltalters ist es da durchaus gerechtfertigt, von „Erleuchtung“ zu sprechen. Generell wird angestrebt, die Erleuchtung möglichst früh im Leben des jungen Menschen stattfinden zu lassen, damit er als vollwertiger Ceride vor den Einen treten kann. Kindstaufen gibt es aber nicht. Falls ein nichterleuchteter Ceride stirbt (zum Beispiel als Kind), gehen die Theologen davon aus, daß die unschuldige Seele wieder in den Kreislauf des Lebens zurückgeführt wird - noch konnte sie sich keine bewußten Verdienste erringen, und die Seelenwaage bleibt bei solchen Fällen wohl im Gleichgewicht. Ein „ungetaufter“ Ceride ist also nicht automatisch ein Fang für Bozephalus. Das Erleuchtungsritual wird dann begangen, wenn der Priester erkennt, daß der junge Gläubige bereit dafür ist. Besonders die pompösen Erleuchtungsrituale der Adeligen werden gerne auch in der Erleuchtungswoche, den höchsten Feiertagen des Ceridentums, gefeiert. Das können sich aber nur die Reichsten leisten, da die Kirche hier großzügige Spenden erwartet. In einem festgelegten Schema empfindet der Priester mit dem Täufling die Szene nach, in der Cadorus von Hilarius während des Verhörs bekehrt wurde. Der Proband übernimmt dabei die Rolle des noch unbekehrten Cadorus: Er stellt dem Priester, dem Darsteller des Hilarius, vorher festgelegte, theologische (Fang-)Fragen. Der Priester beantwortet die Fragen mit den Sieben Manifesten. Am Ende gibt der Täufling zu erkennen, daß ihn die Antworten des Priesters überzeugt haben: Er ist „bekehrt“ und damit ein vollwertiger Ceride. Der Wortlaut und die Reihenfolge der Fragen des Gläubigen und der Antworten des Priesters sind festgelegt. Üblicherweise legt der zu Erleuchtende ein einfaches weißes, ungegürtetes Leinengewand an (das den Ärmeren von der Kirche gestellt wird) und erinnert so an Hilarius, der in diesem einfachen Aufzug, kurz nach seiner Erleuchtung, zum ersten Mal dem Aurelius begegnete. Der zu Erleuchtende verbringt einige Zeit in abgeschiedener Meditation. Der Priester zitiert feierlich die Geschichte von der Erleuchtung Hilarii. Es werden eine Schale mit Feuer und eine Schale mit Wasser bereitgestellt. Der Gläubige muß seine Hand nun in Feuer und Wasser legen und vollzieht so die Läuterung des Hilarius nach. Dann wird ein gemeinsames Gebet gesprochen, und die älteren Verwandten und Freunde des Täuflings beschenken diesen mit kleinen, persönlichen Gaben. Damit entlassen sie symbolisch den Erleuchteten aus der religiösen Unmündigkeit. Für den Priester ist das eine Gelegenheit, dem Gläubigen sein erstes Heiligenbildchen zu überreichen. Danach ist das Ritual vollendet, und je nach Vermögen des nun vollwertigen Ceriden wird ein mehr oder weniger rauschendes Fest abgehalten.
Das Zölibat der Geistlichen
Es gibt in den Schriften der Jünger kein Indiz dafür, daß sich Hilarius mit Frauen einließ. Es gibt allerdings auch keine dementsprechende Weisung des Propheten, dies nicht zu tun. Der Zölibatszwang der ceridischen Geistlichen beruht ganz allein auf der Tatsache, daß legitime Kinder eines vermögenden Geistlichen ihr Erbe einklagen könnten und der Kirchenbesitz auf diese Weise geschmälert würde. In der ceridischen Theologie gibt es keine Schöpfungsgeschichte und keinen Sündenfall, der den Mann über die Frau stellt. Die grundsätzlich patriarchalische Gesellschaftsstruktur ist also nicht religiös motiviert. Es ist ceridischen Priestern durchaus gestattet, Frauen zu haben, eine legitime Ehe bleibt ihnen jedoch verwehrt. Dies führt natürlich zu einem halbseidenen Ansehen von Priester-Frauen, so daß das Idealbild des Geistlichen das des zölibatären und enthaltsamen Mannes bleibt. Freiwilliges zölibatäres Leben ohne eigene Familie wird seit jeher als Zeichen großer Hingabe gedeutet.
Altceriden
Vor Hilarius berief sich der ceridische Kult ganz auf Ceridon und die anderen Propheten. Heutzutage ist die Religion fast vollständig reformiert: Die alten Schriften werden nicht obsolet, seit Hilarius jedoch neu gedeutet. In manchen Gegenden gibt es aber immer noch Ceriden, die aus unterschiedlichsten Gründen den Propheten Hilarius nicht vollständig anerkennen. Alle Altceriden sind sich darüber einig, daß Hilarius nicht der letzte Prophet war - sie erwarten sogar noch weitere! So beziehen sich die Altceriden vor allem auf Ceridon und nutzen als Symbol das Auge. Sie haben statt 7 Manifesten eine Vielzahl an komplexen Regeln und Bräuche, die sich aus den Überlieferungen der Propheten herleiten. Altceriden und "Reformierte" beäugen sich dabei oft kritisch und mit gewisser Abneigung, achten aber den gemeinsamen Glauben.
Ismiten
Ismet ist in der Zeit als der Eyne die Welt zerstören wollte ein Schüler Ceridons gewesen. Er schloss sich (der ismitischen Überlieferung nach) als erster dem Glauben an den Eynen an und verbreitete die Lehre in den in seiner Heimat weit südlich von Friedland, Ald- und Kantenland. Daher erkennen die Ismiten Ceridon als ersten Propheten des Eynen an. Für sie sind daher die Altceriden, die sie „Kinder Ceridons“ nennen, keine extremen Heiden sondern Brüder im Geiste, denen die Berichte Ceridons nicht sauber überliefert wurden. Die reformierten Ceriden sind für die Ismiten aber eine neue Sekte, die die Lehre an den Eynen vollkommen verdreht darstellt. Sie nenne diese „Hilaristen“. Jedoch erkennen sie in einigen ceridischen Heilige das Handeln des Eynen und sind so auch an den Pilgerstätten und Reliquien dieser interessiert.
Einige erbauliche Geschichten
Die Erleuchtung des Hilarius
Über Hilarii Herkunft und Vorgeschichte ist so gut wie nichts bekannt. Er begegnet uns zum ersten Mal in den Schriften, als er im Kloster des Aurelius auftritt. Hilarius selbst redet so gut wie gar nicht über seine Vorgeschichte, nur in einem kurzen Absatz bei Aurelius findet sich eine umso berühmtere Schilderung der Erleuchtung des Propheten. Hilarius selbst war weder des Lesens noch des Schreibens mächtig und offensichtlich ein Mann aus einfachen Verhältnissen. Daß er trotzdem jede kleinste Stelle in den Heiligen Schriften kannte, ist schließlich das Indiz gewesen, daß er ein vom Eynen erfüllter Prophet war. Er selbst bezeichnete sich als den letzten Prophet und Sprachrohr des Eynen, der die Menschen auf den rechten Weg führen sollte. Er sah sich selbst als Werkzeug seines Gottes, als Flamme, die andere Feuer entfachen sollte. Nach eigenen Angaben ist er „durch Feuer und Wasser gegangen“, eine Textstelle, die unterschiedlich interpretiert wird. So gibt es die Episode, in der er durch die Fluten des Fjorn schritt, und in diesen vom Eynen geläutert und berufen wurde. Als er dann erleuchtet wurde, erfüllte ihn das Feuer der Erkenntnis.
Die Bekehrung des Aurelius
Aurelius war ein altceridischer Mönch aus adeligem Hause, der schließlich Abt geworden war. Er war der berufenste Schriftgelehrte seiner Zeit und hat sein Leben lang die Erleuchtung gesucht, die er in der Schrift nicht finden konnte. Aurelius ist Hilarii erster Jünger gewesen und gleichzeitig auch derjenige, der am meisten über Hilarius aufgeschrieben hat. Seine Aufzeichnungen zum Leben und den Lehren des Hilarius sind die ausführlichsten, wobei manche Jünger auch gar keine schriftlichen Dokumente hinterlassen haben. Von ihm ist die Episode überliefert, wie er zum ersten Mal Hilarius begegnete: Seit langen Jahren schon suchte Aurelius die Erleuchtung, auf weiten Pilgerreisen, in den Schriften, an den Höfen der Kirchenväter. Schließlich beschäftigt ihn nur noch eine einzige Frage. Keiner seiner Mönche kann sie ihm beantworten, und über die Verzweiflung wird Aurelius langsam wahnsinnig. Als er wieder einmal mitten in der Messe jene Frage nach dem Wesen des Seins stellt, bricht er die Liturgie ab und läuft außer sich aus der Kirche. Doch in der Kirchentür steht Hilarius, ein einfacher Mann in der Kleidung eines Reisenden, der ihm ruhig und bestimmt, so wie er stets redete, die Antwort auf seine Frage gab. Aurelius wurde von Zuversicht und Erleuchtung erfüllt und sofort erkannte der Heilige, daß dies der Prophet des Eynen war und nahm ihn in seinem Haus auf, wo er ihn an seinem Tisch bewirtete und sein erster Nachfolger wurde.
Die Bekehrung des Cadorus
Cadorus war der letzte Jünger des Hilarius, und neben Aurelius der zweite altceridische Geistliche, der dem Propheten folgen sollte. Deshalb ist die moderne Kirche das Werk dieser beiden einflußreichen Kirchenmänner, die den Kult von innen reformiert und in der Folge die beiden größten Orden hervorgebracht haben. Nachdem Hilarius einige Zeit gewirkt hatte und viele Menschen auf ihn aufmerksam wurden, mußten sich auch die Mächtigen mit dem Auftreten des Propheten auseinandersetzen. Nicht nur die Tatsache, daß Hilarius sich als Prophet bezeichnete, sondern vor allem, daß er sich als der letzte Prophet bezeichnete, stieß den altceridischen Kirchenvätern auf. Selbst als schon viele Menschen dem Wort des Hilarius glaubten und mit ihm den Anbruch einer neuen Zeit feierten, waren die alten Priester noch mißtrauisch. Der Inquisitor Cadorus wurde mit der Aufgabe betraut, dem „Hilarius-Problem“ auf den Grund zu gehen. Er war als scharfsinniger Theologe und glühender Verfechter des altceridischen Glaubens bekannt. Er wollte den Propheten vor aller Welt bloßstellen, um dem schon allzu begeisterten Volk aufzuzeigen, daß es sich nur um einen Scharlatan und Häretiker handelte. Also wurde ihm Hilarius in einem öffentlichen Schauprozeß vorgeführt. Doch was als schnelle Verhandlung und Aburteilung geplant war, entwickelte sich zum langwierigen Prozeß, der immer mehr einem theologischen Disput glich. Da Cadorus vom wahren Glauben erfüllt war, konnte er Hilarius nicht einfach unter scheinheiligen Vorhaltungen verurteilen, sondern wollte diesem faszinierenden Mann ganz auf die Schliche kommen. Cadorus stellte Hilarius eine theologische Frage nach der anderen, und Hilarius beantwortete mit klarem Wort jede von ihnen, viele auf ungewöhnliche Art, ließ sich von Fangfragen nicht beirren und entgegnete seinem Richter in einer Weise, wie dieser es noch nie erlebt hatte. Der Prozeß zog sich über ein Jahr hin und wurde fast schon zu einer stehenden Einrichtung. Wegen dem vielen Volk, das den Schauplatz belagerte, fand das Verhör schließlich abgeschieden statt, doch das lockte nur noch mehr Neugierige an, die das Wort des Propheten hören wollten. Schon gab es auch innerhalb der Kirche Anhänger des Propheten, und Priester und sogar Bischöfe drängten sich, um dem Verlauf der Verhandlung zu folgen. Als schließlich nach einem Jahr und einem Tag Cadorus seine letzte Frage stellte und Hilarius auch diese beantwortete, zerriß der Inquisitor die Prozeßakten, trat vor die Menge und warf die Fetzen unter das Volk. Noch heute ist dieser historische Ausspruch allgegenwärtig, als Cadorus zu der Menge sprach: „Sehet, dies ist wahrlich der Prophet des Eynen.“ und ihm nachfolgte. In kürzester Zeit wurde so fast die gesamte Kirche zum Neu-Ceridentum reformiert, die als Zeichen ihrer Erneuerung seitdem neben dem Auge das Kreuz als Symbol benutzt. Wären die Prozeßakten erhalten geblieben, sie wären wohl ein vollständiger Leitfaden für den Ceriden, aus dem Mund des Propheten selbst, wortgetreu von den protokollierenden Mönchen festgehalten. Leider sind jedoch nur wenige Fetzen von dem damaligen Ereignis erhalten geblieben, und es ist jedesmal wieder eine Sensation, wenn neue Fragmente auftauchen.
Die Bekehrung des Severinius
Severinius wird der vorletzte Jünger des Hilarius. Hilarius und seine Anhänger verweilen gerade am Hof des Severinius, wo dieser dem Propheten Unterkunft gewährt. Als die Häscher des Cadorus auf der Bildfläche erscheinen und die Herausgabe des „falschen Propheten“ fordern, stellt sich Severinius selbst in voller Rüstung den Bütteln in den Weg. Hilarius will sich freiwillig den Soldaten stellen, da löst sich ein Armbrustbolzen von der Sehne, der auf den Propheten angelegt ist. Doch Severinius hat das Attentat bemerkt und fängt das Geschoß mit seinem Schild ab. Seitdem ist Severinius der Schutzheilige der Kirche, die Armbrust jedoch als unceridische Waffe geächtet. Um die Person jenes Armbrustschützen ranken sich auch einige Geschichten.
Der Treue Wladislav
Wladislav war einst ein Leibwächter eines mächtigen Podins und wurde zum heisesten Verehrer Hilarius und zu seinem ersten Kämpen für den wahren Glauben. Doch dies ist eine andere Geschichte und soll zu einem anderem Zeitpunkt erzählt werden. Diese Geschichte dreht sich um die Treue Wladislav zum heiligen Land und zu seinem Volk. Als Hilarius zum Einen berufen wurde, gründete Wladislav zusammen mit seinem Glaubensbruder Severinus den Orden von Schwert und Schild zum Trutz und Schutz des wahren Glaubens. Als nun die Dracconianer, die ebenfalls Ceriden waren, aber Hilarius noch nicht als Prophet anerkannt hatten, in das heilige Land einmarschierten, beschloß der Rat der sechs Jünger nicht dagegen einzuschreiten. Es sollte zuerst durch friedliche Verhandlungen versucht werden die gefährliche Krise in den Griff zu bekommen. Wladislav aber beschloß gegen den Willen seiner Brüder einen Aufstand der Wolkoven anzuführen. Durch seinen eisernen Willen und sein Kampfgeschick schaffte er es, die Wolkoven zu einen und die Dracconianer von der Wahrhaftigkeit des Heiligen Hilarius zu überzeugen. Heldenhaft starb er in einem Hinterhalt und wurde zum ersten Märtyrer des neuen Ceridentums. Viele Legenden und Geschichten ranken sich um die Heldentaten Wladislavs und seine Treue zu seinem Volk. Bei den Dracconianern gilt er wegen seiner Heldenhaftigkeit noch heute als beliebter Heiliger und in Friedland ist er Heiliger und Volksheld zugleich.