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Bericht Holo-Con II In Herbstein

Like a bridge under troubled water - Bericht vom Holo-Con 2002

Freitag

Fulda, Gleis 38 (Angeber). Wir sitzen in der Regionalbahn nach Lauterbach und sehen mit Entsetzen, wie ca. 40 Kinder große Reisetaschen das Gleis entlangschleifen, erst die kleinen Dünnen, weiter hinten die kleinen Dicken.

"Wo ist der Con?" : "Feriendorf Herbstein."
"Die werden doch wohl nicht..."
"Standen da nicht auch Phaser-Übungen auf dem Programm? Das wären dann bewegliche Ziele."
"Sollte man da nur auf 'desintegration' stellen. Kinder machen oft die schrecklichsten Flecken."

In unserem Gepäck: zwei Brückentests, euphemistisch "Simulation" genannt, schwierig wie unser Humor schwarz. Aber schließlich sollen die Teilnehmer auch was lernen.

Zu unserer Erleichterung blieb die Baggage im Zug. Und irgendwo im Nirgendwo landeten sogar zwei Shuttles, um uns zur Akademie zu bringen. Wir wählten Viktors Galaxy-Class und kamen sicher eskortiert an unserem Ziel an. Das Ausbilder-Quartier im Haupthaus war luxuriös, schade, dass wir nur die wenigen Nachtstunden darin verbringen konnten.

Den Rest des Abends verbrachten wir im Medienraum - äh - auf dem Holodeck, um Umgebung für die Simulation aufzubauen - äh - zu programmieren: ein Beamer, ein Laptop, zwei Videokameras, ein Videorekorder, ein Minidisc-Recorder mit Mikrophon, viele Meter Kabel und fast ebensoviel Meter grauer Stoff wurden unter tatkräftiger Unterstützung von Wolf-"das löten wir halt schnell"-ram in die Raumschiffbrücke der USS Tin Can[1] verwandelt. Auch die Leute von der USS Ecliptic trudeln ein, die uns outtime als NSCs und intime als "Bewerter aus der Praxis" unterstützen.

Zwischendurch hielten wir noch einen kurzen Vortrag als Einführung in die Simulation (damit die Spieler zumindest wissen, wie ein Schwimmzug aussieht, bevor wir sie ins Eiswasser schubsen). Und bei der stimmungsvollen Beförderungszeremonie bei Fackellicht wurde mir klar, dass mir zum längeren Strammstehen einige Muskeln im Rücken fehlen. Aber was tut man nicht alles...

Samstag

Das morgendliche Joggen und der Kurs über Raumkampftaktik fielen für uns leider den restlichen Vorbereitungen zum Opfer. Und dann war es soweit: die erste Gruppe war vor dem Holodeck angetreten. Wir teilten sie in zwei Brückenteams, und während sich das eine Team mit dem echten Brückentests beschäftigte [2], erhielt die andere die Ausgangssituation als Datenpad, um sich 5' vorzubereiten. Und dann gehörte die Brücke der USS Tin Can der Gruppe 1A.

Es ist anstrengend, Holo-Computer zu spielen. Zwar hatten wir die meisten Meldungen auf Karteikarten vorbereitet, aber vier Stationen mit kreativen Spielern schnell genug mit Information zu versorgen, ist nicht leicht [3]. Und so wuselte die Holo-SL auf der Brücke herum, und verteilte Kärtchen wie "Ergebnis der Taktische Analyse", "Wiss. Datenbank: Die Jandrah ...", "Astronomischer Nahscan" oder das gefürchtete "Kontakt! Unbekanntes Schiff auf 20000km Entfernung, Torpedos im Anflug! Einschlag in 5...4...3..." Parallel dazu wollte auch die Kommunikation organisiert sein. Die NSCs im Nebenraum saßen vor der Kamera, und bei einem "auf den Schirm" musste der Beamer rechtzeitig umgeschaltet werden (vielleicht hätte man die Fernbedienung OPS in die Hand drücken sollen). Zum Glück gab es Unterstützung durch Jürgen oder Wolfram, die für das Aktivieren des Roten Alarm und das Bedienen des CD-Spielers zuständig waren. Und dann läuft doch wieder alles anders, als man denkt, und die SL muss eine blitzschnelle Entscheidung treffen, ob die abgefahrene Idee der Brückencrew funktioniert. Bevor die knappe Zeit um ist.

Es ist anstrengend, Holo-Computer zu spielen. Aber das sagte ich bereits. Aber es ist auch hochgradig spannend, die unterschiedlichsten Problemlösungen zu sehen - jedes Team geht anders an die Situation heran, und wie Tin Can schon sagte: "Du kannst nie den gleichen Kuchen zweimal backen".

Von den parallelen Kursen haben wir - ausser der Holoprogrammierung, die im Plenum lief - leider nicht viel mitbekommen. Nach dem 8. Durchgang hatten dann alle Spieler 2 Simulationen hinter sich, und wir eilten in die Umkleidung, um als Maquis-NSCs die Bande noch etwas aufzumischen. Und als dann gegen Eins die Maquis alle erledigt waren, trafen wir uns mit den Beobachtern der Simulationen (erfahrene Offiziere von der USS Ecliptic), um die Bewertungen zu schreiben.

Sonntag

Von halb vier bis halb acht konnten wir den Luxus unseres Doppelzimmers geniessen. Dann: kein Joggen, sondern den Abschlußvortrag fertigstellen. Schließlich sollen die Leute auch wissen, was es zu lernen gab, und wie sie abgeschnitten haben.

Und nach dem Frühstück dann die Kür. Die letzte Brückensimulation, diesmal mit Publikum: eine Crew aus Ausbildern wollte den Teilnehmern zeigen, wie man sowas richtig macht. Ich war begeistert: man hätte es nicht besser inszenieren können, was sie dort spontan hinlegten. Das Zusammenspiel auf der Brücke war serienreif, aber sie sind an dem berüchtigten Metu-Test genauso gescheitert wie die Kadetten-Crews, was zu allgemeiner Aufmunterung führte. Und das Ende der Simulation wird wohl in die Annalen eingehen [4].

Zum Abschluss hörten wir noch einen Kurz-Workshop zum Thema "Verhalten im Außenteam", und schließlich ein Vortrag über die Auswertung der Brückensimulationen. Namen oder Teams wurden dabei nicht genannt, aber die Betroffenen wussten schon, dass sie gemeint sind :-) Die letzten beiden Folien zierten dann die besten Zitate [5], die im allgemeinen Stress so fallen, und so endete die Auswertung in einem allgemeinen, befreiendem Gelächter.

Fazit: sehr anstrengend, aber ein riesen Spass. Die restliche Orga war dermassen gut, dass wir unser Stückchen "Brückensimulation" ohne Probleme in den Akademie-Betrieb einpassen konnten. Jederzeit wieder.


Bericht von DanielaNicklas AKA Ltd. jg. Toscane Zira, Stresstests und Brückensimulation


[1] Schulungsschiff, benannt nach dem bekannten andorianischen Staatsmann und Philosophen, 2217-2323

[2] "Diese zwei Tischen stehen 50cm entfernt. Hier haben Sie Papier, Klebeband und eine Schere. Bauen Sie eine Brücke, die nicht aufgeklebt ist, die die Schere trägt. Auf Zeit."

[3] Jetzt weiß ich auch, woher der Begriff "Laufzeit" kommt.

[4] "Oops."

[5] Zu finden im Holo-Con Members2002 Forum oder unter http://www.uss-ecliptic.de/holoquotes.html


Kategorie/Spielbericht