Charakter-Persönlichkeit
Der Kern einer jeden Larp-Rolle ist die Persönlichkeit des bespielten Charakters. Diese kann mit der Persönlichkeit des Spielers übereinstimmen, aber meist wird versucht eine fremde Persönlichkeit darzustellen.
Um eine solche Persönlichkeit auszuarbeiten gibt es verschiedene Methoden, die sich oft auch kombiniert lassen:
Persönlichkeit erspielen
Häufig geschieht das Festlegen der Persönlichkeit intuitiv, in dem eine ungefähre Vorstellung des Charakters über eine gewisse Zeit "eingespielt" wird. Hier bietet sich eine Method Acting Methode an. Stelle dir kurz vor Beginn des Cons folgende Fragen:
Wer er/sie ist. (Wer bin ich?) Wo er/sie ist. (Wo bin ich?) Was er/sie dort tut (Handlung und Absicht). (Warum bin ich hier?) Was geschehen ist, bevor er/sie hierher kam (gegebene Umstände)
Vor- und Nachteile
Das benötigt kaum Vorbereitung und führt zu auf die Larp-Realität abgestimmten Persönlichkeit, benötigt aber auch seine Zeit. Es besteht die Gefahr, dass sich Spieler letztendlich doch stark selbst spielen. Ausserdem fällt es vielen nicht leicht, eine solche intuitive Charakterisierung anderen OT klar zu beschreiben. Und nach längeren Pausen kann es schwer fallen, in die Charakter-Persönlichkeit "zurückzufinden".
"Wie würde sich XYZ verhalten?"
Es kann hilfreich sein, die Persönlichkeit des Charakters an einer anderen Figur festzumachen. Hier bieten sich etwa Tier-Archetypen oder Charaktere aus Film/Literatur an. Beim Ausspielen der Persönlichkeit kann man sich dann an der gewählten Figur orientieren.
Vor- und Nachteile
Diese Methode ist unkompliziert und einprägsam, gut für spontane Situationen und auch leicht OT mitzuteilen. Allerdings kann sie allein verwendet zu vergleichsweise eindimensionalen - und damit für den Spieler auf Dauer langweiligen - Persönlichkeiten führen.
"20 Fragen"
Bei manchen Tischrollenspiel-Runden hat es sich eingebürgert, dass Spieler (und Spielleiter) durch das Beantworten von Fragen ein Gefühl für die Charaktere bekommen. (Hier hilft auch das Ausformulieren und Niederschreiben der Antworten beim Einprägen und späteren Ausspielen des Charakters.)
Gerade was die Psyche der Charaktere angeht gibt es einige Fragen, die auch für Larper von Interesse sein könnten:
- Welchem Kulturkreis entstammt der Charakter?
- Welche soziale Schicht hat ihn geprägt?
- Was sind die (geistigen) Nachteile des Charakters? (Charakterschwächen, Laster, moralische Fehler, Schwachstellen, ...)
- Was sind die (geistigen) Vorteile des Charakters? (Stärken, Tugenden, ...)
- Hat der Charakter irgendwelche Ticks, Phobien oder auffallende Gewohnheiten?
- Was sind seine momentanen Ziele?
- Was will er im Leben erreichen?
- Nach welchen Regeln lebt der Charakter? ("Schade niemandem", "Ritterlichkeit", "Beachte die Gesetze", "Das Recht des Stärkeren", "Überleben um jeden Preis",...)
- Wofür würde der Charakter sterben?
- Wovor fürchtet sich der Charakter am meisten?
- Was ist dem Charakter zuwider?
- Was schätzt der Charakter besonders?
- Hat der Charakter Vorbilder?
- Wie würdest du die Persönlichkeit des Charakter mit zwei positiven und einem negativen Schlagwort zusammenfassen?
(Mehr Fragen und einige Schlagworte finden sich auf der CharakterCheckliste)
Vor- und Nachteile
Diese Methode ist gut geignet, um einen "festen" Rahmen abzustecken, in dem sich das Rollenspiel dann bewegt. Ausserdem können die Antworten helfen, ein Gespür für die Persönlichkeit des Charakters zu vermitteln. Allerdings ist die Methode nicht in jeder Alltagssituation hilfreich. Und gerade bei zu vielen (oft nebensächlichen) Fragen wird es schnell unübersichtlich.
Siehe auch RollenErarbeiten, CharakterGeschichten, Charakterkonzept, CharakterCheckliste
Rufus Tim D