Fragen zur Historie des Liverollenspiels
Fragen und Antworten
(können hier von jedem Interessierten gestellt werden)
Wer war der erste Liverollenspieler? Diese Frage hat sich die Hochwalden-Spielleitung, ein Ableger des Pandaemonium-Vereins (Tischrollenspiel) in Bremen bereits 1992 gestellt. Abgesehen davon, dass tatsächlich im Spätmittelalter hoefische Ritterturniere mit romantischen Maerchengeschichten als "Plot" durchgefuehrt wurden, fiel die Wahl auf DON QUIXOTE DE LA MANCHA. Vor allem deswegen, weil er mit selbstgebastelter Ausruestung auskommen musste und die Staerke hatte, die Unzulänglichkeiten der modernen Welt auszublenden. Ihm wurde das damalige Regelwerk dann auch gewidmet. Ein Aspekt des damals gegruendeten Larpreiches und die einzigen Hinterbliebenen sind die bis heute aktiven zwei bis drei Abteilungen der "Helios und Luna" Priesterschaft. JensN. Maerz 2011
Dracconia hat sich ja bis heute gehalten, Larhgo ist im April 1990 entstanden (Fotos). Was gibt es sonst noch an "alten Reichen"? --TilmannHolst
Die Dilettanten larpen seit 1991 in ihrer Welt Adalonde. Auf dem beschriebenen Draccon waren sie einen Tag als Weghau-NSC´s dabei. (Hahn)
Wie sah anfangs die Spielausrüstung, bzw. das Sortiment der DS aus? Habt Ihr aus dem Stand mit den Sachen angefangen, die man heute noch kennt, oder hat sich das erst entwickeln müssen? Wann und wie entstanden z.B. Machart und Design der Polsterwaffen? Wo kamen die Impulse für diese Entwicklungen her? Gab es Einflüsse aus .uk, .us, von anderswo? Der Mittelalterszene? --RalfHüls
Da wir sehr gute Kontakte zu einschlägigen Herstellern in England hatten, war die "Basisaustattung" schon sehr gut. Schaumstoffschwerter in Sandwichbauweise, Masken in guter Latexqualität und Kleidung in guter Qualität waren durchaus erhältlich wenn auch zu relativ hohen Preisen (das war in .uk schon teuer und wurde durch Transport und EUST nicht grade billiger). Für den Draccon habe ich einen Großteil der Leihwaffen selber gefertigt. Kernstäbe und Schaumstoffplatten als fertig gesägten Platten, bzw. schon auf die passende Länge gekürzt vom Großhändler (da es billiger war, die Plastazote Platten vom Lieferanten für elektrostatisch unsensible Schaumstoffe zu beziehen, hatten die dann auch so sachen wie LÖeitwertsangaben etc. :o). Die runden Kernstäbe waren die bekannten 10mm Stangen für veränderbare Pferdekoppeln vom örtlichen Raiffeisenmarkt, das Latex kam im 200l Hobbock direkt vom Großhandel in Hamburg, was den Preis auf etwa 1,-- dm pro Liter senkte. Dazu die üblichen Rohrisolierungen und Lötkolben/Teppichmesser und fertig war die Fertigungsstrasse. Man kann also sagen, dass wir eigentlich nur Dinge umgesetzt haben, die wir in UK selber gesehen haben, die in entsprechenden Magazinen erwähnt wurden oder die in sich logisch waren. Die ersten Ideen zu vollgeschäumten Latexschwertern kamen damals ebenfalls auf, denn der [LiteraturBelletristik#dreampark "Dreampark"] nach Niven/Barnes war noch nicht zu Grabe getragen und die Vollschaumschwerter mit Transponderchip waren die Kernwaffe dafür. Es ist halt nur nie zu einer vernünftigen Umsetzung der Idee gekommen.
Einflüsse waren also primär aus UK vorhanden, US war eher sekundär. Die Mittelalterszene schottete sich vollkommen von der Larp-Szene ab, wohl auch weil die Larper der ersten Stunde noch eher dem Fantasy Genre anhingen und die sehr bestimmenden Tendenzen alles möglichst mittelalterlich zu gestalten um das Ambiente zu steigern nicht in dem Maß ausgeprägt waren. --FredSchwohl
Anfang der 90er wurde aus einer Gruppe Tischrollenspieler eine Mittelaltergruppe in Karlsruhe gegründet: Die Badischen Schwertspieler e.V. (BSP) Der BSP erreichte in der MA- Szene sehr schnell recht viel (eigenes Lager mit über 20 Darstellern, Tanz und Schwertkampf) und löste sich komplett vom Fantasy. Knapp vier Jahre später kehrten sie zum Fantasy zurück und trennte ab da zwischen öffentlichen Mittelalterauftritten ohne Fantasy und der LARP-Szene. In diesem Bereich war der Einfluss vom Mittellalter sehr groß (Adelskleidung, Messer, Rüstung, Leder, Geschirr, Tische/Bänke, Zelte aber auch Sprache) und brachte dem LARP sehr früh einen guten Standard.
Gibt es Unterschiede oder Ähnlichkeiten in Spielkultur, Powerniveau, Darstellungsformen zum heute "Üblichen"? Wie hat sich der Beginn der "offiziellen" DS-Cons und die Einführung von Punkteregeln und Charakterregistrierung auf die "Szene" (soweit man davon sprechen kann) ausgewirkt? Gab es vielleicht sogar doch eine GuteAlteZeit? --RalfHüls
Das mit der Guten Alten Zeit ist ja immer so eine Sache. Grundsätzlich finde ich wenig was sich geändert hat, wenn man von der reinen Zahl der Betreibenden absieht. Auch damals schon war das Niveau unterschiedlich, auch damals schon hatten wir Spieler die wir Pappnasen nannten, wobei ich mir fast sicher bin, dass dieser Begriff in meinem Umfeld geprägt wurde, wie verschiedene Andere auch (LARP z.B.). Ein persönlicher Gedanke ist immer, dass sich damals die Spieler mehr auf das verlassen haben was man ihnen vorspielt und weniger auf Ausstattungsorgien ausgerichtet waren. Diverse Spielarten des Hobbies (Hofcons) mit ihrem dem Rüstungswettlauf vergleichbaren Gewandungswettstreit wären damals undenkbar gewesen. Die Einführung der Regeln, speziell der punktebasierten Systeme hat mMn die Szene bereits damals mit einem Riss versehen. Wie sich gezeigt hat, ist dieser im Laufe der Zeit größer geworden und gewachsen und wird über kurz oder lang zu einer Spaltung führen. Das ist auch nichts Negatives, sondern einfach Einkehr einer gewissen "Normalität".
Eine einheitliche Szene hat meiner Meinung nach noch nie existiert, alle Versuche eine solche zu schaffen oder zu erhalten sind kläglich gescheitert, weil immer persönliche Interessen dies zu verhindern wussten. Sehr schönes Beispiel ist die Geschichte der Mittelande-Interessengemeinschaft respektive des daran angeschlossenen Vereins, die ja von Dracconia mitbegründet wurden und die gezeigt haben warum in .de Vereine das gefährlichste Wesen darstellen, das es gibt. Sie bringen fast immer die besonders negativen Tendenzen in manchen Leuten zum Vorschein und sind weniger als Konstrukte zum Erreichen bestimmter Dinge tauglich sondern eher Instrumente für angewandte Psychologie oder deren Feldforschung. :o) FredSchwohl
Ich wäre dafür auf einer Seite auch mal die Vorgeschichte des Larp zu beleuchten, wie Fred so schön sagt, "Larp-vorbereitende Hobbys". Da gäbe es Vereine wie Follow der immerhin seit 1966 unter anderem Treffen in Gewandung kennt und seit Anfang der 80er Jahre kürzere Liverollenspiel (allerdings ohne Kämpfe) veranstaltet. Dann gäbe es den Verein Phoenix, einen Briefspielverein, der zwei Jährliche Treffen in Gewandung hatte, die auch bereits deutliche Larp-stukturen aufwies. Mein erstes "Larp" war denn glaube ich 1990 und es wurde mit selbstgebauten Rohriso-Waffen gekämpft. Ich glaube wenn sich ein paar Leute zusammentun könnte die Vorgeschichte echt interessant werden.
Ich möchte da noch die SCA (The Society for Creative Anachronism, Inc.) nennen - siehe Wikipedia
Weiterhin kenne ich noch als meine Wurzel des LARPs so genannte Wirtshausschlägereien: Das waren Gewandungstreffen von Tischrollenspielern bei denen statt Waffen eben noch Würfel oder Karten verwendet wurden. Meist ging es dabei an einem Abend auch um Siegpunkte und Gewinnen (Vergleichbar mit Sherlock- Homes- Krimi- Events)
In diesem Zusammenhang darf man auch nicht die Gewandungstreffen auf Tisch- und Brettspielevents vergessen, die sich teilweise auch zu Mini-LARPs entwickelt haben.
Ebenso gibt es dann noch Live-Rollenspiele, die ohne Gewandung gespielt wurden. Ein Beispiel wäre hier Killer von Steve Jackson Games, sowie einige ähnlich konzipierte Spiele. AndrejPfeifferPerkuhn 07.03.05
Ich lese immer wieder den Begriff "Briefspiel". Was ist das eigentlich? -- PatrickC
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