LarpMeinung: In-Time-Logik funktioniert nicht einseitig
Meinung von SeeGras:
Ich spiel Liverollenspiel wenn ich bei Bewusstsein bin, nicht wenn ich schlafe. Was immer irgendwer behauptet mit mir getan zu haben während ich geschlafen habe interessiert mich nicht.
Wenn ich während der Wache gepennt habe und ihr seid an mir vorbeigeschlichen ist das grossartig, wenn ihr mir am nächsten morgen erzählt ihr hättet mich im vorbeigehen gemeuchelt oder KO geschlagen oder was auch immer ignoriere ich das. Ich spiele nur wenn ichs mitbekomme.
Das kann auch bedeuten dass mir jemand einen Bolzen in den Rücken schiesst, und ich es nicht mitbekomme, es mir eben auch egal ist. Und da muss mir dann niemand nachher kommen und jammern ich hätt einen Bolzen im Rücken und müsste tot sein. Weil ich kann OT-Erklärungen eigentlich nicht ausstehen; für mich bricht das das Spiel. Dann ists für mich eben nicht mehr Live-Rollenspiel; die Unmittelbarkeit geht verloren, ich kann eigentlich nicht auf einen Bolzen eingehen den ich seit 5 Minuten im Rücken hätte; weil dann hätte ich 5 Minuten lang "falsch" gespielt. Aber es gibt kein "Undo". Also muss ich davon ausgehen dass der Bolzen abgeprallt ist oder ein Streifschuss durch die Kleidung oder sowas, ergo irrelevant. Und jemanden der mir das danach vorjammert brauch ich nicht (was natürlich geht ist mich irgendwann später darauf anzusprechen, hilft auch öfters um Misverständnisse zu klären).
Wenn ich die Augen zumache, bin ich aus dem Spiel. Für alle anderen bin ich ein schlafender Kerl; und das einzige was die für mich Spielrelevantes tun können ist mich zu wecken, dann bin ich wieder im Spiel. Alle Aktionen von Niederschlagen, Zeltabbrennen bis Meucheln krieg ich vorher nicht mit, sind also sinnlos. Und letztens: Wenn da jemand im Zelt in einem quietschbunten Schlafsack liegt ist der für mich sofort offensichtlich nicht im Spiel.
Dass da irgendjemand seine verquere Idee von logischem Verhalten durchzwängelt (ja, in der Realität würde man Zelte abbrennen und Leute im Schlaf umlegen) ist für mich im Spiel absolut nicht interessant, weil ich nicht mit ihm Spielen kann weil schlafend. Genausogut könnte ich grad geografisch woanders sein.
Legt mich gefälligst um wenn ich wach bin, dann kann ich auf euch eingehen und wenigstens eine vernünftige Sterbeszene bieten.
Liverollenspiel heisst nicht dass du deine verqueren Ideen mit irgendwelchen Dummys durchführen kannst, sondern dass mindestens zwei Leute miteinander interagieren, und wenn das der Meuchler und das Opfer sind - die müssen beide agieren können, sonst ist das nur Wichtigtuerei von jemandem. Kannst das sonst grad so gut in einem leeren Zelt vollführen, weil da auch niemand ist der mit dir spielt. --SeeGras
Noch ein [http://www.drachenfest.info/forum/viewtopic.php?t=349&start=147 Forumsartikel] von Seegras, der hier noch eingearbeitet gehört.
Meinung von RickS.:
LARP ist die Abkürzung für Live-Action-Role-Play. Es ist also explizit das Spielen im Begriff enthalten.
Eine oft gehörte Analogie ist auch "Räuber und Gendarm für Erwachsene".
Beide Herangehensweisen beziehen aktiv den Faktor "Spiel" in die Erklärung bzw. Übersetzung ein.
Wikipedia meint dazu: Spiel [...] ist eine Tätigkeitsform, Spielen eine Tätigkeit, die zum Vergnügen, zur Entspannung, [...] aus Freude an ihrer Ausübung [...] ausgeführt werden kann. Es ist eine Beschäftigung, die [...] in Gemeinschaft mit Anderen vorgenommen wird.
Verkürzt könnte man auch sagen: "Es geht um die Freude an einer gemeinsamen Tätigkeit", oder auch "wir spielen, des Spaßes wegen".
Nun lässt sich Spaß nur gemeinschaftlich erleben, wenn alle Beteiligten dazu bereit sind. Die Erfahrung zeigt: schon ein "Quertreiber" kann eine ganze Con vermiesen.
Daraus lässt sich schließen, dass für den gemeinsamen Spaß alle Beteiligten "bereit" sein müssen.
Folglich kann ein Schlafender nicht am gemeinsamen Spiel teilnehmen (er ist ja so lange er schläft per definition nicht in der Lage Spaß zu empfinden).
Um die Analogie zu Kinderspielen zu ziehen: "Ein Tor auf dem Bolzplatz "zählt" ja auch nur, wenn alle Spieler auf dem Platz sind, und es alle mitbekommen haben. Andersherum kann der Ball immer wieder ins Tor gebolzt werden, so lange noch alle Mitspieler am Schuhebinden sind, ohne dass es Auswirkungen auf ihr Spiel hätte.
Das gleiche Prinzip greift, wenn sich jemand aktiv aus dem Spiel zurückzieht - also z.B. in sein Zelt verschwindet, das innen sichtbar OT ist.
Um bei der Bolzplatz-Analogie zu bleiben: Wenn jemand das Spiel verlässt, und nach hause geht, sind ihm weitere Tore auch egal, und sie werden sein weiteres Spiel nicht beeinflussen.
Folglich werden Spielaktionen, die schlafende oder im OT befindliche Spieler einseitig betreffen, und ohne deren Wissen (und die Bereitschaft sie an zu erkennen) ausgeführt werden automatisch nichtig.
Man könnte jetzt natürlich argumentieren, dass das natürlich nicht "realistisch" ist, dass sich Einzelpersonen spontan dem Zugriff der "Feinde" vollständig entziehen.
Hier hilft eine aussagekräftige Con-Beschreibung deutlich weiter: Auf Cons, wie der Zombie-Apocalypse-Reihe, FATE, u.ä. haben explizit in ihren Beschreibungen angegeben, dass Spieler auch nachts, und während des schlafens anspielbar sein sollen. Auf diesen Cons kann es durchaus passieren, dass man von Zombies oder Mutanten (oder anderen Leuten, die dem Charakter ans Leder wollen) aus dem Schlaf gerissen wird. ABER auch hier ist Bedingung für das gemeinsame Spiel, dass der "Betroffene" aufgeweckt wird, um die entsprechenden Spielhandlungen mit zu bekommen.
Bezogen auf Fantasy-Veranstaltungen könnte man z.B. vor dem Zelt Rabatz machen, und hoffen, dass der Betroffene es mit bekommt und als Spiel-Realität akzeptiert. Wenn er es (z.B. dank Ohropax) trotzdem verschläft, dann bleibt die Spielaktion für ihn nichtig.
Bezogen auf den berühmten "Pfeiltreffer in den Rücken", der nicht bemerkt wurde, gibt es auf Punktecons leider keine zufriedenstellende Lösung, da ein Spieler (auch bei gutem Willen) nur auf Aktionen reagieren kann, die er mitbekommt. Ich bevorzuge hier die Herangehensweise nach den Zwei Regeln:
Wenn Du angespielt wirst, zeige irgendeine plausible Reaktion. Spiel irgendwas, egal was, aber spiel.
Wenn Du jemanden anspielst, erwarte keine bestimmte Reaktion. Akzeptiere, was Dein Gegenüber draus macht.
Folglich: Wenn der Pfeil/Bolzen/Wasauchimmer nicht bemerkt wird, dann hatte der Betreffende Charakter einfach "Glück", bzw. der Ausführende "Pech". Das passiert, und ist sogar in gewissem Rahmen "realistisch". OT-Motzen bringt da nichts - es zerstört nur das Spiel für alle Umstehenden.
Alternativ könnte auch IT darauf eingegangen werden: z.B. indem man den Rüstungsbauer anfragt, bei dem der "Glückspilz" seine Rüstung her hat (bei verfeindeten Lagern auch gerne über einen Boten), oder man gibt die Armbrust in Reperatur, weil sie "verzieht", dass man nicht richtig trifft, oder der Zauber ging eben in die Hose, und man muss noch üben, oder, oder, oder. Das bringt bestenfalls mehr Flair, Ambiente und Spaß auf eine Veranstaltung (im Gegensatz zu OT-Motzen, das ausschließlich Spielzerstörend wirkt).
Locker bleiben heißt die Devise. -- RickS. 2018-01-12 09:46:17
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