Larpmeinung: Ist Nekromantie Böse?
Im Larpinfo-Forum wurde die Frage gestellt, ob Nekromantie zwangsläufig böse sei und worin - wenn ja - der Unterschied zwischen böser Nekromantie und einer "normalen", auch unter "guten" Charakteren nicht völlig unüblichen Wiederbelebung bestehe.
Zunächst muß man fragen, was mit Nekromantie gemeint sei. Im ursprünglichen Wortsinn ist damit wohl die Wahrsagerei durch Befragung der Seelen/Geister Verstorbener gemeint. Das ist vermutlich nur böse in dem Sinne, daß die Beschäftigung mit dem Okkulten realhistorisch oft geächtet war und es zum Klischee gehört, daß Spiritismus die "Einstiegsdroge" für immer tiefere Verstrickung in dunkle magische Machenschaften ist.
In manchen Fantasy-Romanen oder -filmen wird mit Nekromantie das Zaubern mit der Lebensenergie getöteter Opfer verstanden. Da der Zaubernde hier töten muß um zaubern zu können, ist die moralische Bewertung nach fast allen Maßstäben wohl klar.
Im Rollenspiel hat sich allerdings eingebürgert, unter Nekromantie die Zauberei zu verstehen, die sich mit der Erschaffung von Zombies oder ähnlichen Untoten befaßt. Der Unterschied zur Wiederbelebung liegt hier wohl einerseits in der Motivation, andererseits in der Art des erschaffenen Wesens. Wer klassische Zombies als tumbe, willenlose, verwesende Werkzeuge erschafft, ist wohl anders zu bewerten, als jemand, der einen Menschen zur vollen Leistungsfähigkeit und zu einem selbstbestimmten Leben wiedererweckt. Die Motivation einer Wiederbelebung mag altruistisch sein (den Helden retten, der vor der Zeit dahingerafft wurde), die Motive der Nekromantie sind aber zumeist Niedere (Das ewige Leben für sich selbst zu erlangen, willige Schergen erschaffen) und werden im literarischen Klischee oft mit Überheblichkeit und Anmaßung in Verbindung gebracht (der Mensch stellt sich über den Schöpfer und die Weltordnung).
Den Vorwurf, gegen "die natürliche Ordnung" zu verstoßen, müssen sich sicher beide Handlungen gefallen lassen und in der Tat sind die Grenzen oft fließend. Literarische Beispiele, in denen ein wohlmeinender Idiot das eine versucht und dann aber das andere erreicht sind zahlreich. Und das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Teil des Klischees. Nekromantie korrumpiert und wer sich mit ihr befaßt, spielt mit dem Feuer. Gerade, wer sich ihr aus "guten" Motiven bedient, muß enorm vorsichtig sein.
Darüberhinaus stellt schon der Umgang mit den Körpern der Toten häufig ein schweres Verbrechen, zumindest aber ein gesellschaftliche geächtetes Verhalten dar (selbst ein "einfacher" Anatom kann von seiner Umgebung als "Nekromant" betrachtet werden). Fantasy- bzw. realhistorische Kulturen die einen dergestalten Umgang mit den Toten nicht verwerfen dürften äusserst selten sein. Mithin begeht der Nekromant häufig nicht nur bewusst Verstösse gegen die gängige Moral oder die guten Sitten, sondern gegen stehende Gesetze weltlicher und kirchlicher Natur.
Meiner Ansicht nach gehört es zum Klischee der Nekromantie, daß sie böse ist und auch in den Händen des "guten" Magiers ist sie bestenfalls eine gezähmte Bestie, welche mit großen spirituellen und legalen Risiken verbunden ist.
Vermutlich von RalfHüls vor etlichen Jahren.
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Siehe auch: Tod