Hallo Nator,
"in der Zeit ... spätantike bis Renaissance, war doch die Gelebte Ehre, Tugend etc. eine andere als es philosophen stilecht zu Papier brachten. Auch die Menschen die als ehrenhaft angesehen wurden, waren dies nur bedingt. Da wurde geschändet, gemordet, geplündert was das Zeug hielt, aber man war trotzdem ein Mann von Ehre, weil man einem gewissen Stand angehörte, sich an gewisse Regeln der Kirche oder der Gesellschaft hielt, oder einfach weil amn der Gewinner war. Christliche ritter durften Heiden behandeln wie sie wollten, ohne ihre Ehre oder ihr Ansehn zu verliehren. Sklaverei war normal, genauso wie Ehebruch(zumindest von den Männern), Verrat und meuchelmord waren grad zwischen den wohlgebohrenen Ehrenleuten an der Tagesordnung. Ich find es also durchaus stimmig, wenn sich ein Ritter als ehrenwert bezeichnet, aber Orks gegenüber sich nicht so verhällt, denn diese zwei Seiten der Medallie sind doch grad das faszinierend unlogische (aus moderner Sicht) dieser zeit, bzw dieses Genre. Auch in späteren Zeiten ist doch oftmals eine Definition von der Perspektive abhängig. Die gründungsväter der USA schreiben was von Gleichheit und alle Menschen frei, aber im Graten vorm Haus arbeiten Sklaven. Ehre und Ehrenhaftigkeit, war immer nur auf bestimmte Gruppen von menschen bezogen, alle heiden, Andersaussehende, Ausländer hatten diese Ehre und die eigenen tugenden nciht Verdient."
Hast Du dafür Quellenangaben zur Hand? BjörnK
Naja die differenzierte Behandlung von Orks mit einer Quelle nachzuweisen, halte ich für schwierig. Das die ritterlichen Tugenden aber nicht auf nichtadlige Truppenteile ausgedehnt wurden sieht man doch an den Verlustzahlen in so Schlachten wie Worringen, die Verluste der Adligen sind sehr gering, sie werden gefangengenommen und geschont, dafür glaube ich hohe Verluste unter den Pferden. Das Fußvolk hingegen zahlt einen großen Blutzoll und zeigt sich im späteren Verlauf der Schlacht SEHR unerbittlich, gerade die bergischen Bauern sollen blindlings unter den Aldigen gewütet haben. (Lehnart, Ulrich: Die Schlacht von Worringen 1288, Kriegführung im Mittelalter, Der Limburger Erbfolgekrieg unter besonderer Berücksichtigung der Schlacht von Worringen)
Auch dass die Adligen gegen die Heiden im Gebiet des deutschen Ritterorden mit absoluter Gnadenlosigkeit vorgegangen sind, ist mehrfach zu lesen. Auch die grausame Eroberung Jerusalems während des 1. Kreuzzuges zeigt das die Regeln NICHT für alle gegolten haben. (Régine Pernoud: Die Kreuzzüge in Augenzeugenberichten)
Wenn man sich die Biographie von so jemanden wie Johann von Böhmen ansieht, der als Archetyp des Ritters und des Turnierreiters galt und gleichzeitig seine eigene Frau ins Exil schickte und sie wohl auch vergewaltigte. (Die Biographie muss ich schuldig bleiben, diese Geschichte erzählte uns unserer Dozent Prof. Dr. Eckhart Freise, Uni Wuppertal, frage aber gerne nach.) Was den Meuchelmord angeht, Der Erzbischof von Köln wurde von Friedrich von Isenberg ermordert, dieser wurde zwar auf härteste bestraft und hingerichtet, aber die Existenz des politischen Mordes ist belegt, der katastrophale Ruf der italienischen Städte in Bezug auf Giftmord ist auch in mehreren Quellen festgehalten.
Und wenn ich bei Cremona lese, das ein Papst (Johann der XII.) Neben Missbrauch, Vergewaltigung, auch noch masslos jagt, feiert, säuft, mordet, und herumhurt, darunter mit verheiraten Frauen und durch den Ehemann einer solchen auch noch erschlagen wird, dann kann es soweit mit dem Ehrbegriff auch nicht sein. TimPilotto
Mit Ehre wählt man jedoch auch einen Begriff, der historisch vorbelasteter und situationsabhängiger kaum sein kann. Man nehme die sog. "Ehrenmorde" an muslimischen Töchtern, die ihre Familie mit der Hochzeit "entehren", oder die "Verletzung der Ehre eines Volkes", wie manche Parteien den Nahost Konflikt titulieren. Ehre ist in meinen persönlichen Augen einfach ein populistisches Schlagwort um seine Taten zu rechtfertigen, vergleichbar mit dem berühmten "Allgemeinwohl", und daher recht schwierig als Fixum in einer Diskussion zu nehmen. Jede Kultur hat ihre eigene Auffassung von Ehre und ich gehe weiter und meine "Ehre" ist ein rein subjektiver Begriff im Kontext der Kultur. Denn ich glaube fest, dass ich etwas anderes mit Ehre verbinde als z.b. mein muslimischer Nachbar. [Moe]
Ich denke, hier wird etwas am Thema vorbeidiskutiert, bzw. die Kernaussage missverstanden. Der Text dreht sich nicht um spezifische Fallbeispiele (wie tatsächliche Ausformungen von Ehre in Renaissance und Mittelalter), sondern um die Beschreibung des allgemeinen Konzeptes "Ehre" innerhalb gesellschaftlicher Strukturen. Es geht darum, soziale Muster abstrakt zu begreifen, um sie losgelöst vom Inhalt zu verstehen. Darüberhinaus stehen die angeführten Beispiele nicht im Widerspruch zu meinen Ausführungen, da ich bereits sagte, dass "ein subjektiver Bezug dieser Strukturen auf eine elitäre Gruppe denkbar" sei. DanielJ
Moderner Würdebegriff
Vielleicht spielt in der heutigen Rezeption der Würde auch die in Deutschland im Grundgesetz festgesetzte Phrase: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." rein. Immerhin bedeutet das, dass jeder qua Menschsein würdevoll ist. Das möchte ich auch gar nicht bestreiten, es ist schlicht und ergreifend nicht deckungsgleich mit dem im Artikel dargestellten Würdebegriff. Dieser ergibt sich aus würdevollem Verhalten, also aus einer bewussten Entscheidung eines Entscheidungsfähigen ohne gesetzlich verankert zu sein. Das ist meiner Meinung nach ein sehr großer Unterschied. So kommt vielleicht auch eine "falsche" Darstellung zustande. BenedictDudda
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