Von den Raoullisten
Hört, ihr Leut', laßt mich berichten
von den gar wundersamen Wichten
die eine Plage ohnegleichen sind.
Die recht streng riechen (gegen Wind!),
die - ganz recht - im ganzen Land
als Raoullisten sind bekannt.
Der Raoul ist ein Kriegersmann
der wunderbar posieren kann.
Sein Geschmack für Rüstungen tut weh:
wenn's prollig ist, kauft er's per se.
Zudem denkt er - ist das zu glauben? -
den Weibern den Verstand zu rauben!
Er propagiert ein Bild der Maiden,
das - nett gesagt - ist, tja, bescheiden:
zum Putzen, Kochen, Nähen, Flicken,
des Nachts auch gern einmal zum... äh, Kartenspielen,
dazu sind sie ihm recht, dem Wicht.
So handhabt man doch Damen nicht!
Nun wär das alles einerlei,
wär meine Mär hier nun vorbei.
Man könnte einfach dieses machen:
ihn ignorieren, drüber lachen.
Als Weib könnt' man ihm eine hauen...
Beneidenswert sind sie, die Frauen!
Doch das Schlimmste kommt erst hier:
Die Jugend, die verdirbt er schier!
Denn leider gibt's verwirrte Seelen,
die Raoul sich zum Vorbild wählen.
Diese kann er überlisten.
Zack! schon sind sie Raoullisten.
Warum tun's ihm nur junge nach?
Nun, aufgemerkt: das ist einfach,
weil alte Säcke wissen, daß
zu Digni- und zu Gravitas
solch Humbug, wie verzapft von Raoul
in etwa paßt wie Kuh zu Gaul.
Was tun? so höre ich euch fragen.
So laßt mich darauf dieses sagen:
Nehmt es nicht zu sehr zu Herzen!
Dummheit kann man nicht ausmerzen!
Deppen gab's zu allen Zeiten.
Hat's vielleicht gar gute Seiten?
Eigentlich sind sie doch klasse!
Ein Segen für die menschlich' Rasse:
An Blödheit und Idiotie
vereinnahmen gleich soviel sie,
daß jeder sonst, komparisiert,
zum Denkerfürst sogleich mutiert!
So lassen wir sie also machen.
Man braucht ja manchmal was zu Lachen.
Ganz nutzlos sind sie ja auch nicht:
Wenn Raoullisten sind in Sicht,
erkennt sofort ein jedes Kind,
wie weise wir, die and'ren, sind.