Papierauswahl
Zuerst ist es sinnvoll sich ein Papier auszuwählen.Hier rate ich eindeutig dazu, kein Elefantenhaut-Papier oder ähnliches zu nutzen, gerade wenn es ein historisches Aussehen haben soll eignet sich am Besten ein Naturpapier das ungestrichen ist.
Faden- und Bandauswahl
Bei dem Nähfaden sollte es sich um einen stabilen, zwirnähnlichen Naturfaden handeln. Das Band, mit dem der Buchblock nachher vernäht wird, sollte ebenfalls aus Naturgarn bestehen und aufgedreht sein. Dafür eignet sich zum Beispiel Paketband sehr gut.
Beide sollte keinen Kunststoff enthalten, da es im Verlauf der Produktion zu einer Verleimung der Materialien kommt.
Sonstige Materialien und Werkzeuge
·Papier ·Buchbinderpape ·Messer und Lineal (Metal) ·Leim ·Pinsel ·Garn/Faden ·Band (ca 2m) ·Leder ·Leinen ·Schraubzwingen ·2 Holzplatten (A4 bis A3 groß) ·Falzbein (um den Falz zu glätten) ·Säge (Puksäge eignet sich) ·Nadel ·Gestell zum Einspannen des Bands ·Buchpresse ·Schere ·Anlegemilch ·Blattgold
Laufrichtung bestimmen
Die Laufrichtung ist die Faserrichtung bei industriel gefertigtem Papier. Bei echt geschöpftem Papier gibt es eine solche Laufrichtung nicht.
Sie ist wichtig, um die maximale Haltbarkeit des Werkstoffes zu erhalten. Deshalb binden wir ein Buch immer in der Laufrichtung nach oben.
Wir bestimmen die Laufrichtung in dem wir entweder das Papier wässern oder mit dem Fingernagel an den Rändern mit Druck entlang fahren. Dabei zeigt das Papier eine verschiedene Wellung. Diese ist auf den gegenüberliegenden Seiten allerdings stets gleich stark ausgepägt. Da sich die Fasern nur am Ende und nicht längs wellen ist die Seite mit der meisten Wellung, die auf der die Fasern zulaufen. Was bedeutet, dass ist bei unserer Bindung oben.
Falzen/Lagen erstellen
Um das Buchbinden massiv zu vereinfachen falzen (falten) wir das Papier in der Mitte. Hierbei ist zu beachten, dass nach dem Falzen die Laufrichtung noch dem gewünschten Ergebnis entspricht.
Immerhin wird beim Falzen aus der langen Seite nun die kurze. So entstehen aus einem Blatt vier Seiten. Sobald wir genug Blatt gefaltet haben, fügen wir sie zu Lagen zusammen. Das heißt wir legen immer vier Blatt ineinander und erschaffen so eine Lage mit sechzehn Seiten.
Anritzen
Nachdem nun mehrere Lagen entstanden sind legen wir sie aufeinander und spannen sie zwischen zwei Holzplatten fest ein. Die Lagen müssen gerade und akurat auf- und ineinander liegen. Drei bis fünf Milimeter sollte das Papier über den Platten heraus ragen.
Mit einer feinen Säge schaffen wir nun kleine Nählöcher, in gleichern Abständen, indem das Papier leicht ansägen. Die inneren Blatt einer Lage sollten wirklich nur nadellochgroß durchtrennt werden.
Einspannen
Nun folgt das Vernähen. Dazu brauchen wir ein Gestell, in das die Lagen eingelegt werden können und die Schnüre, mit der er vernäht werden soll, eingespannt werden können. Diese Schnüre müssen im gleichen Abstand befestigt werden wie es die Löcher in den Lagen sind.
Vernähen
Das Vernähen selbst ist relativ unspektakulär aber hier muss am sorgfältigsten gearbeitet werden. Zu Beginn muss der Faden gewachst werden. Das hat den Hintergrund, dass er gut nachgezogen werden kann, nur so ist es möglich ohne Papiereinrisse die Lagen fest zu vernähen. Wir knoten Fadenam äußersten Band fest und führen die Nadel durch das Loch. Jetzt führen wir den Faden in der Falz entlang zum nächsten Loch und dort wieder hinaus. Außerhalb wird eine Schlaufe im das Band gelegt und der Faden zurück durch das gleiche Loch gezogen. So geht es dann die ganze Lage entlang. Sind wir am Ende angekommen, schließen wir wieder eine Schlaufe um den Faden und führen den Faden nun in die zweite Lage ein und immer so weiter.
Buchblock verleimen
Sind alle Lagen vernäht und fest zueinander verbunden dann schneiden wir den Buchblock aus dem Rahmen (1) und spannen ihn wieder zwischen zwei Holzplatten (2). Hier ist ebenfalls wichtig, dass die so fest aufeinander drücken wie möglich, sonst würde der Leim zwischen die Seiten laufen und die ganze bisherige Arbeit wäre umsonst. Mit einem Pinsel tupfen wir nun Leim auf den Rücken und drücken dann zur besseren Stabilität noch einen Rückstoff (Leinen) darüber (3). Ich rate dazu, diesen Stoff einmal an allen Seiten umzuschlagen, damit es keine unschönen Kanten gibt.
Buchdeckel
Ab jetzt gibt es verschiedene Möglichkeiten den Umschlag zu fertigen. Es gibt mehrere gebräuchliche Arten ein Buch historisch anmutendes zu lassen, ich erläutere aber nur die von mir gewählte Art, weil es ansonsten doch sehr umfangreich würde. Statt, wie früher üblich, Holz zu nutzen verwende ich moderne Buchbinderpappe. Die lässt sich besser verarbeiten, ist leichter zu erhalten und nachher nicht mehr von Holz zu unterscheiden. Zuerst muss die Pappe auf das Papierformat zugeschnitten werden. Wenn es nicht ordentlich gelingt wird der Einband es später nicht retten können. Nun reiben wir das Band auf, dass es schön auseinander geht. Um es verleimen zu können werden die zwei Buchdeckel zwischen Buchblock und die Bänder gelegt und von oben verleimt.
Da es nicht gewünscht ist, dass Leim in den Buchblock fließt rate ich dazu, den vorher mit Frischhaltefolie einzupacken. Genau wie die Platten, die zum Pressen genutzt werden, ansonsten kleben die schließlich ebenso fest wie die Buchbinderpappe.
Da ich glatte Kanten bevorzuge, die per Hand kaum zu erreichen sind, habe ich den Buchblock inklusive Deckel danach noch mit einer Industrie-Papier-Schneidemaschine beschnitten.
Goldschnitt
Für den Goldschnitt benötigen wir zusätzlich noch Anlegemilch und Blattgold. Wieder beginnen wir damit den Buchblock so fest wie es möglich ist zwischen den Platten einzuspannen. Jetzt vestreichen wir vorsichtig die Anlegemilch. Es sollte überall gleichmäßig dick aufgetragen werden und sehr dünn.
Die Milch lassen wir ca 20 Minuten antrocknen und legen dann Blattgold darauf. Das tupfen wir mit einem weichen Pinsel fest und lassen das Ganze für 24 Stunden trocknen. Wenn alles geklappt hat können wir das Buch durch Blättern oben wieder auftrennen und der Goldschnitt bleibt uns erhalten.
Mit Leder beziehen
Sofern es gewünscht ist, die Rillen auf dem Rücken zu erkennen, müssen wir das Leder durchfeuchten. Danach stramm über den Buchrücken ziehen, auch bietet es sich an den Buchblock vorher mit Frischhaltefolie einzuwickeln. Zur Verstärkung des Effektes habe ich noch Zwirn stramm rumgewickelt. Nun muss das Leder in dieser Position trocknen.
Persönlich wollte ich das Leder verzieren, wenn auch schlicht. Deshalb habe ich den Namen des Beschenkten drauf genäht und seine Initialien auf dem Rücken angebracht.
Nun müssen wir die Titelpappen mit Leim einstreichen, und vom Rücken ausgehend den Umschlag festkleben. Nach dem Trocknen schneiden wir zuerst einen etwa 2,5 cm breiten Rand um das Buch, der wird nacher umgeklappt und auf der Innenseiten verleimt. Bevor wir das allerdings machen, beschneiden wir den Umschlag aber noch wie in der Zeichnung angegeben.
Umschlagsarten
Es gibt drei mir bekannte Möglichkeiten einen Umschlag anzufertigen, der dann auch historische Buchbindungen nachempfunden ist. Die erste ist die Bänder durch eine Lochung in den Titelpappen zu führen und dann auf außen Seite die aufgefaserten Bänder zu verleimen. Danach wird der Bezug darüber gezogen und verklebt. Der Vorteil dieser Bindung ist es, dass der Buchblock beim Aufschlagen des Buches nicht hervorwölbt sondern einfach plan liegen bleibt. Also besonders geeignet für Gästebücher und Ähnliches.
Die zweite Art ist die von mir angewendete und oben erläuterte.
Nun zur dritten Art und Weise. Hierbei werden die Bänder seitlich plan mit dem Buchblock geschnitten. Der Block wird also auf einen andere Weise mit dem Umschlag verbunden. Über das sogenannte Vorsatzpapier. Dafür wird oft ein anders, zum Beispiel farbiges aber auf jeden Fall ein stärkes Papier gewählt. Wir falzen es dann ebenfalls in der Mitte und verkleben ein 3–5 mm breiten Streifen des Vorsatzspapiers (an der Falz) mit dem Buchblock.
Der Umschlag wird separat gefertigt. Wir benötigen dafür nicht nur die Titelpappen sondern auch einen künstlichen Rücken. Der sollte schon einen Wölbung aufweisen (Ich rate dazu mit heißen Dampf behandelte Pappe über ein Rundholz, zum Beispiel ein Stuhlbein, zu wölben). Die Pappen und der Rücken werden wir dann in den Umschlag kleben, wichtig ist zu beachten, dass wir die Pappen nicht Stoß auf Stoß kleben, sondern ein bisschen Platz dazwischen zu lassen, hier fehlen mir allerdings Erfahrungswerte, wie breit es sein sollte. Vermutlichh reichen 2 mm. Der fertige Umschlag wird dann mit dem Vorsatzpapier verleimt.
TIPP: Schlage einfach mal ein Hardcoverb-Buch aus deinem Regal auf, dann wird es dir klar, wie es verklebt wird.
Fertig