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Selbermachen/Handschuhe

Anleitung für Handschuhe.

Vorwort des Autors:

Obwohl man diese Seite im Augenblick unter LarpSchnittMuster findet, ist sie doch eher als eine Anregung für Neueinsteiger und weniger als Anleitung im eigentlichen Sinne gedacht. Deshalb werde ich die eigentlichen Fertigungsschritte größtenteils nur grob anreißen und mich relativ kurz fassen. 'Schritt für Schritt'-Anleitungen liegen mir einfach nicht. Auch ist diese Anleitung noch nicht ganz ausgereift und so solltet ihr sie nicht als der Weisheit letzten Schluss sehen, sondern lieber eurem Geschick vertrauen und einfach selbst ein wenig herumprobieren.

Handschuhe im Mittelalter:

Da ich kein Reenacter bin, möchte ich hierzu nicht zuviel sagen. Diesen Teil mögen bitte jene ergänzen/ändern, die sich eingehender mit dieser Thematik beschäftigt haben! Ja, dies ist eine Aufforderung. BitteErgänzen Grundsätzlich sind meines Wissens nach Handschuhe nur zu zwei Zwecken verwendet worden: Einerseits trug der Adel bei der (Falken-)Jagd lederne Handschuhe. Andererseits wurden auch auf Baustellen/von Bauern Handschuhe zum Schutz der Hände getragen. Stoffhandschuhe waren meist gehäkelt. Auch gab es eine heutzutage kaum noch im Alltag verwendete Handschuhvariante mit drei Fingern, die von der Form her ansatzweise an Krabbenscheren erinnerte. Ähnliche Handschuhe sind z.T. auch heute noch in ähnlichen Formen in unterschiedlichen Armeen in Verwendung (z.B. bei den Panzerverbänden der russischen Armee).

Hier ist ein Bild eines jener besagten Dreifingerhandschuhe. Das Bild (entstanden um ungefähr 1420 n. Chr.) zeigt vermutlich einen Hirten/Bauern und ist bisher leider die einzige Bildquelle, die ich zu diesem Handschuhtyp auftreiben konnte:

http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/10346/dreifingerhandschuh1420.jpg

  • Hier habe ich versucht, Handschuhe nach diesem Vorbild zu nähen. Sie bestehen aus Hirschleder und sind mit Leinen gefüttert. -- StefanBauer 25.02.2008

http://i166.photobucket.com/albums/u117/Mabruk/Dreifingerhandschuhe.jpg

Hier ist noch ein Bild aus dem Luttrell Psalter (1325-1335), dargestellt ist ebenfalls ein Hirte, auf einer anderen Seite zudem ein Bauer:

http://larpwiki.de/uploads/2-Finger-Handschuh.jpg

Hier ist noch ein Bild zu den bei der Falkenjagd verwendeten Handschuhen. Auf den meisten Abbildungen wird allerdings meist nur ein einzelner Handschuh getragen, doch gibt es wie auf der unteren Tafel durchaus seltene Belege dafür, dass sie auch gelegentlich paarweise getragen wurden. Jagdhandschuhe um 1320

Hier ist ein Bild von meinen Handschuhen, die ich (NilsReimer) in Anlehnung an diese Vorbilder genäht habe. http://www.larpforum.com/gallery/albums/userpics/11494/IMG_0267.JPG

Handschuhe im Larp:

Handschuhe sind im Larp weit verbreitet. Gerade jene unter uns, welche regelmäßig zur Waffen greifen bekommen im Eifer des Gefechtes regelmäßig meist recht schmerzhafte Schläge auf die Hände (und bei überraschenden oder weniger überraschenden Kälteeinbrüchen ist auch durchaus die wärmende Wirkung nicht zu verachten). So ist es nur eine Frage der Zeit, bis man zu dem Schluss kommt, dass es so nicht weiter gehen kann und man Schutzmaßnahmen ergreift. Die meisten greifen einfach zu der günstigsten Variante, den Handschuhen, andere hingegen kaufen sich Plattenhandschuhe und wieder andere nähen sich gleich einen Gambeson mit gepolsterten Fäustlingen. Es gibt also viele Möglichkeiten, wobei ich hier nur auf die Handschuhe eingehe. Inzwischen hat dies allerdings meiner Meinung nach leider zu einer regelrechten Flut von ledernen Stulpenhandschuhen und Plattenhandschuhen auf vielen Cons geführt. Muss dieser Einheitsbrei wirklich sein? Wieso 25 Euro für einen Satz Stulpenhandschuhe ausgeben, die nicht zum Charakter passen und mit dem jeder zweite Larper herumrennt? Selbermachen ist deshalb angesagt. Einfach, weil es meist günstiger und vor allem individueller ist.

Wie komme ich nun an Handschuhe:

Grundsätzlich fallen mir selbst drei Möglichkeiten ein, um an Handschuhe zu kommen:

  1. Sie fertig im Laden kaufen. (siehe dazu auch BezugsQuellen.

  2. Vorhandene Handschuhe umgestalten (z.B. Schweißerhandschuhe im Baumarkt kaufen und umfärben).
  3. Die Handschuhe komplett selbermachen.

Handschuhe umarbeiten:

Dies ist die einfachste Methode, um an ein paar echte Unikate zukommen. Je nachdem, wie viel Mühe man sich macht, kann hiermit durchaus mit etwas schöne Ergebnisse erzielen, die sich auch vor gekauften Stulpenhandschuhen nicht zu verstecken brauchen. Grundsätzlich braucht man erst einmal ein Paar Handschuhe als Grundlage. Ob sie jetzt aus Leder oder Stoff sind, ist hierbei erst einmal nebensächlich, da die Arbeitsschritte meist ähnlich sind. Schweißerhandschuhe aus dem Baumarkt oder günstige Leder- oder Stoffhandschuhe aus dem Winterschlussverkauf bieten sich meist für einen Umbau an. Wenn wir die Handschuhe vor uns haben, sollte man sich erst einmal überlegen, was genau man an ihnen ändern will. Grundsätzlich kann man sie z.B. mit Stoff/ Lederresten verlängern und eine Stulpe hinzufügen, Stickereien aufnähen, Bänder anbringen, sie mit Nieten verstärken, Wappen aufmalen, sie umfärben (mit Stoff- oder Lederfarbe. Möglichst aber, bevor man anfängt, Wappen aufzumalen oder Stickereien aufzunähen!)

Handschuhe nähen:

Schnittmusterlinks siehe unten!

Nun, ihr wollt also Handschuhe nähen? Falls ja, solltet ihr euch zuerst überlegen, wozu sie letztlich dienen sollen. Davon hängt nämlich die Wahl des Stoffes ab! Wenn sie eher dekorativer Natur sein sollen, genügt meist dünner Leinenstoff (bzw. zwei Lagen, also gefüttert. Sieht gerade an der Stulpe edler aus). Falls sie allerdings einen echten Schutz vor Kälte, der Witterung oder auch im Kampf bieten sollen, ist dicker Wollstoff oder auch Leder die beste Wahl. Allerdings sollte man bedenken, dass gerade Leder/dickere Stoffe eine ganz andere Verarbeitung/einen anderen Schnitt für den Handschuh benötigen, als es bei dünnen Stoffen der Fall ist. Außerdem schränken gerade aus dickem Stoff gefertigte Handschuhe die Beweglichkeit der Finger z.T. etwas stärker ein, als es z.B. bei dünnen Leinenhandschuhen der Fall wäre. Dünne Lodenstoffe bieten allerdings einen relativen guten Kompromiss aus Beweglichkeit und wasserabweisenden Eigenschaften. Da man auch für einen Satz Handschuh kaum Stoff benötigt, sollte man gerade bei der Stoffwahl lieber nicht am falschen Ende sparen.

Also, was brauchen wir:

  • ungefähr einen halben Meter vom Stoff eurer Wahl, je nachdem, was für einen Handschuh ihr nähen wollt. Bei wirklich langen Stulpenhandschuhen kann es auch durchaus mal etwas mehr Stoff brauchen.
  • Nadel, Stecknadeln und stabiles Nähgarn (am besten aus einer Naturfaser und gewachst. Damit der Handschuh am Schluss auch dicht ist)
  • Papier, einen Stift, Maßband
  • Etwas Geduld und Geschick im Handnähen

Das Schnittmuster:

Nachdem wir das Material haben, ist es an der Zeit, sich Gedanken zum Schnitt zu machen. Grundsätzlich gibt es hier viele Möglichkeiten, vorzugehen und hier sollte man ruhig selbst ein wenig herumprobieren, welche Variante einem am ehesten liegt/welche Form man für sich selbst am bequemsten empfindet. Der einfachste Schnitt besteht einfach aus zwei handförmigen Stoffstücken, während man bei komplizierteren Formen die Handschuhe aus dutzenden zusammengenähten Einzelteilen zusammensetzt (bessere Passgenauigkeit, bessere Bewegungsfreiheit, aber eben auch mehr Arbeit und schwieriger in der Umsetzung). Ich persönlich werde hier nur auf den Grundschnitt eingehen, da die anspruchsvollen Varianten im Grunde nur eine Abwandlung sind. Schaut euch einfach ein paar gekaufte Handschuhe an, dann seht ihr, wie ihr sie vom Schnitt noch abändern könnt.

Der einfache 'Clownhandschuhschnitt':

Ich bin mir nicht sicher, ob es dafür eine offizielle Bezeichnung gibt, aber da man ihn oft bei billigen (Faschings-)Clownhandschuhen findet, habe ich ihn jetzt der Einfachheit halber eben danach benannt.

Zuerst fertigen wir unser persönliches Schnittmuster. Schließlich soll das Ganze auch vernünftig an unsere Hand passen. Als erstes nehmen wir als das Papier und einen Stift. Jetzt spreizen wir unsere Finger (so dass also soviel Platz wie möglich zwischen den einzelnen Fingern liegt!) und legen sie so auf das Papier. Nun fahren wir mit der anderen Hand die Form soweit nach, bis es dem fertigen Handschuh entspricht (also bei Stulpenhandschuhen auch die Form des Unterarms mitzeichnen). Jetzt haben wir zwar schon die Grundform (den Querschnitt unserer Hand), doch so wie sie jetzt ist, können wir noch nichts damit anfangen.

Nun nehmen wir das Maßband und messen den Umfang unserer Hand, unserer Finger und des Unterarms aus. Nun müssen wir die Breite auf dem Papier auf den halben Durchmesser erweitern. Sobald wir alle Finger, die Handfläche und den Unterarm entsprechend erweitert haben, fügen wir nun über die gesamte Länge, welche am Schluss vernäht wird, noch einmal zusätzlich 5 mm Nahtzugabe dazu. Als letztes ändern wir nun noch einmal die Form der Stulpen ab. Einerseits, um ihn breit genug zu bekommen, damit wir überhaupt in den Handschuh schlüpfen können, andererseits, um dem Ganzen noch eine schöne und interessante Form zu geben. Bei der Form der Stulpe sollte aber unebdingt beachtet werden, dass sich diese nach hinten leicht trichterförmig verbreitert. Ausserdem sollten man den Übergang von der Hand zum Unterarm breit genug auslegen, damit man überhaupt mit der Hand in den Handschuh paßt! Bei der Auslegung der Stulpe solltet ihr ausserdem noch die Dicke der Kleidung beachten, welche ihr unter umständen noch in den Handschuh stopfen wollt! Mit einer eingenähten Schnürung im Bereich des Übergangs der Stulpe kann man an dieser Stelle den Handschuh nach dem Anziehen auch wieder eng anliegen machen(Ist nur eine bisher ungetestete Idee, welche ich vor einer Weile mal hatte).

Nun ist unsere Vorlage fertig. Nun heften wir sie mit Stecknadeln auf dem Stoff fest und schneiden sie viermal aus (bei Samt, Leder und ähnlichen Stoffen mit unterschiedlicher Vorder- und Rückseite muss sie zweimal spiegelverkehrt ausgeschnitten werden!).

  • Bei Samt sollte man auch auf die Webrichtung achten! --DirkL

Sobald wir die ausgeschnittenen Teile vor uns liegen haben, heften wir sie zusammen und nähen sie per Hand (Sattlerstich) vorsichtig zusammen. Das Nähen per Maschine empfiehlt sich in diesem Fall nur, wenn man wirklich gut mit der Maschine umgehen kann und im exakten Nähen geübt ist, da sonst zuviel Nahtzugabe benötigt wird (und Platz ist ja, wie ihr inzwischen wohl gemerkt habt gerade im Bereich der Finger bei diesem Schnitt absolute Mangelware).

Sobald wir die beiden Einzelteile zusammen genäht haben, sind wir eigentlich schon so weit fertig und ihr könnt in den Handschuh schlüpfen. Nun könnt ihr noch die Ränder/Nähte versäubern (bei fransenden Stoffen wie Leinen dringend zu empfehlen!) und den Handschuh verzieren. Gerade Borten wirken sicherlich bei Stoffhandschuhen nicht schlecht. Zur besseren Verdeutlichung werde ich sobald wie möglich (also in den nächsten paar Wochen) noch ein paar Bilder einfügen. Vielleicht wird der Text dann etwas verständlicher.



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