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Selbermachen/Mantel

Diverse Mantelformen

Beim letzten herbstlichen Eichentemplertreffen in Bendorf wurde ich verschiedentlich nach Mäntel und wetterfester Oberbekleidung gefragt und wie solche geschnitten sind. Ich hatte zugesagt, ein paar Schnittmuster einzustellen und werde das nach und nach tun.

Die Mantelformen, die vorstellen möchte, sind die folgenden:

  • Rechteckmantel
  • Kreis- und Halbkreismäntel
  • Cappa und Gugel
  • Garnache
  • Gardecorps

Ich hoffe, dass die folgen Tipps Euch nützlich sein werden und freue mich schon auf neue schöne Mäntel nicht nur bei den Eichentemplern.

Rechteckmantel

Der Rechteckmantel wurde in Europa fast die ganze Eisenzeit hindurch bis ins hohe Mittelalter hinein getragen. Im Grunde ist ein Rechteckmantel nichts anderes als ein großes Stoffrechteck, eine um die Schulter geschlungene Decke und damit die einfachste Mantelform, die überhaupt denkbar ist. Gleichzeitig ist durch die schlichte Form dieser Mantel auch sehr vielseitig. Man kann ihn als Decke benutzen, ihn wie eine Toga um eine Schulter legen, ihn klassisch über die linke Schulter legen und über der rechten mit einer Fibel verschließen oder die Oberkante über beide Schultern nach vorne nehmen und auf der Brust verschließen. Die Größe ist variabel. Manche Mäntel waren bis zu drei Meter breit und zwei Meter lang, wurden dabei teilweise noch doppelt genommen. Anderen waren kaum mehr als ein modisches Cape. Da heute die meisten Stoffbahnen auf ca. 150cm Breite gewebt werden und es sich anbieten, die Webkanten als Außenseiten zu nutzen, da dort der Stoff nicht ausfranst, empfehle ich eine einfach Bahn dicken Wollstoff von zwischen zwei und drei Meter Länge (je nach Größe des Trägers).

Rechteckmantel.jpg

Kreismantel

Als nächstes der Kreismantel und der Halbkreismantel. Bei Halbkreismantel nimmt man am einfachsten wieder eine ca. 3m lange Stoffbahn und schneidet einen weiten Halbkreis mit ca. 150cm Radius aus. Je nach Körpergröße darf es etwas mehr oder weniger sein. Aus der Mitte der vorderen Geraden wird ein kleiner Halbkreis für den Hals ausgeschnitten. Den Verschnitt an den Ecken der Stoffbahn kann man gut für eine Kapuze nutzen.

Der Kreismantel ist nichts anderes als zwei zusammengenähte Halbkreismäntel. Die beiden Hälften werden an einer Hälfte der vorderen Geraden zusammengefügt. Die andere Hälfte wird nicht verbunden, hier ist später die vordere Öffnung. Auch hier lässt sich der Eckverschnitt wunderbar für Kapuzen, Krägen usw. nutzen. Dort wo keine Webkante ist, also an allen runden Schnitten, sollten die Kanten umgenäht werden, um sie vor Ausfransen zu schützen. Wer mag, kann das ganze natürlich auch füttern.

Kreismantel.jpg

Gugel

Cappa und Gugel sind sehr ähnliche Kleidungsstücke. Die Cappa ist länger und hat eine ovale, hinten längere Form, als die kürzere, gleichmäßig runde Gugel. Für beide gibt es verschiedene Schnittvariante. Mal wird mit einer vorderen und einer hinteren, dann mit einer rechten und linken Hälfte gearbeitet. Hier ist die Grundform ein Kreis, dort ein Halbkreis. Aber das Prinzip bleibt immer das Gleiche. Ich habe mich für die Grundform der Dreiviertelkreises, bzw. –ovals entschieden, welches ich für das Einfachste halte.

Als erstes wird die Form mit Kreide auf die Stoffbahn übertragen und ausgeschnitten. Die Größen sind Geschmacksache. Meine Cappae gehen meist über die gesamte Stoffbreite (ca. 150cm) und sind ca. 180-200cm lang. Die kleinere Gugel sollte als Durchmesser mindestens die Schulterbreite (bei mir 45cm) haben. Beim Kopfausschnitt ist darauf zu achten, dass es auch dann noch weit genug ist, über den Kopf zu passen, wenn ein Viertel des Kreises ausgeschnitten wurde. Also Radius des Kopfloches ist (Kopfumfang in cm x 1,33):2xπ . Wie in der Schule ;-) Bei Frauengugeln, die vorne offen bleiben um geknöpft oder geschnürt zu werden, kann der Kopfausschnitt zum Halsausschnitt werden und entsprechend enger sein.

Die Kapuzenteile gewinnt man entweder aus dem übriggebliebenen Viertelkreissegment oder zwei zusammenzunähenden Randstücken. Die zwei Teile, Dreiviertelkreis/oval und Kapuze müssen nur noch zusammengenäht und auf links gedreht werden und die Sache ist fertig. Wer keinen Walkloden als Material verwendet, sollte die Stoffränder noch umnähen oder mit einem eventuellen Futter verstürzen um ein Ausfransen des Stoffes zu verhindern.

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Garnache

Und nun die Garnache, hier in einer Variante mit Stehkragen. Die Garnache ist sowas wie eine Mischung zwischen einer Tunika und einer Cappa. Dort wo bei einer normalen Tunika die Ärmel sind, hat die Garnache nach unten offene Stoffhalbkreise, wodurch man sie leicht über andere Kleidung anziehen und so als Mantel verwenden kann. Meine Garnache ist vorne offen und kann mit Knöpfen verschlossen werden. Aber natürlich kann man sie auch in einer geschlossenen Variante machen, die man sich einfach über den Kopf zieht. Dadurch wird allerdings ein größerer Kopfausschnitt notwendig. Auch die Weite zum unteren Rand hin kann man wie ich durch einen A-förmigen Schnitt erreichen, oder durch ein Einsetzen von Geren (Stoffkeilen) in eine rechteckige Grundform. letzteres ist klassischer, bringt einen schöneren Faltenwurf und spart Stoff bei Zuschnitt. Dafür ist es aber aufwendiger und komplizierter.

Beim Zuschnitt mache ich den Halsausschnitt vorne tiefer als hinten, damit er nicht am Hals stört. Den Stehkragenteil schneide ich als Parallele zu einem der Ärmel. Der äußere Rand des Stehkragenteiles muß so lang sein, wie der Umfang des Halsausschnittes. Beim Zusammennähen nähe ich zuerst die Seiten unterhalb der Ärmel zusammen, dann kommt der Kragen an den Halsausschnitt. Vorne den Torso schlitzen und mit Knöpfen und Knopflöchern versehen.

Zuletzt werden die Ränder umgenäht oder das ganze Kleidungsstück mit einem Futter verstürzt. Ich brauche dafür von Hand und ohne Maschine zwei Abende. Kein großer Aufwand also.

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Gardecorps

Und hier kommt das Gardecorps. Beim Zuschnitt braucht es mindestens vier Teile. Der rechte und linke Ärmel, sowie vorderer und hinterer Torso. Bei mir weiten sich die Torsoteile nach unten. Klassischer wäre eine Erweiterung mit eingesetzten Geren, also nachträglich eingefügten Stoffkeilen. Die Ärmel sollten weit sein, weiter als die Ärmellöcher, und auch mit Überlänge. Die Hände bleiben in den Ärmeln verborgen und wenn sie gebraucht werden, nimmt man sie aus Öffnungen in der Mitte der Ärmel. Natürlich kann man auch kurze Ärmel machen, was sich dann anbietet, wenn man in dem Mantel arbeiten muß.

Nach dem Zuschnitt verbinde ich zuerst die Torsoteile an den Schultern und an den Seiten. Dann setze ich die Ärmel an. Ich lege sie zusammen, so daß die Kanten an der Vorderseite zur späteren Naht zusammenstoßen und übertrage die Kontur der Ärmelöffnungen auf den Ärmel. Überweite Ärmel stehen nun an der Torsoschulter nach oben über. Ich lege sie dort in Falten, um die Weite anzupassen, wodurch sich diese an den Schultern bauschen. Dort, wo sie vorne zusammengenäht werden, lasse ich einen Schlitz auf Höhe der Ellenbogenbeuge offen, wo man nach vorne durchgreifen kann.

Vorne schlitze ich das Gardecorps und bringe Knöpfe an. Den ganzen Prozeß wiederhole ich mit einem Futterstoff, den ich mit dem Obermaterial verstürze. Fertig!

BildGesucht

Anleitung von Robert Albrecht


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