Für meine Schamanin machte ich es mir zur Aufgabe, einen kampftauglichen Schamanenstab zu machen, der mal eine etwas andere Wirkung hat als die üblichen mit Federn, Knochen und Fell behangenen Holzstäbe. Eher zum Spaß fingen mein Freund und ich an, über Leuchteffekte zu fachsimpeln, sowie deren sicherer Einbau. Desweiteren sollte die Elektronik rückstandslos zu entfernen sein, sollte etwas kaputt gehen (sowohl an Stab als auch an Elektronik) oder Orgas die Elektronik komplett verbieten.
Der Entwurf:
Die Spitzensicherung ist ein einfacher Gartenschlauch, gefüllt mit Heißkleber. Diese Konstruktion stellte sich jedoch als zu hart heraus, so dass sie nur oben, wo eh die Elektronik sitzt (ergo nicht gehauen wird und außerdem noch der weiche Kopf sitzt) beibehalten wurde.
Um die großen Batterien im Griff verstauen zu können, die Kabel jedoch nicht feste im Schaumstoff zu verkleben, wurde ein Kabelkanal an den Kernstab geklebt.
Zur Sicherung des Kabelkanales und seinem Inhalt wurde ein Schrumpfschlauch um die Konstruktion geschmolzen. Dabei war Improvisation gefragt, denn beim ersten Versuch entwickelte der Schrumpfschlauch so viel Druck auf den Kabelkanal, dass dieser zusammengedrückt wurde und die Kabel nicht mehr passten. Dicke Stricknadeln hielten beim zweiten Mal den Kanal auseinander.
Wie oben erwähnt wurde die zu harte Schlauchsicherung am unteren Ende, womit ich zur Not auch zuschlagen können wollte, nicht bewährt und musste abgepolstert werden. Um jedoch trotzdem einen guten Halt zum Absetzen des Stabes zu haben, ohne dass die weiche Spitze umknickt, probierte ich eine zusätzliche Wickelsicherung aus. Hierfür wurde ein schmaler Streifen Leder auf ein schmales Stück 3er-Matte geklebt und zusammengerollt, bis die Rolle den Durchmesser des Kernstabes hatte.
Das gleiche wurde mit einem breiteren Streifen wiederholt, welcher nun um das gesamte Ende des Stabes gewickelt wurde. Es entstand eine sehr weiche Spitze, die jedoch durch das Leder belastbar ist, selbst wenn ich mich mit meinem ganzen Gewicht drauf lehne, knickt die Spitze nicht um.
Danach die Wickelung, wie gewohnt. Bewährt hat sich folgende Vorgehensweise: 1. einen ca. 2cm breiten Streifen der Matte mit Patten einstreichen. Auch am Stab die Gegenfläche einstreichen und antrocknen lassen. Klebt man nun die Matte an den Stab, kann sie nicht mehr verrutschen.
2. den Rest der Matte schön Dick mit Pattex einstreichen, das muss zügig geschehen, denn hier wird nicht angetrocknet, sondern nass in nass gearbeitet! Nun die Matte um den Kernstab wickeln.
3. Hier braucht man mehr als zwei Hände - während einer den Kernstab festhält, dreht der andere die gewickelte Matte in Wickelrichtung weiter. Luftblasen werden so heraus gezwungen, die Matte wird leicht komprimiert, bleibt jedoch trotzdem sehr fluffig, desweiteren wird der Kleber gleichmäßig verteilt.
4. Nun die Matte gut zusammenschnüren, am besten mit rückstandslos entfernbarem breiten Klebeband, da schmale Bänder wie Seile etc. den Schaumstoff einkerben können (was auch zu einem gewollten Effekt genutzt werden kann).
Eine absolut saubere und gleichmäßige Wicklung entsteht.
Nun fing der grobe Aufbau des Kopfes an. Es muss nicht schön aussehen, sollte jedoch halbwegs symmetrisch sein, damit man Orientierungspunkte beim schnitzen hat.
Erst grobe und markante Punkte heraus arbeiten, wie das Profil und die Augen.
Weitere Details, ausgehöhlt wird ganz am Schluss!
Nun wurde der Kopf ausgehöhlt, die Zähne vorne schnitt ich auf, um eine saubere Mundhöhle zu bekommen. die Zähne verstärkte ich mit Kabelbinder, falls irgendwann mal an den Federn, die vorne an einem Lederband hängen, gerissen werden sollte.
Der fertige Kopf:
Hier ein paar Windungen des unteren Teiles des Stabes. Obwohl die Rillen teilweise recht tief sind, wird die Wirkung auch durch die Rundungen hervor gehoben, der Stab ist trotzdem sehr weich. Ich habe ihn von Anfang an, weil ich wusste, dass ich einiges ab schnitzen würde, um eine Holzoptik zu erhalten, recht dick gemacht, durch die Windungen wirkt er trotzdem recht dünn.
Hier das Elektronikfach, aufgebaut aus zu Recht geschnitztem Leder. Die große Ausbuchtung ist für die zwei 9-Volt-Blockbatterien, der obere kleine Schlitz ist die spätere Aufhängung der beiden Schalter. Zu sehen ist ebenfalls der Ausgang des Kabelkanals (der übrigens während dem Latexen zugestopft wurde, damit kein Latex rein fließt - sehr wichtig, sonst ärgert man sich nachher zu Tode ).
Leider recht unscharf: Das Schubfach für die LEDs und die Elektronik. Die Schublade besteht einfach aus einer 10er-Matte, verstärkt mit Leder. Hierbei ist darauf zu achten, dass rundherum Platz genug für die spätere Latexschicht gelassen wird, sonst passt es später nicht mehr ;). Die Schublade wurde übrigens nicht gelatext :P
Eine Lederkappe, unter die das vom Hinterkopf entfernte Schaumstoffstück geklebt wurde, wurde angepasst. Sieht eigentlich auch ganz schick aus, oder?
In den Kopf wurden Lederschlaufen tief eingeklebt, um die Lederkappe an den Kopf zu schnüren. Um den Federn später einen stabilen (und trotzdem weichen) Halt zu geben, wurden Schaumstoff"stacheln" angeklebt, und zwar so angeordnet, dass die spätere Schnürung problemlos und in geraden Linien an den Federn vorbei kann.
(Später wurde übrigens noch eine Schicht Latex über die Applikationen gestrichen, da ich den Kontrast zwischen weichen Latexkonturen und gestochen scharfen Applikationen zu krass empfand) "Endlich" kommt das Latex :P. Das hat glücklicherweise mein Freund übernommen, ich stehe auf Kriegsfuß mit dem Zeug X(. Kurz vor Vollendung wurden die Federn, die aus Latex in einer Gipsform gegossen und zurecht geschnitten worden waren, angeklebt. Dies geschah mit Pattex Repair, deshaln die vielen Nadeln.
Besser geeignet zum Ankleben von Latex-Applikationen ist jedoch (haben wir später herausgefunden) folgende Vorgehensweise: 1. Applikation mit Latex bestreichen und antrocknen lassen 2. Stelle, an der später die Applikation haften soll, mit Latex bestreichen 3. SOFORT die Applikation auflegen (also nicht warten, bis die Gegenschicht trocken ist!). Korrekturen sind hier jedoch absolut nicht möglich, was dran ist, ist dran, wenn die Applikation schief sitzt, muss man sie ganz abmachen, säubern und das Ganze noch einmal probieren.
Da sich die üblichen Toffees dauernd bei mir durchscheuern und somit ungeschützt den Naturmächten gegenüber stehen (und weil ich in meinem finish-Glas einen großen Knubbel Finish fand) bekam der Stab unten zusätzlich noch ein Toffee aus reinem finish. Sehr robust, wenn das nicht hält, weiß ich auch nicht weiter...
Der fertige Schamanenstab:
Auf den Fotos bitte den schwarzen Streifen unter dem linken Auge des Stabes ignorieren - auf diesem Con hatte ich leider die Batterien vergessen und statt dessen ein kleines LED-Licht in den Kopf geklettet :P
Ich hoffe, ich konnte ein paar Anregungen geben :). Weitere Fotos findet ihr in dem Charakterordner meiner Schamanin, desweiteren gibt es zwei Videos zu der Elektronik:
Einmal bei Dunkelheit, hier sieht man besonders schön die Lichteffekte.
http://www.youtube.com/watch?v=S-JFXqrLANY
Einmal im Licht, hier wird ausführlich erklärt, wie die Elektronik aufgebaut ist.
http://www.youtube.com/watch?v=-I9fwx3Qr-8
Ich möchte (das gehört zu so einem Mammut-Projekt wie dieser ellenlangen Baubeschreibung einfach dazu ) meinem Freund danken für die viele Arbeit, die er sich mit dem Stab gemacht hat, für das gemeinsame Brainstorming, für das Latexen und für die Elektronik, die ohne ihn weder ins Gespräch gekommen wäre, noch gebaut noch je funktioniert hätte! Danke, Lex!
Gruß an alle Bastler und Interessierte, die es bis hierhin geschafft haben!