Drachenfest 2001
26.07.2001 - 29.07.2001
In Müllenbach am Nürburgring
Homepage des Veranstalters: http://www.drachenfest.info
LOCATION: Der Ferien- und Freizeitpark "Camping am Nürburgring" ist ein bewirtschafteter Campingplatz, der mit 300.000 qm Fläche, 1.000 Stellplätzen und 5 Sanitärgebäuden wirbt. Das Gelände war meiner Meinung nach im Großen und Ganzen LARP-Tauglich, auch wenn einige Dauercampingplätze auf dem Gelände den Ambiente-Eindruck störten und eingefleischte Waldläufer vermutlich nicht wirklich ausgelastet werden konnten. Der Motorenlärm von der nahen Rennstrecke war auch etwas nervig. Glücklicherweise gab es nur Sonntag eine volle Rennveranstaltung. Die Sanitäranlagen waren zumindest in meiner Umgebung adäquat und regelmäßig gereinigt, auch wenn ein paar Duschen mehr nicht falsch gewesen wären. Wenn man früher oder später zum Duschen ging, als die Massen, ließen sich Wartezeiten aber komplett vermeiden.
Der Austragungsort der "epischen" Schlacht schien mir etwas zu hügelig, aber ansonsten recht gut geeignet.
ORGANISATION: Angesichts der über 2.000 Personen, die es abzufertigen galt, fand ich die Wartezeiten beim Einchecken und bei der Aufstellung zur Endschlacht eigentlich eher kurz. Durch die Trennung von organisatorischem, finanziellem und charakterbezogenem Check-In konnte man das gesamte Verfahren in kurzen Etappen nach und nach durchlaufen. In jedem Lagerabschnitt waren Spielleiter ansprechbar, die Waffenchecks wurden dezentral durchgeführt und es gab ein größeres Kontingent des MHD für den Sanitätsdienst. Meiner Meinung nach wurde bei der Organisation dieser Massenveranstaltung erstaunliches geleistet.
VERPFLEGUNG: Generell war beim Drachenfest Selbstversorgung angezeigt, jedoch waren Teile meiner "Einheit" bei der Aelm-Arthosischen Kampfküche verpflegt, die für verblüffend kleines Geld acht leckere und völlig ausreichende Mahlzeiten anboten. Es gab Gerüchte, daß bei der Kampfküche Personal ausgefallen sei, und daß das was geboten wurde, nur ein Notprogramm gewesen sei, aber ich war schon mit diesem Ergebnis rundherum zufrieden.
PLOT: Was weiß ich. Mehrere farbige Lager sind verschiedenen Drachen zugeordnet und dürfen an deren Stelle um die Vorherrschaft einer der mit den jeweiligen Drachen assoziierten Philosophien kämpfen. Nebenbei gab es auch noch einige neutrale oder gegen alle gestellte Parteien. Man bekam alle Viertelstunde andere Gerüchte zu hören, wer gerade mit wem befeindet oder verbündet war. Wahrscheinlich war jeweils mehr als eine der widersprüchlichen Versionen richtig.
Ich selbst spielte im absolut neutralen "Mobilen armierten Söldner-Hospital" mit. Die anderen haben sich in Stücke gehauen und wir haben sie wieder zusammengeflickt, damit sie sich wieder in Stücke hauen können
M*A*S*H: Ausgehend aus einer Schnapsidee auf der Larp-Mailing-List im Internet hatten sich einige Spieler zusammengefunden, um eine Alternative zu den im LARP leider viel zu üblichen Instant-Heilungen durch Wundertränke oder Magie zu bieten. Wir wollten ein gut organisiertes Feldlazarett darstellen, in dem Verwundete von zynischem Personal durch normale Heilkunde behandelt werden sollten. Angesichts der Tatsache, daß das Ganze ein ungeprobter Versuch von untereinander weitgehend Unbekannten war, klappte das Ganze erstaunlich gut. Die Gruppe trat geschlossen auf, war in kurzer Zeit allgemein bekannt und was für mich das Erstaunlichste war: die von uns demonstrierte Neutralität wurde bis auf wenige Einzelfälle von allen Parteien beachtet. Die Angehörigen des Söldner-Hospitals wurden selten angegriffen und wurden in den meisten Lagern und von fast allen Charakteren freundlich und mit Respekt behandelt. Vielleicht lag das zum Teil auch daran, daß unsere Zahl und Schlagkraft offenbar von einigen völlig überschätzt wurde, aber ich hatte auch den Eindruck, daß wir, obwohl wir für alles, was über die nötigste Wundversorgung hinaus ging, Geld nahmen, als das Rote Kreuz des Drachenfestes akzeptiert wurden. Ich hatte nicht damit gerechnet, daß die Immunität der Heiler so gut geachtet werden würde.
Insgesamt betrachte ich die M*A*S*H-Mission als einen vollen Erfolg.
KRITIK: Nicht-magische Heiler waren durch die Regeln stark benachteiligt. Heilkunde war in den Punktekosten sehr billig und es gab die meiste Zeit über keinen endgültigen Tod. Viele Kämpfercharaktere konnten selber heilen oder zogen Tod und Wiederkehr einer nichtmagischen Wundheilung vor. Die Einsätze meiner Mitspieler im M*A*S*H und unsere Patienten haben mir aber einmal mehr gezeigt, das schönes Spiel auch _trotz_ "schlechter" Regeln möglich ist.
Sehr gut gelungen fand ich das Vergnügungsviertel mit Taverne, Händlern und verschiedenen Schaustellerbetrieben. Eine solche Anhäufung von Teezelt, Bühnen, Spielsalon, Badehaus und Zweikampfarena ist sicherlich auf keinem kleinen Spiel möglich.
FAZIT: Ich war im Vorfeld stark im Zweifel, ob ich mich auf einer solchen Massenveranstaltung wohlfühlen würde. Das größte Spiel, an dem ich bisher teilgenommen hatte, hatte etwa 200 Spieler und die meisten waren deutlich kleiner. Im Allgemeinen kann ich mit den Kriegsszenarien, die offenbar bei dieser Größenordnung die einzige Plotmöglichkeit sind, auch nicht viel anfangen.
Aus diesem Grund war ich deutlich positiv überrascht vom Drachenfest. Es hat viel Spaß gemacht, was zwar sicherlich auch an der richtigen Auswahl des Charakters und der Gruppe, in der ich gespielt habe, lag, aber Organisation, Plot und andere Gruppen haben diesen Spaß jedenfalls eher gefördert als behindert. Ich bin froh, das Drachenfest besucht zu haben, und wenn es auf dem Drachenfest 2002 ein M*A*S*H gibt, bin ich sicherlich wieder dabei.
- TUPFER - DRAUF!!!
CC-BY-NC-SA © 2001 RalfHüls, aka Gänsekiel, Kompanieschreiber des mobilen armierten Söldner-Hospitals
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