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Das Steinschloss - Aufbau und Funktion
Für die Spieler von Charakteren, die Vorderlader mit Steinschlosszündung verwenden.
Es schadet sicher nicht dem glaubhaften Spiel, wenn der Spieler einen Teil des Wissens seines Characters ebenfalls besitzt. Zumal es sicher unschön aussieht oder lächerlich wirkt, wenn ein Character bei der Handhabung seiner eigenen Waffe planlos herumfummelt und sich grobe Handhabungsfehler leistet (wobei das bei einigen wenigen Rollen sicher auch gewollt sein könnte).
Um dem vorzubeugen, wird hier die Funktionsweise des Steinschlosses erläutert, das bei vielen der verwendeten Gewehre und Pistolen im Fantasylarp den Zündmechanismus darstellt. Als Beispiel für die Erläuterungen dient ein englisches Musketen-Steinschloss, das in Form und Design typisch ist.
Aufbau
Tafel I - Benennung der Bauteile:
Tafel I zeigt die äusseren Teile der Mechanik. Die Kenntnis um die Finessen der inneren Mechanik sind für das Verständnis der Grundlegenden Funktion nicht erforderlich.
Die Schlossplatte ist das "Fundament" des Schlosses. Sie ist der Träger aller weiteren Komponenten, die mit ihr verschraubt und befestigt sind. Sie verbindet die einzelnen Bauteile zu einem zusammenhängenden Mechanismus.
Pfanne und Batterie
Die Pfanne ist (meistens) mit der Schlossplatte zu einem Einzelteil verbunden. Sie liegt auf der Höhe des Zündloches am Lauf an. Die Pfanne bietet Platz für eine kleine Menge Pulver, die ausreicht um die Waffe zuverlässig zu zünden.
Die Batterie vereint den funkenspendenden Stahl und den Pfannendeckel in einem Bauteil. Sie ist drehbar über der Pfanne montiert. Die Batteriefeder ist mit der Schlossplatte verschraubt. Sie interagiert mit den zwei Fortsätzen an der Batterie folgendermaßen: Im geschlossenen Zustand hält die Feder die Batterie geschlossen. Beim Abfeuern drückt der Feuerstein die Batterie weit genug auf, sodass die Feder nun die Öffnung der Batterie vollendet und ein Zurückschnappen verhindert. Durch diesen Mechanismus ist die Batterie nach einem Schuß immer geöffnet und die Pfanne somit offen zugänglich.
Hahn und Feuerstein
Der Hahn ist drehbar an der Schlossplatte befestigt. Gemeinsam mit der oberen Hahnlippe und der Hahnschraube verfügt er im oberen Bereich über eine Art kleinen Schraubstock, in dem der Feuerstein fest eingespannt wird. Eine Mechanik im Inneren der Waffe ist bestrebt, ihn mit großer Kraft und Geschwindigkeit nach vorne schnappen zu lassen. Diese Mechanik erlaubt es auch, den Hahn in zwei Stellungen zu arretieren. In der einen ist die Waffe gesichert. Sie dient dem Transport der geladenen Waffe. In der anderen ist die geladene Waffe entsichert und feuerbereit.
Der Feuerstein wird meist mit einem Stück Leder oder (beim Militär) Blei eingeschlagen. Dies gewährleistet einen sicheren Halt im Hahn und soll ein Verrutschen des Steins beim Auslösen verhindern. Da Feuerstein härter als Stahl ist, könnte er ansonsten in das Gewinde der Hahnschraube drücken und dieses dadurch beshädigen.
Funktionsweise
Tafel II - Das Steinschloss ist gesichert:
Ist die Waffe vollständig geladen, befindet sich das Schloss in dem auf Tafel II abgebildeten Zustand. Die Batterie verschließt die Pfanne mit dem darin befindlichen Zündpulver. Der Hahn ist in der sicheren Position eingerastet. In diesem Zustand ist die Waffe gesichert. Der Abzug rührt sich kaum und löst die Waffe nicht aus.
Um den Schuss abzugeben, muss der Schütze den Hahn nach hinten ziehen, bis er mit einem Klicken in die feuerbereite Position einrastet. Dazu genügt sogar bei schweren Militärmusketen ein einzelner Daumen. Die Waffe ist nun voll gespannt, entsichert und damit feuerbereit. Diesen Zustand zeigt Tafel III. Eine feuerbereite, entsicherte Waffe steckt man sich normalerweise nicht in den Gürtel und fuchtelt auch nicht damit herum. Ein leichter (auch unabsichtlich) ausgeübter Druck auf den Auslöser feuert die entsicherte Waffe ab.
Tafel III - Das Steinschloss ist gespannt und entsichert:
Der Schuss
Tafel IV - Das Steinschloss zündet:
Wird im geladenen und gespannten Zustand (idealerweise beabsichtigt) der Abzug betätigt, gibt dies den Hahn frei. Dieser gibt der Kraft der inneren Mechanik nach und schnappt in Sekundenbruchteilen nach vorne, bis die scharfe Vorderkante des Feuersteines den Stahl erreicht. Gegen den anfänglichen Widerstand der Batteriefeder drückt der Hahn nun die Batterie aus dem Weg. Dabei zieht er den Feuerstein über den gehärteten Stahl, wobei viele Funken gerissen werden. Die Batterie öffnet sich und legt damit die Pfanne mit dem Pulver frei. So können die Funken ungehindert das Zündpulver entfachen. Das Pulver brennt rasant ab, und die Hitze schlägt durch das Zündloch in den Lauf. Dort löst sie die Explosion der Hauptladung aus, die die Kugel aus dem Lauf schleudert.
Die Verzögerung zwischen der Betätigung des Abzugs und der Schusslösung hängt von der Qualität des Schlosses und des Pulvers ab. Sie reicht von einer fast instantanen Auslösung bis zu wenigen Sekundenbruchteilen, die man mindestens unbewusst noch wahrnimmt.
Tafel V - Das Steinschloss nach der Zündung:
Das Laden
Um das Schloss wieder feuerbereit zu machen, zieht man erst den Hahn etwas nach hinten in die sichere Einraststellung. Dadurch steht er beim Befüllen der Pfanne mit Pulver nicht mehr im Weg. Danach wird etwas Pulver in die Pfanne geschüttet und die Batterie geschlossen, wodurch das Pulver in der Pfanne eingeschlossen ist. Die Waffe befindet sich nun im geladenen und gesicherten Zustand.
Was sagt uns das Alles?
Es ist keinesfalls egal, in welcher Position die Schlossteile stehen. Schon garnicht beim Posing. Jede Position jedes Teiles erfüllt eine Aufgabe und macht eine Aussage über den Ladezustand der Waffe. Es ergibt beispielsweise keinen Sinn, wenn der Hahn vollständig gespannt und die Batterie offen ist (beispielsweise im Film "Der Patriot" zu sehen). Woran sollte der Stein die Funken reissen um das Pulver zu zünden, falls dieses nicht längst aus der Pfanne gerieselt oder geweht ist?
Externe Links
Ursprünglicher Text und Bilder stammen aus einem Blog-Eintrag von Alexander Bosch in larper.ning.com und wurden von dort mit der Erlaubnis des Autors hierher portiert -- Allan Wegan, 2009-02-01
Autoren: AlexBosch, Allan Wegan
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