Vom Alter eines Charakters
Einleitung
Man ist so alt, wie man sich fühlt, sagen die einen, Man ist so alt, wie man sich gibt, die anderen und für unsere Zwecke beschreiben diese beiden Komponenten in etwa die Leitlinie des InTime-Charakteralters.
ChristianSpalthoff schreibt:
Üblicherweise wird so gespielt, als ob Elfen und andere langlebige Rassen proportional älter werden, so ähnlich wie man sagt: "Ein Hundejahr sind sieben Menschenjahre". So könnte dann ein Menschenjahr acht oder zehn Elfenjahre oder ein halbes Orkjahr sein, so dass ein achtzigjähriger Elf einem achtjährigen Kind entspricht und ein Ork mit vierzig ein alter Mann ist. So ähnlich wird es zum Beispiel beim D&D Tischrollenspiel (Pen & Paper) geregelt: da fängt ein typischer Mensch sein Abenteurerdasein mit 16 bis 20 Jahren an, ein Elf hingegen mit 110 bis 135.
Inwieweit aber die Motivation, die Sicht der Dinge, also schlicht: die psychologische Auswirkung eines solch hohen Alters oder gar der Unsterblichkeit glaubwürdig/überzeugend umgesetzt werden kann, ist zumindest fraglich.
Beim VampireLive gibt es mit den unsterblichen Blutsaugern ein ähnliches Problem, und dort versucht man es zu lösen, indem man zumindest solide real-historische Kenntnisse ebenso wie auch solche der fiktiven Hintergrundwelt (WoD bzw. World of Darkness) erwartet.
Aufs LARP übertragen würde das bedeuten, dass ein solcher Charakter sich nicht nur mit der Geschichte, Heraldik, Religion u.v.m. seines Heimatlandes, sondern auch mit der der benachbarten Staaten und Gebiete auskennt, außerdem jener, die er schon bereist hat. Dies nicht notwendigerweise perfekt, aber zumindest auf einem Niveau, das über reines Hörensagen hinausgeht, denn selbst, wenn er es nicht selbst und unmittelbar erlebt hat, so verging doch genug Zeit, um sich aus den verschiedensten Quellen zu informieren.
Überhaupt müsste ein solcher Charakter wohl einen fast schon unglaublichen Wissens-/Erfahrungsschatz und ebensolche Kenntnisse von Fertig-/Fähigkeiten erlangt haben. Im Gegenzug bliebe es aber natürlich auch fraglich, inwieweit ein solcher Charakter mit der Entwicklung Schritt halten kann/würde.
Menschen
Die natürliche Lebenserwartung liegt historisch bei ca. 60, in der heutigen Welt bei ca. 82 Jahren. Die historische Lebenserwartung gilt dabei für einen Menschen, der das Erwachsenenalter bereits erreicht, also die Kindheit erfolgreich überlebt hat; die Lebenserwartung ab Geburt war deutlich niedriger.
Die Frage nach dem Alter regelt sich bei dieser auf Cons anscheinend vom Aussterben bedrohten Art - siehe Menschen - eigentlich recht einfach: Der Charakter ist etwa so alt, wie der Spieler bzw. dessen (z.B. auch durch Schminken o.ä. verändertes) Erscheinungsbild.
Sich dabei älter zu machen, fällt meist leicht:
- Ein wenig graue oder weiße Farbe ins Haar einbringen bzw. eine entsprechende Perücke tragen.
- * Perücken gibt es auch für Glatzen, und im Theaterbedarf gibt es ein Mittel namens Glatzan, aus dem überschminkbare Glatzenperücken selbst hergestellt werden können.
- Bei männlichen Charakteren evt. entsprechenden Bart tragen oder einen vorhandenen ebenfalls färben.
- Auch ansonsten kann man sich entsprechend schminken: Augenringe, Tränensäcke, Falten, hohle Wangen, Altersflecken lassen sich sehr gut künstlich nachahmen.
- Last but not least kann dazu noch ein entsprechendes Agieren/Auftreten bzw. Requisiten (vielleicht ein Krückstock) kommen.
Für den einen oder anderen kommt wohl auch das Verjüngen in Frage. Bärte können rasiert werden (wenn der Spieler bereit ist, dies Opfer zu bringen), und manche Frisuren wirken jung und jugendlich (züchtige Zöpfe). Auch hier kann dazu Schminke helfen, die altersbedingte Veränderungen der Haut überdeckt, und auch eine jugendliche Art im Auftreten hilft viel.
Am Ende muss keine Illusion perfekt sein, weder die eines älteren noch die eines jüngeren Charakters - genauso, wie ein Elf nicht bis ins letzte perfekt elfisch daherkommen muss. Es reicht, wenn man sich Mühe gibt und der Charakter deutlich als das zu erkennen ist, was er sein soll.
Orks
Bezüglich der natürlichen Lebenserwartung gehen die meisten Vorlagen davon aus, daß ein Ork schneller altert als ein Mensch. Dementsprechend kann man ein Höchstalter von etwa "um die 40" zugrundelegen - vorausgesetzt, der Ork erreicht dieses hohe Alter überhaupt und wird nicht vorher brutal aus dem Leben gerissen.
Für ältere Orks kommt primär das Rollenspiel als Darstellung gesetzteren Alters in Frage. Das kann z.B. größere Lebenserfahrung und dementsprechendes Verhalten sein. Wo ein junger Ork vielleicht sagt "All' Wegmoschen!", entgegnet der ältere Ork: "Erst gucken - guckt keiner - dann wegmoschen!"
Auch entsprechende Behäbigkeit im körperlichen, aber auch geistigen Bereich bietet sich an. Das können "Alterswehwehchen" wie abnehmendes Hörvermögen, eingeschränktes Sehvermögen (Ork mit Brille?) etc. sein, aber auch beginnende Alterssenilität, Vergesslichkeit usw. (Alt-Ork: "Wer bist du denn?" Jung-Ork: "Dein Sohn!"). Auch der "Grampa Simpson"-Effekt kann genutzt werden: langanhaltendes, mäanderndes und insgesamt zusammenhangsloses Daherfabulieren:
Meine Geschichte beginnt im Jahre neunzehnhunderzweiundzwickig. Ich sage bewusst "zwickig", der Kaiser hatte uns das Wort "zwanzig" gestohlen. Ich hab’ den Schuft verfolgt, aber nach sechsundzwickig Meilen hab’ ich aufgegeben. Es war jedenfalls damals, als ich mit der Fähre nach Shelbyville rübergefahren bin. Alles, was ich brauchte, war ein neuer Absatz für meinen Schuh, also beschloss ich nach Morganville rüber zu fahren, was zur damaligen Zeit aber noch Shelbyville hieß. Da hab ich mir eine Zwiebel an den Gürtel gehängt, das war damals übrigens üblich, und die Überfahrt hat fünf Cent gekostet, und auf dem Fünf-Cent-Stück war damals noch ein wunderschöner Hummelschwarm abgebildet. Gib mir fünf Hummelschwärme für 'nen Viertel-Dollar, hieß es. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, der springende Punkt war, dass ich eine Zwiebel am Gürtel hatte, was damals absolut üblich war. Es gab keine weißen Zwiebeln, weil Krieg war. Das einzige, was es gab, waren diese riesigen Gelben. Wo ich bei Gelb bin, Bananen waren damals übrigens noch als gelbe Fettbohnen bekannt. Außer mir wusste das natürlich niemand...
Zwerge
Zwerge gelten gemeinhin als langlebig, aber nicht unbedingt unsterblich, so dass die Höchstwerte für die natürliche Lebenserwartunge bei 120 bis 300 Jährchen liegen dürften.
Das Alter spiegelt sich, wie schon bei Orks, im Temperament (junge Zwerge sind eher hitzköpfig als alte), aber auch den Anschauungen (junge Zwerge sind eher neugierig und neuen Dingen/Wegen gegenüber weniger voreingenommen/ablehnend als alte). Natürlich ist auch die Farbe und Länge des Bartes wichtig. (Vgl. CharakterTippsZwerg)
Elfen
Elfen gelten häufig als unsterblich - womit gemeint ist, dass sie mangels äußerer Einflüsse keines natürlichen Todes sterben, nicht, dass sie gar nicht sterben können. Wenn Elfen sterblich sind, dann sind sie meist zumindest sehr langlebig, und ihre natürliche Lebenserwartungen wird in Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden gemessen. Die Darstellung von elfischen Charakteren macht das nicht unbedingt einfacher.
Im Herrn der Ringe, in dem Elben bzw. Elfen in der Tat unsterblich sind, sagt Elrond z.B: "[...] vor 5000 Jahren - ich [...] war dabei!").
Häufig spiegelt sich die Unsterblichkeit bzw. extreme Langlebigkeit von Elfen in Kommentaren wie "Schau nicht weg, Bruder - ehe du dich versiehst, ist der Mensch gestorben." wieder.
Diese angesprochenen Komponente, die einfach die Fremdartigkeit noch etwas mehr betont, ist schon nicht schlecht. So kann man dann als Elf einen Grund für die etwas nachsichtig-herablassende Haltung zum Beispiel daran festmachen, dass die Menschen mit ihren paar Jahrzehnten eigentlich alle noch Kinder sind (und sich auch oft so benehmen).
Es geht ja mehr um geistige Reife als um Lebenserfahrung, und da ist es schon gut vorstellbar, dass ein Elf da einfach länger braucht - vielleicht nicht gerade hundert Jahre, aber doch doppelt- oder dreimal so lange wie ein Mensch. Das Leben in einem Elbendorf ist möglicherweise auch gleichförmiger und "zeitloser" als in einer Menschenstadt, und es ist gut denkbar, dass ein Elf auch nach einigen Jahrzehnten noch recht naiv und unreif ist.
Der Vorteil von so großen Zahlen ist auch, dass es logischer erscheint, wenn sich die Lebensabschnitte etwas gleichmäßiger auf die Lebensspanne verteilen, als wenn ein Elf nur einen winzigen Bruchteil seines Lebens als Kind verbringt und dann ewig im "mittleren Alter" bleibt.
Cartefius merkt hierzu noch an:
Außerdem stelle ich es mir schwierig vor, einem anderen Elfen mit einem Hintergrund, in dem Elfen z.B. erst mit hundert volljährig werden, zu erklären, dass der eigene Elfenchar erst siebzehn ist. Mensch=15 Jahre, Elf=Ich würde so sagen: 7 bis 10. Das hat dann auch den netten Vorteil, dass ein Elf mit unter hundert noch nicht "erwachsen" ist.
All die vorangegangenen Überlegungen zielen, wenn man einen (für Elfenverhältnisse) jungen Elfen darstellen will, eher auf Benehmen, Ansichten, Reife usw. Rein optisch wird man keine Schwierigkeiten haben, einen jungen Elfen darzustellen.
Bei wirklich alten Elfen sieht es anders aus. Hier ist es vermutlich von Vorteil, auch im RealLife schon in Ehren ergraut zu sein; dann wird man rein optisch wenig Probleme haben, einen solchen Elfen darzustellen. Aber auch das Verhalten und die Denkweise des Charakters sollten einem solch hohen Alter angemessen erscheinen.
Ein solcher Krieger beispielsweise würde sich wohl kaum in die vorderste Schlachtenreihe stellen - es sei denn, er hat sich entschieden, freiwillig zu sterben, was bei grundsätzlich unsterblichen Elfen vielleicht gar nicht mal so selten ist. Ein alter und erfahrener Elfenmagier wohl kaum auf so läppische Spielchen verfallen, wie etwa eine Pfeife mittels FeuerFinger zu entzünden: das wäre mit der Würde des Alters kaum vereinbar. (Generell sei da z.B. auf die Sichtweise des Gandalf im Herrn der Ringe verwiesen.)
Sonstige(s)
Magier
Um auf obiges Beispiel mit Gandalf zurückzukommen: Da es theoretisch in der LarpMagie keine Grenzen gibt, abgesehen von denen, die die RegelWerke vorgeben, wäre es durchaus denkbar, z.B. menschliche oder orkische Magier zu kreieren, die die Statistik der durchschnittlichen Lebenserwartung einer Fantasyrasse gehörig verfälschen würde. Aber gerade für diese Subform von HighFantasy sollte man sich an den Elfen orientieren.
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