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Chiffren

Chiffren

Der überwiegende Teil der im LARP verwendeten Geheimtexte beschränkt sich darauf, daß der Text mit Hilfe eines Textverarbeitungsprogramms in einer obskuren Fantasyschrift gesetzt wird. Diese Methode, bei der jedes Zeichen eines Alphabets durch ein anderes Zeichen ersetzt wird, wird in der Kryptographie "monoalphabetische Substitution" genannt und gilt als sehr primitives Verfahren, das mit etwas Übung und geschicktem Raten auch von Laien geknackt werden kann (schwieriger wird es, wenn der Kodierer das am PC tut und vorher nicht überprüft hat, ob in der Schriftart Umlaute und Großbuchstaben nicht existieren und entweder alle Umlaute und/oder Großbuchstaben als 1 Zeichen dargestellt oder einfach weggelassen werden ...).

Kryptographisch interessierte LARPer beschweren sich zuweilen in den LarpForen über die Einfallslosigkeit, die dieser Methode anhaftet und fordern "spannendere" Verfahren. Ich selbst habe schon mal mit katastrophalem Ergebnis versucht, eine Transpositionschiffre zu verwenden (ein Verfahren, bei dem die Buchstaben nicht durch andere ersetzt, sondern untereinander vertauscht werden; kryptographisch auch eher primitiv).

Ein fremder Text hat die Funktion eines Rätsels. Ob der Text ein Gebrauchstext einer unbekannten Kultur oder ein Kryptogramm ist, ist für den Spieler, der die Information braucht, völlig unerheblich. Er will eine Kopfnuß, die nach einigem, aber nicht übermäßigem Aufwand die benötigte Information preisgibt.

Die Leute erwarten eine monoalphabetische Substitution und auch ich habe mich oft und gerne über die Langeweile, die diesem Verfahren anhaftet, echauffiert.

Die Transpositionschiffre erwähne ich hier nicht als Alternative, sondern als Beispiel dafür, wo der Versuch, etwas anderes zu machen, scheitert. Meine PnP-Runde (in der übrigens ein promovierter Informatiker sitzt ;-) hat bei einer Transpositionschiffre zuerst mit Buchstabenhäufigkeiten angesetzt (die könnten zwar dazu dienen, herauszufinden, daß eine Transpositionschiffre vorliegt, aber den Schritt haben sie nicht geschafft. Vielleicht war auch der Klartext zu kurz dafür).

Mein Verdacht ist, daß die Leute, wenn sie mit einem Lautalphabet, einer Bilderschrift, kurz mit etwas anderem als einer [[MSChiffreHowto|monoalphabetischen Substitution]] konfrontiert werden, schlicht versuchen werden, eine m.S. zu kryptanalysieren, und sich daran die Zähne ausbeißen. Das erzeugt nichts als Frust. Der Frust der paar vereinzelten Linguisten oder Krypto-Freaks über Fantasy-TTF-Schriften ist der weitaus geringere Preis ;-)

-- RalfHüls, 29.04.03

Das Problem ist, dass man auf einem normalen LARP nicht erwarten kann, dass solche "Krypto-Freaks" da sind und sich um die Entschlüsselung kümmern. Der normale LARPer ist nunmal kein Universalgenie und scheitert dann wohl an so einem Text. Je nachdem, wie wichtig der Text (für den "heiligen Plot") nun aber ist, MUSS er quasi lösbar sein. Wenn man genau weiß, dass ein OOC-Krypto-Freak da ist, dessen Char auch daran Interesse hat kann man auch was komplexeres einbauen, speziell für diesen Charakter, aber sonst muss man leider(?) auf dem "normalen" Niveau bleiben. Schliesslich sollten Rätsel im LARP auch lösbar sein, denn unlösbare Rätsel bringen kaum Spielspaß.

Für längerfristige Kampagnen hingegen sind komplexere System - gerade Bildschriften - ein nettes Mittel. Ein Beispiel wäre hier zum Beispiel Heligonia, in der eine inzwischen beachtliche Menge an Texten in der sog. "alten Schrift" gefunden wurden. Diese Bildschrift ist mit einfachen Methoden eigentlich nicht zu entschlüsseln, da jedes Zeichen ein Wort darstellt (wobei manche Zeichen Kombinationen von anderen Zeichen sind und so komplexere Begriffe darstellen). Dementsprechend gab es auch eine Steintafel, in welcher ein Text in zwei Schriften gefunden wurde - der alten Schrift und auf der Rückseite in heligonisch (sprich: Deutsch). Dadurch gab es zumindest einen Ansatzpunkt für eine Übersetzung, alles andere kam dann nach und nach hinzu, wenn andere Symbole aus dem Kontext heraus verstanden werden konnten.

Durch diese Bilderschrift hat es mittlerweile schon ein Spieler zum Magister gebracht, weil er sich auf diese spezialisiert hat und ein Werk über seine Erkenntnisse geschrieben hat. Natürlich muss man dazu sagen, dass Heligonia eine geradezu extrem aktive Kampagne spielt, wo sich sowas natürlich auch leicht über 10 oder mehr Cons ziehen kann. Für "Einzel-Con-Spieler" bringt das natürlich weniger was, aber das haben eigentlich alle Kampagnen so an sich.

--Irian (22.12.03)

Ich denke auf Larps ist es durchaus möglich, mehr als eine einfache Buchstabensubstitution zu bringen. Aus Ermangelung an Erfahrung als Larp-SL kann ich leider nur vom Pen&Paper berichten, aber hier habe ich schon einiges an Verschlüsselungen ausprobiert. Man sollte nur immer einige Dinge bedenken:

1.) Eine komplizierte Verschlüsselung darf nicht plotkritisch sein, es sei denn man hat die Möglichkeit Hinweise zur Lösung zu verteilen.

2.) Immer genügend Text zur Verfügung stellen. (mindestens 80 - 100 Wörter)

3.) Da die Verschlüsselung geknackt werden soll, kann man ruhig kryptographische Schwächen einbauen. z.B. Sehr lange Wörter verwenden, übliche Fantasysätze, ein Textkopf den man erraten kann, etc.

4.) Nicht mehrere Methoden kombinieren.

Letztens habe ich ein Transpositionschiffre in Form einer 7x8 Matrix verwendet und es wurde auch tatsächlich entschlüsselt. (Liegt vielleicht auch daran, das in meiner Gruppe kein Informatiker ist ;-)) Folgende Ausgangsbedingungen:

  • 2 Seiten Text
  • Lateinische Buchstaben (alles andere wäre hier undenkbar)
  • Zum Schluss muss man die letzte Matrix mit irgendwelchen Buchstaben auffüllen, hier bin ich einfach das Alphabet durchgegangen. Das hat sich direkt als Schwachstelle herausgestellt, da man hieraus die Matrixgröße erkennen konnte.

Das war vielleicht ein wenig zu ausführlich, aber eine etwas anspruchsvollere Verschlüsselung ist mit etwas gutem Willen durchaus machbar.

Nikolai, 25.01.04

Ich persönlich halte eine monoalphabetische Substitution für ZU simpel, weil sie sehr einfach mit statistischen Methoden geknackt werden kann (das 'e' ist der häufigste Buchstabe im Deutschen). Wer eine härtere Kopfnuss will, sollte IMHO eine Vigenere-Verschlüsselung (polyalphabetische Substitution) ausprobieren. Hier sollte die SL den Spielern eindeutig zu verstehen geben, dass sie zur Lösung des Rätsels bzw. zur Entschlüsselung der Botschaft ein PASSWORT brauchen. Der Plot besteht demnach in der Suche nach dem benötigten Passwort. Die Entschlüsselung des eigentlichen Texts mit Hilfe dieses Passworts und einer Vigenere-Tabelle (muss von der SL gestellt werden) ist dann nur noch reine Fleißarbeit, die aber auch Spaß machen kann. Eine Entschlüsselung mit statistischen Methoden ist dabei zwar theoretisch möglich, jedoch praktisch viel zu aufwändig auf einer Con. Außerdem muss das Chiffrat zur Analyse der Schlüssellänge hinreichend lang sein.

Anmerkung zum Brechen von Vigenere: Wenn man ca. 4 Seiten hat ist das auch per Hand nicht zu aufwendig. Dann kann man anhand der Abstände identischer n-Gramme die Schlüssellänge raten (die meisten n-Gramme sollten ein vielfaches der Schlüssellänge auseinanderliegen). Und jetzt kann man eine normale Häufigkeitsverteilung für jeden Buchstaben des Schlüsselworts aufstellen. (Wenn das Schlüsselwort ein echtes Wort ist kann man das auch einfach raten, wozu man nicht jede Position exakt bestimmen muss.) Man sollte jedoch vorher wissen, dass es sich um Vigenere handelt, damit die bemühungen nicht umsonst sind.

Auf http://www.blinde-kuh.de/geheim/weitere.html gibt es weitere Verschlüsselungstechniken zur Abwechslung.

Section31, 25.02.2004

  • Wenn's nur am "e" liegt, könnte man doch (einfach?) einen Text ganz ohne e schreiben ;) -- Nount, 13.11.07

Nuja, nur weil man einen Text entschlüsseln kann, heißt das noch lange nicht, daß man ihn auch versteht. In sofern bin ich persönlich eher für schwache Verschlüsselung. Schließlich kann man sich an der Interpretation des freigelegten Textes lange genug die Zähne ausbeißen. Wenn die Verschlüsselung mehr ist als Fleißarbeit, wird sie auf dem Con keiner hinbekommen. ---MarcoMarkgraf

Eine andere Art des Verschlüsselns: Auf einem unserer Larps hatten wir mal mehrere Schriftrollen, die einen hübschen Nebenplot begleitet hatten. Diese Schriftrollen waren in einer unbekannten Schrift verfasst (monoalphabetische Substitution), die Spieler hatten jedoch meines Wissens einen einfachen Zugang zur Entschlüsselung (durch einen NSC, soviel ich weiß). Das Problem war allerdings nicht, die Texte umzuschreiben. Die Texte waren in einer anderen Sprache (von einem Orgamitglied erfunden) geschrieben. Zum Übersetzen hatten die Spieler ein Lied in dieser Sprache samt Übersetzung als Vorlage, der Rest musste wohl interpretiert werden. In der Tat wurde der Plot geknackt! -- PatrickC 14.11.2007

Literatur

Fuer alle, die sich näher mit Verschlüsselungen beschäftigen möchten, ist das Buch 'Codes' von Simon Singh sehr zu empfehlen. Davon gibt es eine Erwachsenenausgabe (ISBN 3423330716) und ein etwas vereinfachte Jugendlichenausgabe (ISBN 3423621672), die sich jedoch ziemlich oft wiederholt allerdings leichter verständlich ist.

Denkt euch bitte keine eigenen Verschlüsselungen aus

Die Methode der Verschlüsselung sollte herausgefunden werden können. Wenn es nicht klar ist, welche Methode benutzt wurde muss man extrem viele Möglichkeiten raten. Dabei beginnt man mit bekannten klassischen Methoden und einfachen Analysen. Wenn man sich selber ein System ausdenkt, ist es extrem langwierig alle Tests und Analysen, die Aufschluss über die Methode oder den Klartext geben könnten, durchzuführen. Außerdem ist es für euch wesentlich einfacher den Code zu entziffern, wenn ihr ihn auch entschlüsseln könnt. Unbekannte Methoden (oder Verkettungen von Methoden) werden so gut wie nie in unter 40h gebrochen. tl;dr: Nutzt bekannte Methoden, den Schlüssel zu finden ist meistens aufwändig genug.


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