Ritter & Edelknecht
Definition
Ein Edelknecht (Armiger) war ein adliger, ritterbürtiger, erwachsener, aber noch nicht zum Ritter geschlagener oder mit dem Schwert umgürteter mittelalterlicher Krieger. Der Begriff Edelknecht wird allerdings in der Literatur und Dichtung nicht einheitlich verwendet. Oft werden auch Knappen oder ritterliche Dienstmannen als Edelknechte bezeichnet.
Visuelle Unterschiede
Eine sichtbare Unterscheidung zwischen Edelknechten und Rittern war ursprünglich der Schwertgurt, der das eigentliche Symbol der Ritterwürde war (Schwertleite). Nichtritterliche Krieger befestigten das Schwert üblicherweise am Sattel. Für die Darstellung des Edelknechtes würde es sich empfehlen bei den Statussymbolen des Ritters eher zu sparen und den Edelknecht weniger Prunkvoll auszustatten.
Hintergrund
Die meisten Angehörigen des niederen Dienstadels mussten aus wirtschaftlichen Gründen auf den Erwerb der Ritterwürde verzichten. Die Pflichten der Ritterwürde wie zum Beispiel die militärische Unterstützung die ein Ritter seinem Lehnsherren schuldete brachten eine Menge finanzielle Verpflichtungen mit sich. Häufig ermöglichte man nur dem ältesten Sohn einer Familie den Ritterstand, seine Brüder mussten Edelknechte bleiben. Für das tägliche Leben hatte dies wenig Bedeutung, allenfalls bei Turnieren wurden Unterschiede zwischen Rittern und Knechten gemacht. Neben den finanziellen Aspekten haben sicher auch familiäre Gesichtspunkte zum Verzicht auf die Erlangung der Ritterwürde beigetragen.
Eigentlich waren die mitteleuropäischen Kleinadligen mehr grössere Bauern und Gutsverwalter Ihrer Lehen als Soldaten, die Ritterwürde war im Alltag entbehrlich. Einigen Edelknechten wurde wegen besonderer Tapferkeit oder anderer Verdienste sogar mehrmals die Ritterwürde verliehen. Allerdings waren diese Promotionen eher von symbolischem Charakter, vergleichbar einer Ordensverleihung.
Den Ausgezeichneten fehlte meist die wirtschaftliche Grundlage, um die Ritterwürde dauerhaft anzunehmen. Der ständige Unterhalt der Pferde und der entsprechenden Anzahl an Waffenknechten war diesen Niederadligen aus finanziellen Gründen meist unmöglich. Auch die Ausrichtung einer standesgemässen Promotionsfeier, bei der üblicherweise die gesamte umliegende Adelsgesellschaft eingeladen wurde, dürfte viele abgeschreckt haben. Die gleichzeitige Ritterpromotion vieler Edelknechte in Form des Ritterschlags war vor allem anlässlich grösseren Schlachten üblich. Wenn die Zahl der ausgezeichneten Knechte auch häufig übertrieben überliefert sein dürfte, wurden sie manchmal schon vor der Schlacht zur Hebung der Kampfmoral ausgesprochen. Die Promotion nach dem Kampf als besondere Ehrung tapferer Krieger scheint häufiger vorgekommen zu sein. Hier zählte die Leistung mehr als die Herkunft. Auch anlässlich von Turnieren oder Hochzeiten kamen Massenpromotionen vor. Wie erwähnt blieben diese Promotionen oft ohne Auswirkungen auf den tatsächlichen Stand des Geehrten.
Aus allen diesen wirtschaftlichen und familiären Gründen verzichteten auch etliche wohlhabende Adlige auf die Ritterwürde. Dies scheint im späteren Mittelalter so überhand genommen zu haben, dass sogar regional Gesetze und Verordnungen erlassen werden mussten, die Ritterwürde bei entsprechendem Vermögen also verbindlich vorgeschrieben wurde. Als Edelknecht war man auch als Ausbilder; eines jungen Ritters ungeeignet, sparte sich hier also erheblichen zusätzlichen finanziellen und zeitlichen Aufwand. Allerdings versuchten einige Feudalherren auch systematisch, die Entstehung eines mächtigen und wohlhabenden Ritterstandes zu unterdrücken. Edel- und insbesondere nicht ritterbürtige Kriegsknechte waren einfach preiswerter; und leichter zu kontrollieren.
Der Begriff Ritter umfasste ursprünglich alle berittenen Krieger, später wandelte er sich zur Standesbezeichnung. In den Augen der Bevölkerung waren Edelknechte auch Ritter, bis heute werden diese beiden unterschiedlichen Versionen des Rittertums; leider auch in der wissenschaftlichen Literatur nicht deutlich genug unterschieden.
Allerdings erleichtert diese Unterscheidung das Verständnis des gesellschaftlichen Phänomens Ritterschaft und besonders seines Unterganges deutlich.
Der Edelknecht bietet denen einen spannenden Spielansatz für das Live-Rollenspiel die den Ritter gerne etwas anders und weniger ausrüstungslastig spielen wollen. Als Edelknecht stellt man eine geachtete Person dar, die gesellschaftlich zwischen Ritter und dem einfachen Soldaten steht.
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