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KlorollenCharaktere

KlorollenCharaktere

Abreiß-Helden

Manche sagen, es gibt sie, andere behaupten, sie wären unmöglich. Die Rede ist von Kalender-Charakteren, auch Abreiß-Helden oder Klorollen-Charaktere genannt.

Die Idee kam in den späten 90ern auf, als einige "alteingesessene" Helden sich nach jedem Tod durch Rituale, Knickfoki oder einfach Ignoranz wiederbeleben ließen. Was nicht bedeuten soll, daß es nicht auch heute noch Leute gibt, die unbedingt gewinnen wollen.

Der Spieler eines Ork-Charakters baute sich liebevoll vor einem Con einen "Grunt", sprich einen Kampfork ohne besonderen Wert, der nach nicht mal zehn Minuten IT bereits von einer Horde wildgewordener Elfen plattgemacht wurde. Da der Spieler weder eine Ersatzgewandung dabei hatte noch besondere Lust darauf, daß der Charakter wie bei anderen "Pappnasen" einfach wiederbelebt wurde, überlegte er sich, einen anderen Ork aus demselben Stamm zu spielen. Am Ende des Cons war er bei der laufenden Nummer 17 angelangt. Jedes Mal das selbe Konzept, aber ein vollkommen anderer Charakter.

Der Klorollen-Char war geboren - ultimative Antwort auf pappnasiges Instantwiederbeleben und unterhaltsamer S-NSC (Spieler-Nichtspieler-Charakter).

Inzwischen sind mir im deutschsprachigen Larp-Raum mindestens ein Dutzend Kalendercharaktere bekannt, die mal mehr, mal weniger auffällig so ein wenig durch die Gegend sterben.

Wichtiges Merkmal für Kalendercharaktere ist, daß sie eine überdurchschnittliche Neigung zum Ableben haben. Sei es durch persönliche IT-Dummheit, das "falsche" Rassenkonzept oder einfach und simpel konsequentes Charakterspiel um jeden Preis (... welcher bei uns ach so toleranten Larpern üblicherweise das Leben ist)

Wie funktionieren Kalernderchars?

Meistens zunächst mal überhaupt nicht, da man häufig auf derart provokante Vertreter trifft, daß ihre Lebensdauer das tatsächliche Entwickeln einer Funktion ausschließt.

Aber prinzipiell würde ein Kalender-Charakter in etwa so aufgebaut: Man überlegt sich ein generisches Charakterkonzept, bei dem der Identität des Spielers keine besondere Wichtigkeit zufällt. Beispielsweise eignen sich hier niedere Untote sehr gut, da sie üblicherweise mit Masken ausgestattet und entsprechend häufig verfügbar sind. Auch "Ninjas", arabische Räuber und andere mumifiz... äh, maskierte Wesenheiten sind dafür ausgezeichnet geeignet.

Dann überlegt man sich ein einheitliches Startpaket an Fähigkeiten oder auch Un-Fähigkeiten, mit denen man diese Charaktere ausgestattet sehen möchte und füllt sich, am besten am Computer, einen CharakterBogen aus.

Diesen stattet man dann mit Feldern für "Name" und "laufende Nummer" aus und druckt sie vor dem Con. (Beispiel folgt)

Hierbei sind zwei Dinge unbedingt notwendig:

  1. Der Veranstalter sollte wissen, daß ihr vorhabt, mit derartigen Charakteren aufzulaufen, um nötigenfalls die Anzahl seiner NSCs justieren zu können, oder einen entsprechenden Subplot schaffen kann
  2. Ihr solltet es mit der Anzahl der verfügbaren Charakterbögen nicht übertreiben, sonst kann es sehr schnell passieren, daß ihr

a) als Pappnasen bezeichnet werdet
b) den Mitspielern auf die Nerven geht und
c) die SL keine Lust mehr auf euch hat.
Um dies zu verhindern, solltet ihr am besten mit der Orga/SL die Anzahl eurer "Klone" absprechen und gegebenenfalls anpassen.

Böse Nebenwirkungen:

Fakt ist, Kalender-Charaktere können das Spielgleichgewicht zeitweise erheblich aushebeln. Insbesondere, wenn es sich dabei um Vollplattenritter vom Orden der Pappnadine von Nasburg handelt. Gleiches gilt für Charaktere mit einem bestimmten außerordentlich spezialisierten (und im schlimmsten Fall auf diesen Con zugeschnittenen) Fähigkeitenpaket.

Um dies zu vermeiden, sollte man die zehn Gebote für Abreiß-Charaktere beachten:

  1. Kalendercharaktere sind Spaßcharaktere, die sowohl dem Spieler als auch den Mitspielern Unterhaltung verschaffen und auf außergewöhnliche (vielleicht sogar powergamerische) Fähigkeiten verzichten sollten.
  2. Kalendercharaktere sind keine Racheengel, die man dem "Mörder" seines geliebtem Erstchars hinterherjagt
  3. Kalendercharaktere sammeln keine EPs für das "Kollektiv". Wenn ein KC stirbt, sterben seine EP mit ihm und werden nicht für nachfolgende KCs benutzt
  4. Kalendercharaktere sollten in Maßen eingesetzt werden; zwanzig Chars verheizen, um eine Tür zu knacken, widerspricht der Klo-Rollen-Ethik
  5. Kalendercharaktere haben Ängste und Wünsche, sie verfolgen nie ausschließlich ein Ziel, nur um den nächsten Kalenderchar ins Rennen zu bringen.
  6. Kalendercharaktere besitzen kein kollektives Gedächtnis

  7. Kalendercharaktere, die als schädigende Charaktere eingesetzt werden, Meuchelmörder, Attentäter, dürfen bei Mißerfolg nicht unmittelbar ein zweites Mal auf das selbe Opfer losgehen. (Erstens müsste die Nachricht über den Mißerfolg erst bis zum "Kollektiv" durchdringen, zweitens muss dieses eine neue Entscheidung treffen und drittens: Wenn das Opfer einen plattgemacht hat, schafft es das auch noch mit dem Zweiten ... also Planänderung)
  8. Kalendercharaktere unterliegen den selben Vor- und Nachteilen wie normale Charaktere; es ist nicht möglich, einen "Über-Abriß-Helden" zu schaffen, um damit alleine auf Plotjagd zu gehen (siehe auch Punkt 3 und 4)
  9. Kalendercharaktere haben immer eine extreme Gesinnung, die sie um jeden Preis verteidigen (und dementsprechend häufig den Löffel abgeben)
  10. Kalendercharaktere sollten die Ausnahme bleiben.

Lustige Kalenderchars, die ich seit 1995 kennengelernt habe:

Le Ming - Der Samurai-Ninja, ein Charakter, der mir in Süddeutschland begegnet ist. Häufigste Todesursache: Seppuku (ritueller Selbstmord)

  • Brian 1-4 - Attentäter der Volksfront von Jubiläa: Fliegendes Suizidkommando
  • Pompf 47 - Sprengstoff-Gobbo mit der Angewohnheit, sich selbst in die Luft zu jagen
  • Kami Ka Tse - Holländischer Gassenhauer, kämpft im Lendenschurz (schwing-schwing)
  • [Name vergessen], der oft Besiegte - sehr bekannter Ork-KC mit der bisher höchsten mir bekannten Seriennummer (letzter Stand: 109)

und nicht zuletzt

  • Aldhayn, der Held aus den Nordlanden v1.5 - Mein eigener Kalenderchar und Beweis, daß es auch welche gibt, die lange leben und erfolgreich sein können. Eigentlich sollte er schon längst tot sein, stattdessen ist er durch einen bedauernswerten Unfall heute Reichsritter von Montralur


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