Larp-Heraldik
Allgemein
Das Thema Heraldik ist ein breites Gebiet, wer sich damit erst einmal ausführlich beschäftigt, hat einiges zu tun. Ein Fantasy-Wappen muß dabei nicht den Konventionen der historischen Heraldik folgen, auch wenn's nett ist, darauf zu achten. Trotzdem ist es sehr sinnvoll diese Regeln zu kennen, deshalb hier ein kurzer Überblick über einige der wichtigsten Punkte. Was man aber machen sollte, ist, sich das Wappen von jemandem, der sich mit dem Thema auskennt, in der Fachsprache der Heraldik formal beschreiben zu lassen ("Blasonierung", s.u.).
Allgemeine heraldische Regeln
Eine sehr gelungene Einführung in das Thema, samt aller gängiger Regeln und Besonderheiten findet sich hier:
Ein Querbalken, der über das Schild/Wappen läuft, steht i.d.R. für einen Bastard (daher auch Bastardbalken benannt), sprich den unehelichen Nachkommen eines Wappenträgers.
Eine -wie auch immer- gestaltete Krone im Wappen selbst steht meistens auch für königliches Blut, sprich Verwandschaft zum Herrscherhaus/der Linie des jeweiligen Landes. Als Beiwerk (also über dem Schild) gibt es durchaus auch Kronen für niedere Ränge. Die Zahl der Perlen bzw. Spitzen steht dabei für den Rang.
Daher kommt m.W. auch der Ausdruck "Einen Zacken aus der Krone brechen" = Degradierung. Section31
Das volle Wappenbild, wie man es heutzutage aus Abbildungen kennt, mit dem Schild, Helm, Helmzier (das ist die Figur auf dem Helm) und Helmdecke (das ist der Schleier am Helm, der ursprünglich wohl nicht nur zum Erkennen, sondern auch zum Kühlen diente), bezeichnet man auch als großes Wappen; es spiegelt das tatsächliche (Prunk- bzw. Turnier-) Erscheinungsbild der Trägers wieder.
In der Heraldik nennt man die Farben Tinkturen. Hierbei unterscheidet man noch weiter zwischen Farben (Rot,Blau, Grün, Schwarz, Purpur, evt. Hautfarbe) und Metallen (Silber, Gold). Hierbei ist zu beachten, dass Gelb immer Gold darstellt, Weiß immer Silber und i.d.R. Schwarz durch Braun repräsentiert wird. Nicht unterschieden wird zwischen (z.B.) Hellblau und Dunkelblau.
Die wichtigste Regel danach ist: NIE METALL AUF METALL, NIE FARBE AUF FARBE, d.h. zwischen zwei Flächen Farbe sollte immer eine Fläche Metall sein (Farbe neben Farbe, z.B. bei gespaltenen, geteilten oder gevierten Flächen, ist erlaubt und kommt häufig vor). Ausgenommen hiervon sind Details wie Zungen und Augen. Sinn des ganzen war es ein möglichst gutes Erkennen des Wappens schon auf große Entfernung zu ermöglichen, allerdings gibt es auch (historische) Abweichungen dieser heraldischen Regel.
Bei den Abbildungen, Bilder benannt, unterscheidet man zwischen strengen, geometrischen Formen Figuren und den sprechenden Wappen, Darstellungen von Tieren, Bäumen, Pflanzen und anderen Gegenständen. Figuren sind möglichst formatfüllend einzusetzen.
Die "Heroldsbilder" oder geometrischen Aufteilungen (unvollständig): Eine senkrechte Teilung nennt man "gespalten", eine waagrechte "geteilt", einen senkrechten Streifen "Pfahl", einen waagrechten "Balken". Sitzt der Balken am oberen Rand nennt man ihn "Haupt", am unteren Rand "Schildfuß". Ein gevierteltes Wappen (BMW-Logo) heisst "geviert", wird diagonal getrennt "schräg geviert". Wird geachtelt (es ergibt sich mit wechselnden Tinkturen soetwas wie ein Windrad) spricht man von "geständert". Bei diagonalen (schrägen) Teilungen spricht man von "schräg rechts geteilt" wenn die Trennung von rechts oben nach links unten verläuft, entsprechend bei schrägen Balken von "schräg rechten" bzw. "schräg linken B." (Achtung: die Seiten sind korrekt spiegelverkehrt angegeben, siehe unten!). Ein gestürzter v-förmiger Balken (^) heisst "Sparren", wird das Wappen wie beim Sparren spitz geteilt spricht man schlicht von einer "Spitze". Auch die Grenze zweier Felder bietet Gestaltungsmöglichkeiten: die sogenannten "Schnitte", z.B. Stufen, Zacken, den ("Wogen-" oder) "Wolkenschnitt" oder den "Eisenhutschnitt". Wird das ganze Feld so gefüllt spricht man von "Pelzwerk" (dann z.B. "Wolkenfeh"), ebenso (bzw. namensgebend) bei "Hermelin" (kleine schwarze Ornamente auf weissem Grund)
Das Bild (aka Schild/Wappen) kann auch in zwei oder mehr sog. Felder unterteilt sein; oder mit einem sogenannten Herzschild belegt sein. Dies geschieht vorwiegend dann, wenn zwei oder mehrere Wappen miteinander vereinigt werden. (z.B. durch neue Titel, Heirat, u. ä.)
Bedeutung der Farben
Historisch gesehen haben Farben keine Bedeutung, wer also streng historisch sein möchte, kann diesen Part getrost ignorieren. Allerdings ist es in der Fantasy sicher nicht von Nachteil, Dingen eine Bedeutung zu geben. Eine pseudochristliche Deutung findet sich im Folgenden, aber nichts spricht gegen eine eigene, von der Kultur des Ritters beeinflusste abweichende Deutung.
- ROT steht für Liebe, Stärke, Mut
- BLAU steht für Ehre, Treue, Ruhm
- GRÜN steht für Freiheit, Hoffnung, Gesundheit
- SCHWARZ (braun) steht für Tod, Trauer, Festigkeit
- SILBER (weiß) steht für Reinheit, Keuschheit, Weisheit
- GOLD (gelb) steht für Reichtum, Hoheit, Herrlichkeit
- PURPUR steht für Hoheit, Macht, Würde (Purpur ist keine "klassische" Tinktur, wie auch das in England vorkommende Orange)
Schriftliche Beschreibung des Wappens
Der Fachbegriff hierfür ist Blasonieren. Wappen werden immer gespiegelt beschrieben, d.h. links/rechts werden von der Sicht des Trägers aus genannt. Begonnen wir immer mit der Herzseite also vom Träger aus gesehen rechts (beim abgebildeten Wappen dann rechts) und von oben. Bei halbierten Wappen also erst die rechte Seite, dann die linke nennen, bei geviertelten Wappen mit der Farbe beginnen die oben rechts steht. Bei den Metallen findet man oft beides entweder die tatsächliche Bennungen der Farbe oder des Metalls. Für die Wappenrolle hier im LarpWiki bleiben wir am besten mal bei den Realfarben, d.h. weiß=weiß und gelb=gelb.
- Beispiel: Auf goldenem Schild ein roter schräglinker Wellenbalken und eine rote fünfblättrige Rose im rechten Obereck.
Der Hintergrund ist, dass die Blasonierung das Wappen eindeutig beschreibt. Jeder Herold sollte anhand der Blasonierung das Wappen "ausführen" oder "aufreissen", also konkret aufmalen, können. Wappen sind dabei nicht wie moderne Logos, die immer absolut identisch abgebildet werden. Die einzelnen Ausführungen eines Wappens können sich unterscheiden. Solange sie aber heraldisch korrekt der Blasonierung entsprechen, stellen sie das gleiche Wappen dar.
Tipp 1: Es ist durchaus auch ganz interessant wenn die Wappen gleich sind, aber je nach Verwendung, Wappenrock, Schild, Siegel dann nicht komplett identisch umgesetzt werden.
Tipp 2: Keep it simple. Einfache geometrische Wappen sehen oft besser aus als aufwendige, sind ausserdem leichter zu erkennen und zu merken und auch herzustellen.
Tipp 3: Auch wenn real eher selten, sind fürs Larp sprechende Wappen sehr hilfreich als Wiedererkennungseffekt.
Wappen für Nicht-Adlige
Siehe auch ZunftWappen
weitere Informationen
Weiterführende Links finden sich hier LinkSammlung#Heraldik
Eine Auflistung einiger im Larp verwendeter Wappen ist unter Wappenrolle zu finden.
Medieval Heraldry, ISBN 0850453488
An Introduction to Heraldry, ISBN 048624993X
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TobiasSeybold, RalfHüls, Einhard
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