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Meinung/Charaktertod/Limbus

Der Limbus

Auf den Drachenfesten gibt es statt eines Charaktertods den sogenannten "Limbus", also eine Art Vorhof zum Totenreich, in dem den Gefallenen geprüft und zumeist wieder zurückgeschickt wurden. Ein Charaktertod ist auf dem Drachenfest eher die Ausnahme.

Die Auswirkungen einer solchen Regel auf das Spielverhalten ist sehr umstritten. Die Tatsache, daß ein Limbus die Angst vor dem Kampf nimmt, kann natürlich Vor- und Nachteile haben. Mancher Charakter, der eigentlich ein Draufgänger sein sollte, wird vielleicht ohne Limbus zu zaghaft gespielt, weil die Charakterverliebtheit des Spielers stört. Andererseits kann der Limbus sicher auch dazu führen, daß Einzelne *so* draufgängerisch werden, daß es auch wieder nicht "plausibel" ist. Dabei sehe ich nicht nur das Problem der Leute, die sich übertrieben leichtsinnig geben, weil sie selbst wiederkommen, sondern auch die, die übertrieben freigiebig mit dem Leben anderer sind. "Ich kann ihn ruhig killen, er muß ja 'nur' durch den Limbus".

Ob auf den Drachenfesten nun die Vorteile oder die Nachteile in Bezug auf das Rollenspiel überwogen haben, vermag ich nicht zu sagen, dazu reichen meine Beobachtungen aus der Schreibstube des M*A*S*H sicher nicht aus. Mir persönlich sind keine störenden Effekte der Limbus-Regel aufgefallen. Wie das bei einer längeren Kampagne mit Limbus aussehen würde, vermag ich nicht zu sagen.

Ich halte es für Ehrensache, trotz eines Limbus oder einer Opferregel so zu spielen, als habe der Charakter Angst vor dem "Tod". Ich selbst habe auch auf den Drachenfesten so gespielt, daß der Charakter natürlich nicht sterben will, auch wenn behauptet wird, man käme wieder. Aber wer weiß schon, ob das immer klappt, und ob man nicht doch irgendeinen Schaden davonträgt? Natürlich ist das jedenfalls nicht ;-) Folglich war ich auf allen fünf Drachenfesten, die ich besucht habe, nicht im Limbus.

Die Auswirkungen eines Limbus auf Strafverfolgung etc. können natürlich ... seltsam sein. das geht aber in beide Richtungen. Es lohnt sich für den Räuber eben nicht mehr, einfach das Opfer zu killen, weil es dadurch nicht mundtot wird. Also muß er geschickter vorgehen.

Ich vermute ohnehin, daß der wichtigste Vorteil ein organisatorischer ist. Ich wäre nicht gerne SL auf einer Massenveranstaltung, und müßte mich um 300 verheulte Leute kümmern, die ihre unfairen Charaktertode reklamieren wollen ;-)

Bei einer Opferregel, wie ich sie mir vorstelle, stellt sich das Problem nicht in der gleichen Form, weil der Tod da eben nur umspielt wird. IT weiß der Charakter nicht, daß er "eigentlich" hätte sterben sollen. Todesangst soll wider besseres Wissen des Spielers gespielt werden.

Wobei ich zugebe, daß ein Limbus natürlich noch etwas suggestiver ist. Wenn (wie mal jemand argumentierte) die Opferregel ein offenes Grundstück ist, und die "harte" Todesregel immerhin ein kniehoher Jägerzaun, dann ist der Limbus ein Gartentorschlüssel auf 'nem Silbertablett ;-)

Wie immer in Stilfragen muß ich nur vor dem Spiel wissen, was geht. Wenn ich vorher weiß, daß ich auf ein Kampfsau-Diablo-Con gehe, wo Kampfsport wichtiger ist als Charakterspiel, dann kann ich mich darauf hervorragend einlassen.

RalfHüls, 13.10.2003, 10.05.2005


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