Larpmeinung: Hausregeln
Was sind Hausregeln?
Hausregeln kennt sich jeder, der schonmal auf einem Con mit mehr als ZweiRegeln war. Hausregeln beschreiben die Ausnahmen vom eigentlich verwendeten Regelwerk, Ergänzungen für empfundene Lücken, etc. pp.
Dabei reicht die Bandbreite von einer kleinen Verschriftlichung von sowieso allgemein akzeptierten Verhaltensweisen, bis zu solch umfangreichen Änderungen, dass es schon fast ein eigenständiges Regelsystem ist.
Auch DKWDDK, Punktelose und ähnliche Cons können Hausregeln haben, die dann allerdings keine Modifikation des Regelsystems, sondern allgemeine Verhaltensweisen sind, auf die man noch einmal extra hinweisen möchte.
Das am meisten im Larp verwendete Reglwerk, DragonSys, ist gleichzeitig auch das Regelwerk, zu dem es die meisten Hausregeln gibt.
Beispiele für Hausregeln kann man einige finden, z.B.:
Westlande Regelappendix (Anmerkung: Starke Modifizierungen, die ständig weiter entwickelt werden, da Übergangslösung bis zum eigenen Regelwerk)
Bekannte Hausregeln für Dragonsys sind bspw.:
- Der Zauber "Gift zerstören" kostet statt 30 Magiepunkten folgendes: (30+Giftkosten) Magiepunkten
- Antimagiesprüche erhalten analog als zusätzliche Kosten die Kosten des zu brechenden Zaubers
- Alchemieregeln
- Regeltechnische Unterscheidung von diversen Magiearten
- Durschlagsregelung für Pfeile und Bolzen
Sinn von Hausregeln
Die Ersteller von Hausregeln wollen immer eines bewirken: Subjektiv empfundene Lücken bzw. Balanceprobleme zu korrigieren. Oft gehen solche Korrekturen aus Problemen auf einem Con oder aus Forendiskussionen hervor. Es gibt auch sogenannte "Standardprobleme" eines Regelwerks, stellvertretend sei hier für DragonSys die klerikale Magie (die im grundlegenden Regelwerk nicht besprochen wird) oder Alchemie (die auf Giftkunde reduziert wird) genannt.
So weit hört sich das nicht problematisch an. Da aber jeder Veranstalter eigene Probleme erlebt hat oder sieht, nimmt der Umfang von Hausregeln oft absurde Ausmasse ein. Insbesondere wenn sogenannte "Regelfuchsereien" zur Entstehung einer Hausregel geführt hat, findet man oft Wortkonstrukte, die einem Juristen zur Ehre reichen. Da man aber für ein lückenloses System ein neues Regelwerk schreiben sollte, anstatt ein Altes zu verbessern (Vergleiche zu MS-Dos spare ich mir mal), führt das nur zu einem Regel-Overhead, nicht einem lückenlosen System.
Auch haben viele Regelsysteme schon ein paar Jahre auf dem Buckel und dadurch haben sich Verhaltensweisen und Auslegungsarten eingebürgert, die so eigentlich gar nicht im Regelwerk drinstehen. Um noch einmal sicher zu gehen, dass auch tatsächlich alle Teilnehmer auf den gleichen Stand sind sollte der Veranstalter diese "allgemeinen Konventionen" ruhig noch einmal verschriftlichen, denn es gibt immer neue Spieler, oder Teilnehmer, die von weiter weg kommen, denen das "wir machen das doch immer so" vielleicht nicht ganz klar ist.
Trotzdem machen Hausregeln Sinn. Solange der Veranstalter sich bemüht, nicht nur seine persönlichen Neigungen dort zu transportieren, sondern Regeln erstellt, die zum Wohle der gesamten Veranstaltung dienen, sind Hausregeln gut und bei manchen Systemen (wie z.B. DragonSys) notwendig.
Zwei wichtige Dinge sollte man sich allerdings immer vor Augen halten: Erstens, vernichtet es eine eventuell vorher vorhandene Balance? Zweitens, ist die Regel wirklich nötig?
Wen interessierts?
Hausregeln machen natürlich nur Sinn, wenn die Teilnemer sie auch vorher lesen. Leider ist es oft so, dass Hausregeln oft genausowenig gelesen werden, wie der Landeshintergrund des Landes in dem der Con spielt. In der Regel wird bei der SL-Ansprache noch einmal ein kurzer Abriss der Hausregeln gegeben, aber trotzdem ist das Geschreie oft groß, wenn man seine tolle Kanone mit zum Con gebracht hat nur um dann beim CheckIn zu erfahren, dass laut Hausregeln keine Schwarzpulverwaffen erlaubt sind. Noch schlimmer ist, wenn man sein Katzenwesen oder seinen Ork auf dem Con spielen will und dann erst bei der SL-Ansprache feststellt, dass Fantasyrassen bei dieser Orga verboten sind.
Eigentlich sollte das alles schon bei der Anmeldung im Anmeldebogen geklärt werden, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass das nicht immer funktioniert, vorallem nicht bei Tavernen bei denen es gar keine schriftliche Anmeldung gibt. Natürlich hat die Orga auch dafür zu sorgen, dass jeder die Hausregeln vorher bekommt und nicht die Verantwortung bei den Spielern zu belassen. Aber sie mit der Anmeldebestätigung mitzuschicken oder bei Tavernen gut öffentlich zugänglich zu machen sollte reichen.
Was gehört in Hausregeln rein?
Nach Meinung des Autors alle Dinge, die ohne erklärende Spielleitung auskommen sollen. Also sämtliche Ansagen im Kampf, sämtliche schnellen Aktionen und insbesondere alle Sondererlaubnisse einzelner Charaktere oder Gegenstände. Das gilt also am meisten für Spruchmagie, die schnell und oft in spielentscheidenden Situationen eingesetzt wird. Erst eine SL holen, die die Situation dann klärt und solange das Spiel zu unterbrechen will niemand.
Auch können Hausregeln für bestimmte Cons oder Kampagnen einen gewissen Spielstil, der von der Orga gewünscht wird, schon vorher klar definieren. So kann z.B. die Heilung und/oder der Einsatz von Magie erschwert, oder erleichtert werden. Eine bekannte Hausregel verbietet z.B. den Einsatz von Fernmagie, was auf den entsprechenden Cons dann zur Folge hat, dass sich Magier fast komplett aus Schlachten heraushalten und nur als Unterstützer fungieren.
Per Hausregel können ebenfalls bestimmte Waffen (vor allem Geschütze), Charakterrassen und Charakterkonzepte (wie z.B. Meuchler oder Nekromanten) für bestimmte Kampagnen oder Cons verboten werden, obwohl sie laut Regelwerk möglich wären.
Schwieriger ist die Frage, ob besondere Eigenschaften der NSC in die Hausregeln gehören.
Einige Beispiele, wieder aus dem DragonSys: Ein beliebter Zauber ist "Schmerz", eine beliebte Modifikation ist die Streichung der Berührungskomponente des Zaubers "Furcht".
Nach Meinung des Autors: Ja. Denn da gilt dasselbe wie für den Spieler, wenn die NSCs und die Spielleitung eine korrekte, spontane Reaktion seitens des Spielers erwarten, sollen sie ihm auch erklären, was sie erwarten. Mache Orga lösen dies durch entsprechende Regelergänzungen für einen speziellen Con. Dabei ist der Unterschied, dass diese Regelergänzungen nur für diesen speziellen Con, die Hausregeln aber für alle Cons der entsprechenden Orga gelten.
--JeremiasW, TobiasCronert