Overlock
Hast du dir schonmal die Nähte von gekauften Kleidungsstücken angesehen? Zum Beispiel die Naht mit der dein T-Shirt Ärmel angenäht ist? Die industriell gefertigten Versäuberungsnähte sind sauberer und schöner, eben professioneller, als die Versäuberungsstiche einer normalen Haushalt-Nähmaschine. Eine Overlock-Nähmaschine dagegen schneidet selbst die Nahtzugabe und überstehende Fäden des Stoffes ab, versäubert (d.h. umnäht) die Kante und verhindert so ein Ausfransen des Stoffes. Da meist mit 3 bis 5 Fäden gleichzeitig gearbeitet wird sind die Nähte oft deutlich haltbarer als die einfachen Nähte einer normalen Nähmaschine. Weiterhin ist eine Overlock wahnsinnig schnell im Vergleich mit einer normalen Nähmaschine - dafür kann sie aber auch nichts anderes (wie z.B. Knöpfe annähen oder Knopflöcher machen), und sie kann z.B. auch nicht "Rückwärts" nähen.
Von der Optik her sind Overlockmaschinen meistens viel gedrungener als normale Nähmaschinen und haben Platz für 3 bis 5 Garnrollen gleichzeitig, sowie 2 nebeneinanderliegende Nähnadeln.
Die wichtigsten Stiche die man verwenden kann, sind die 3-fädige Naht, die 4-fädige Überwendlichnaht (oder Überwendlingsnaht) und der Rollsaum. Diese Nähte bieten praktisch alle heutigen Overlock-Maschinen. Wichtig ist ebenfalls der sog. Differentialtransport. Auch dieser ist heute Standard. Zwei hintereinanderliegende Transporteure (die gezackten Greifer unter dem Stoff) gewährleisten den absolut gleichmäßigen Stofftransport und lassen sich für jedes Material richtig einstellen.
Die Unterschiede der Overlocks liegen in der Qualität der Teile und der Verarbeitung, in der einfacheren Bedienung (Einfädelung, Umbau zum Rollsaum, Informationen an der Maschine) und den Stichmöglichkeiten. So ist z.B. von den in China gefertigten preiswerten Maschinen der Marke Eurolock und Victoria grundsätzlich abzuraten, die Toyota sind dagegen zwar gut und noch recht preiswert, haben aber leider ein sehr schlechtes Handbuch, usw..
Brauchbare Overlocks von Markenherstellern gibt es neu ab ca. 300,- €, gebraucht zum Teil auch erheblich günstiger (siehe auch eBay). Lohnt sich das? Wenn man viel näht lohnt eine Overlock schon alleine durch die sehr hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit (gerade im LARP verarbeitet man ja oft sehr viel Stoff, z.B. für Radmäntel o.ä.). Hat man erst einmal den Dreh raus macht das Arbeiten mit der Overlock viel Spass weil es eben so einfach und schnell geht - Stoffstücke zusammenheften, in die Maschine - schwupp, fertig mit einer Supernaht. Allerdings sind im LARP diese Maschinen eigentlich nur für verdeckte Nähte, Rollsäume und Blindstiche zu gebrauchen (das sind aber mehr als man denkt), sichtbare Nähte werden damit einfach zu "industriell". Bei einer Anschaffung sollte man daran denken auch ausreichend Garn zu kaufen - man braucht ja jeweils 3 bis 5 Rollen (bzw. "Konen") derselben Farbe.
Teurere Overlocks nennt man im übrigen dann Coverlock ("C" beachten) - diese können zusätzlich zum Zusammennähen von Stoffen auch noch die speziellen Säume wie man sie an jedem Ärmelabschluss findet (d.h. aussen sind nur 1 oder 2 gerade Nähte sichtbar, auf der Innenseite sitzt dann ein komplexer Stich).
Ausprobieren
Naja, natürlich kann man so eine Maschine nicht so einfach leihen. Allerdings gibt es trotzdem eine Option für Näh-geplagte Orgas so eine Maschine mal selbst auszuprobieren: Quelle. Bei Quelle gibt es mehrere Overlocks ab ca. 280,- € zur Auswahl - die kann man zu Hause ausgiebig testen bevor man sie kauft oder zurückschickt. Die optimale Lösung für eine Orga die öfters mal schnell 30 NSC-Klamotten zusammenknüppeln muss und dazu vielleicht gerne eine Overlock hätte, sich aber nicht sicher ist ob es sich lohnt (es lohnt sich!). Oder auch für den Spieler der seine Gewandung mit optimalen Nähten ausstatten möchte. Für diesen Gebrauch genügt eine Einsteigermaschine von Quelle durchaus.
Wie schon bei anderen Maschinen erwähnt ist eine Methode neben einer preisgünstigen Overlock, z.B. bei Quelle, neu zu kaufen, die ein gebrauchtes Markengerät zu kaufen, und dieses, wenn der gröbste Bedarf versorgt ist, wieder zu verkaufen. Der Wertverlust hält sich dabei in Grenzen.
Allerdings sollte man nicht vergessen ausreichend Garn zu besorgen (bei einer 4-fädigen Overlock 4 x dieselbe Farbe). Das Overlocken verbraucht auch erheblich mehr Garn als normales Nähen. Auch sollte das Garn farblich zum Stoff passen - d.h. dunkles Garn für dunkeln Stoff, helles Garn für hellen Stoff.
Blindstich
Das wichtigste Zusatzteil welches man sich zu seiner Overlock besorgen sollte ist der sogenannte Blindstichfuß, den es für praktisch jede Overlock als Zubehör gibt. Mit diesem Nähfuß lassen sich einfach - und sehr schnell - Säume machen welche keine nach aussen sichtbare Naht aufweisen. Man kann diese Säume dann, wenn gewünscht, sehr einfach mit Zierstickereien, Ziernähten oder Zierborten weiter verschönern. Damit kann man dann mit der Overlock die zwei wichtigsten Nähfunktionen effizient und professionell erledigen - das Zusammennähen von Stoffstücken mit Versäubern und Abschneiden, sowie das Säumen. Damit lassen sich in wenigen Minuten mit dem richtigen Schnittmuster und aus geeignetem Stoff sehr schöne Basisgewandungen nähen, und man kann sich dann darauf konzentrieren diese nach und nach mit den geeigneten Verzierungen zu versehen.
Allerdings benötigt man für den Blindstich im Gegensatz zum "normalen" Vernähen mit der Overlock viel Übung.
Nähte verschönern
- Tipp 1: Ein mit einer Overlock zusammengenähtes Kleidungsstück kann noch viel ambientiger aussehen wenn man die Nahtstellen auf der sichtbaren Seite dann, wie bei einem Patchwork, mit einer groben, einfachen Ziernaht einer normalen (oder besseren) Haushaltsmaschine übernäht, auch gerne in einer Kontrastfarbe zum Stoff mit einem groben Garn. Das sieht dann mit etwas Übung fast handgenäht aus, hält aber eben wie eine Industrienaht.
Als Beispiel seien hier die Ärmel von Aragorns Hemd genannt. Eigentlich profesionell angenäht, aber mit einem von aussen sichtbaren Zierstich über der Naht erscheinen sie wie handgenäht.
- Tipp 2: Eine weitere Möglichkeit bietet sich indem man die Fadenspannung füer den linken Nadelfaden auf 0 stellt. Wird so genäht, lässt sich die Naht leicht auseinanderziehen, und man bekommt auf der Aussenseite ein leiterartiges Muster. Dies kann noch etwas verschönert werden wenn man mit einer normalen Nähmaschine mit demselben Garn und in derselben Breite nochmal drübernäht, so dass ein etwas unregelmässiger Effekt entsteht.
Siehe auch Stoff-Guide
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