Eine Zeremonie für den Ritterschlag
Ein paar Worte vorab
Einen jungen Mann bzw. eine junge Frau vom Knappen zum Ritter zu befördern kann im LARP schnell und praktisch im Vorübergehen geschehen. "Kniet nieder, Knappe ..." Zwei Schläge mit dem Schwert auf die Schultern, gefolgt von einem "Erhebt Euch, Ritter ..." Ganz klar: Etwas feierlicher gestaltet macht es allen Beteiligten mehr Spaß und bietet auch unbeteiligten Zuschauern etwas Schönes zum Zuschauen. Ein Moment, von dem man auch nach dem Con gerne noch erzählt.
Das nachfolgende Manuskript gibt Ablauf und Worte einer Zeremonie wieder, mit der wir auf einem Con im Juni 2011 einen Edelknecht aus unserer Gruppe zum Ritter geschlagen haben. Ziel war es, zum einen eine nette Show zu bieten. Zum anderen sollten sowohl der zukünfitge Ritter als auch die anderen geladenen adeligen Gäste ein deutliches Gefühl dafür bekommen, was Ritter sein bedeuten kann, worin eine ritterliche Kultur besteht und was zu ritterlichen Umgangsformen gehören könnte. Eng mit den weltlichen Belangen verbunden ist dabei auch der religiöse Hintergrund, der bei unserer Gruppe durch das Ceridentum gebildet wird. Entsprechend enthält der Text, neben einem Gebet um den Segen des Eynen, auch immer wieder Anspielungen auf das Verhältnis von Knechten und Herren, wie es die Manifeste vorgeben.
Natürlich wurden die Texte nicht einfach "heruntergebetet". Zum Beispiel waren die geladenen Gäste nach der Begrüßung aufgefordert worden, sich noch einmal persönlich vorzustellen. Die Lehnsurkunde wurde von der Secretaria des Truchsess verlesen. Und bei der Einkleydungk wurde der Ritter - parallel zu den Worten des Zeremoniemeisters - Stück für Stück von zwei Waffenknechten angekleidet. Nach Ende der Zeremonie waren alle Beteiligten noch zu einem Umtrunk eingeladen und konnten dem Ritter so ihre persönlichen Glückwünsche zukommen lassen.
Der Text stellt an dieser Stelle ein Beispiel dar, wie man es machen könnte: Welche Handlungen man bei einem Ritterschlag durchführen kann, welche Gedanken man zum Thema Rittertum allgemein äußern könnte, und was im Rahmen einer Zeremonie angesprochen werden kann. Der Text erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Er kann als Anregung für eigene Ideen dienen, ganz oder in Auszügen verwendet oder für eigene Bedürfnisse angepasst werden. Hier im LarpWiki gilt jedoch BitteNichtStören, um den Text hier in seiner aktuellen Ganzheitlichkeit zu belassen.
Natürlich kann man eine Zeremonie auch ganz anders gestalten. Für neue, eigene Ideen bietet es sich dann an, eine neue Seite mit dem neuen Beispiel zu erstellen, und diese mit der Seite RitterSchlag zu verlinken.
Last but not least: In diese Zeremonie sind viele Ideen, Anregungen und Informationen aus verschiedenen LarpForen, den Infoseiten der Turniertage und nicht zuletzt aus dem LarpWiki eingeflossen. An dieser Stelle vielen Dank an alle, die diese Informationen zur Verfügung gestellt haben.
So, und jetzt geht es los mit der eigentlichen Zeremonie.
Begrüßung der wohlgeborenen Gäste
Ihr edlen Damen, Ihr edlen Herren, seyd willkommen an diesem Tag. Es ist eyne große Freude, dass Ihr gefolgt seyd der Eynladung, diesem Ritterschlag beyzuwohnen. Geladen seyd Ihr sowohl als Zeugen, die die Richtigkeyt des Tuns prüfen und bestätigen mögen. Aber auch als Freunde, die in ritterlicher Weyse einen jungen Edelmann unter sich aufnehmen und als eynen der ihren willkommen heyßen.
Gebet um Segen für den Ritterschlag
Oh Eyner. Unter den Starken, Mutigen und Tapferen erwählst Du die Herren. Denn allein die Starken, Mutigen und Tapferen können den Schwachen und Hilfebedürftigen Schirm und Schutz sein, wenn Not und Gefahr am größten sind. Heute haben wir uns in Deynem Namen versammelt, um eynen Mann zu ehren, den Du zum Herren auserwählt hast. Zum Zeychen seyner Berufung soll er mit dem Titel des Ritters belegt werden. Wir bitten Dich: Lasse Deyn Auge mit Wohlgefallen auf ihm ruhen. Lasse ihm Deynen Ratschluss in finsteren Stunden zum Licht werden, dass ihm den Weg weyst. Auf dass er niemals verzage, die ihm anvertrauten Knechte vor allem Bösen bewahre, und als Deyn Diener Deynen Ruhm vermehre.
Der Eyne weylet unter uns. Zu allen Zeyten.
Woran man einen wahren Ritter erkenne
Wir wollen nun den Edlen Belegond Moroval von Rabenweyl zu eynem Ritter von Wilten schlagen. Doch was ist eyn Ritter? Was zeychnet ihn aus? Woran sollen wir ihn messen dürfen? Und woran wird ihn der Eyne messen, wenn der Ritter vor Seyner Seelenwaage steht?
Dienstwillig tritt der gute Ritter gegenüber seynem Herren und der ceridischen Kirche auf. Ebenso können die Armen und Machtlosen auf seynen Schutz vertrauen.
Eyn Ritter muss stets bewahren seyne Ehre. Nichts Unehrenhaftes wird eyn wahrer Ritter tun. Weder selbstsüchtigen Vorteyl im Kampf, noch unrechtmäßiges Gut, noch unwahres Wort wird er dulden.
Treu sey das Wesen des Ritters. Loyal sey er gegen seine Bundgenossen. Wahrhaftig sey seyn Eyd zu jeder Zeyt.
Mannhaft und mutig soll er seyn. Im Kampf streytet niemand so tapfer als er. Er wird sich nicht scheuen, auch das eygene Leben eynzusetzen, um die Schlacht für seyne Seyte zu entscheyden.
Doch auch Höflichkeyt und Zucht soll der Ritter besitzen. Dass er sich durch feynes Betragen und gesitteten Umgang auszeychne, besonders gegenüber den Damen.
Eyn Ritter pflege auch die Schönheyt seyner Gestalt und seynes Äußeren, damit er sofort als Herr – vom Eynen zum Herrschen bestimmt – zu erkennen sey.
Eyn Ritter soll stets das rechte Maß halten, denn nur so wird er richtiges und gutes Handeln erreichen, und den wohlgefälligen Weg zwischen Übertreybung und Untätigkeyt finden.
Schließlich sey der Ritter auch milde, großzügig und barmherzig. Das selbstsüchtige Anhäufen von Reychtum sey ihm fremd. Er sorge für seyne Anbefohlenen und lindere Not, wo er sie finde.
Ritterlicher Eyd
Edler Belegond Moroval von Rabenweyl. Ihr habt Euch hier eyngefunden, um die Würde eynes Ritters von Wilten zu erhalten. Gleychwohl haben sich hier weytere hohe Herrschaften von edlem Stande eyngefunden um zu sehen und zu bestätigen, dass diese Zeremonie mit der gebotenen Ordnung gehandhabt werde.
Es ist nun der Moment, wo Ihr Eure ritterlichen Absichten vor dem Eynen und diesen Zeugen mit Eurem Schwur bestätigen sollt.
Ich frage Euch:
- Seyd Ihr bereyt, Eurem Herrn als Ritter mit ganzer Kraft und ganzem Herzen zu dienen?
- Seyd Ihr willens, die heyligen Manifeste des Eynen zu achten, zu ehren und nach ihnen zu leben?
- Seyd Ihr bereyt, für Eure Ehre mannhaft eynzustehen und sie von jedem Zweyfel reynzuhalten?
- Seyd Ihr bereyt, in der Schlacht mit allem Mut und aller Tapferkeyt zu kämpfen, und auch den Eynsatz Eures Lebens nicht zu scheuen?
- Werdet Ihr Euch üben in rechter Höflichkeyt, Bescheydenheyt und weyser Beherrschung Eurer selbst?
- Werdet Ihr eynstehen für Eure Anbefohlenen, die Schwachen stützen und die Not der Leydenden lindern?
Ritterschlag
Empfanget nun den letzten Schlag, den Ihr unerwidert hinnehmen müsst.
Doch wer Euch von nun an also schlaget, den lasst Euren ritterlichen Zorn spüren.
Verlesung der Lehnsurkunde
Wir, Justus von Gelting, Freyherr von Mühlrath, von des Eynen Willen Truchsess der Baronie Wilten von Drackensteyg, bestätigt durch Mund und Hand des Herzogs Sirium Silverhorn von Drackensteyg, bekennen Kraft dieses Documentas für Uns und Unsere Nachkommen das Folgende.
Um der treuen und tapferen Dienste, die der edle Belegond Moroval von Rabenweyl um des Eynen und der Freundschaft Willen dem Wohle der Baronie Wilten geleystet, und welche er auch fürderhin zu leysten bekräftiget hat, sey ihm gewähret, den Titel eynes Ritters von Wilten zu führen.
Weyterhin sey kund getan, dass Wir ihn und seyne leyblichen Nachkommen mit dem Weyler Oberallerthal belegen. Zehntfrei, mit Gerichten, Freyheyten, Gewohnheyten, Renten, Zinsen, Äckern, Wiesen, Hölzern, Flüssen, Teichen, Zuchten, Zehnten, Fronen, Diensten, Ehren, Nutzen mit allen und jeden ihren An- und Zugehörungen.
Er und seyne Nachkommen seyen Uns und Unseren Nachkommen zu folgendem verpflichtet: Den Weyler und die daselbigst angelegten Werke wohl zu erhalten und zu verwesen. Wachsam zu schützen die Grenzen die da bestimmt sind durch den Lauf des Flusses Aller. In Persona sowie mit acht Mannen samt Ausrüstung zu wehrenden Diensten zu Seyten zu stehen, so ihm Bescheyd getan wird solches zu tun.
Er sey über allem verpflichtet, vor Uns und dem Eynen eynzustehen für alle Rechte und Pflichten, die zufolge der heiligen Manifeste vom Schutz und vom Gehorsam erwachsen.
Gegeben zu Wilten im fünften Mond im Jahre des Eynen 120 nach der Erneuerung
Eynkleydungk
Erhebt Euch, Ritter Belegond Moroval von Rabenweyl. Leget nun ab Euer keusches Gewand, welches dem bescheydenen Büßer wohl ansteht. Aber eyn Ritter vor dem Eynen darf mit Stolz und Ehre die Zeychen tragen, die seynem Stand gebühren.
Der Panzer
Der Panzer eynes Ritters steht für Burg und Festung gegen Laster und Fehler. Denn so wie eyne Feste abgeschlossen ist, so ist auch der Panzer abgeschlossen. Und des Ritters Mut schütze ihn vor Verrat und Laster., wie seyn Panzer ihn vor den Streichen seyner Gegner schützt.
Der Helm
Dieser Schaller aus Stahl steht für die Furcht vor der Schande. Denn eyn Ritter, der sich nicht vor Schande fürchtet, mag gar der Ritterschaft untreu werden. So wie die Furcht vor Schande eynen Mann nach unten blicken lasset, so schützt der Helm den Mann und lasset ihn nach oben schauen und senket doch seynen Blick auch zu Boden.
So steht der Helm in der Mitte zwischen hoch und niedrig. Denn er schützt den Kopf eines Mannes, den höchsten und wichtigsten Teil. Die Furcht vor Schande jedoch schützt davor, sich zu bösen Taten herabzulassen.
Die Sporen
Auf dem Weg, den eyn Ritter beschreytet, stehen die Sporen für Fleyß und Schnelligkeyt. Denn mit diesen beiden bewahrt der Ritter seynen Platz in der Ordnung der Dinge. So wie er mit seynen Sporen sein Pferd zur Schnelligkeyt antreybt, so treybt der Fleyß den Ritter, seine Pflicht zu tun,.Sich eynen Harnisch und die anderen Insignien des Rittertums zu besorgen, auf dass er niemals überrascht werde.
Der Dolch
Der Dolch steht dafür, mehr in die Stärke des Eynen zu vertrauen als in die eygene Stärke. So wie der Dolch die letzte Waffe ist, wenn alles andere fehlschlägt oder zerbricht, so ist das Vertrauen auf den Eynen, und eyn dem Eynen gefälliges Leben wichtiger als die eygene Kraft.
Die Handschuhe
Die Handschuhe sind des Ritters letzte Trutz, wenn alles andere gebrochen ist. Sie verleyhen seinem Griff an Streythammer und Schwert besseren Halt. Sie stehen dafür, die Hand zu erheben zum Dank an den Eynen für den errungenen Sieg. Aber auch dafür, niemals falsch zu schwören, nichts Böses zu berühren, nichts, was unreyn, ehrlos oder gar ein Werk des Bozephalus sey.
Das Wappen
Das Wappen steht für den Ruhm des Ritters, ob edel oder verdorben. Zugleych steht das Wappen für die Ehre und die Pflicht, das Land und Euren Herrn zu verteydigen. So wie eyn Wappen eynen Edelmann über die gemeynen Menschen erhebt, so trifft ihn härter noch als diesen die Schande, wenn er versagt, als auch die Schande der Treulosigkeit und des Verrats.
Das Schwert
Das Schwert ist von alters her das Symbol des wahren Ritters. So wie das wachsame Auge des Eynen Seyne Gläubigen schützt, so steht es auch dem Ritter an, die Feynde des Eynen mit dem Schwert zu besiegen und zu vernichten. Und so wie Ritterlichkeyt auch Gerechtigkeyt bedeutet, so ist das Schwert des Ritters zweyschneydig. Denn es dient dem Erhalt von Ritterlichkeyt und Gerechtigkeyt. Dient mit der Stärke des Schwertes Eurem Herrn, wie Ihr auch dem Eynen dient. Und schirmt also eure anbefohlenen Knechte, wie Euch das Auge des Eynen schirmt.
Lobpreis
Es lebe der Ritter Belegond Moroval von Rabenweyl!
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Zusammengestellt von: DutchVanLeuwen