Schwertleite oder Ritterschlag?
Da es auch im Mittelalter keine genormte Zeremonie gegeben zu haben scheint und es auch viel schöner ist jedes Mal aufs neue etwas anderes in einem Ritterschlag oder der Schwertleite zu entdecken, möchte ich an dieser Stelle keine Standart-Ritterschlags-Zeremonie vorstellen, sondern Informationen und Anregungen schaffen auf deren Basis Ihr eure eigene Zermonie ausarbeiten könnt.
Wo ist der Unterschied
Wenn der Knappe also sportlich gestählt, kriegerisch ertüchtigt und im Benehmen so gedrillt war, das er seinen Herren nicht blamierte, dann erwies er sich für die Verleihung der Ritterwürde als würdig. In den meisten Gegenden gab es keinen Ritterschlag, sondern eine Weihe, bei der einem ausgewählten Fürstensohn zusammen mit einigen anderen Knappen das Schwert verliehen wurde. "Schwertleite" nannten die Ritter dieses ausführliche Zeremoniell. Später ersetzte der Ritterschlag die Schwertleite.
Das vereinfachte Ritual des Ritterschlages erwies sich im Gegensatz zur Schwertleite besonders bei der Massenpromotion vor oder nach einer Schlacht als Vorteil. Das der Ablauf weniger ausführlicher und festlicher gestaltet werden konnte.
Gut wäre auch wenn der Rittervater dem, frisch zum Ritter geschlagenen eine Ritterschlagsurkunde ausstellen würde da es sich eingebürgert hat das diese in der Larprealität benötigt werden um sich zum Beispiel zu Turnieren anzumelden.
Der Ablauf eines Ritterschlag
Bevor der Ritterschlag erfolgen konnte, musste der angehende Ritter kniend einen Eid leisten: Er gelobte zum Beispiel stets tapfer, edelmütig und grossherzig zu sein, Selbstbeherrschung und Bescheidenheit zu üben, keinen Verrat zu begehen, Notleidende zu beschützen, dem Lehnsherrn "treu und hold" zu sein und seinen Pflichten als christlicher Ritter stets nachzukommen. Im Laufe der Zeremonie könnten dem Knappen dann auch feierlich die Symbole und Insignien des Rittertums überreicht werden.
Wer keiner Ritterfamilie entstammte, also nicht ritterbürtig war, erhielt bei seiner Erhebung in den Ritterstand auch ein Wappen. Den Abschluss der Rittererhebung bildete meist ein grosses Festessen mit Musik und Tanz; bei hoch gestellten Persönlichkeiten konnte auch ein Turnier im Rahmen des Festakts stattfinden. Der eigentliche Schlag scheint mit der Hand ausgeführt worden zu sein, der Ritterschlag mit dem Schwert auf die Schulter kam wohl erst später auf.
Im Namen Gottes und sanct Michaels und Sanct Georgs Ehr'
empfange diesen Schlag und keinen mehr,
sei du biderbe (bieder) und gerecht,
S'ist besser Ritter sein als Knecht.
Das Ritual der Schwertleite
Als Elemente der Schwertleite die einen Spielansatz bieten könnten wären folgende aufzuzählen:
- Das Bad in dem der Knappe Schmutz und Vergangenheit abwäscht und den Knappe als reiner Mensch dem Bade entsteigen läßt.
- Die Nachtwache, in der der Knappe an einem heiligen Platz in sich geht und danach mit reinem Geist in die Zeremonie schreiet.
Gottfried von Strassburg hat in seinem Roman "Tristan" eine charakteristische Schilderung einer Schwertleite überliefert.
Tristans Schwertleite
Der hochgemuthe Vogt Tristan,
Dem nun Parmenien eigen war,
Mit seiner ganzen Ritterschaar
War er zum Münster kommen,
Hatten die Messe vernommen
Und auch empfangen den Segen,
Wie sich's ziemte allerwegen:
Da nahm Marke Tristanden,
Seinen Neffen, zu Handen
Und schnallte ihm an so Sporn als Schwert.
»Sieh,« sprach er, »Tristan, Neffe werth,
Nun dir das Schwert gesegnet ist
Und nun du Ritter worden bist,
So erwäge den Ritterpreis zumeist
Und auch dich selber, wer du seist,
Deine Geburt und Edelkeit
Habe vor Augen allezeit.
Sei demüthig und ohne Trug,
Sei wahrhaft, halte Zucht und Fug,
Sei immer gegen Arme gut
Und gegen Reiche hochgemuth,
Ziere und werthe deinen Leib,
Ehre und minne jedes Weib,
Der Welt sei mild und sei getreu,
Deine Milde und Treue sei immer neu;
Denn meine Ehre verpfänd ich dir:
Nicht Gold, noch Zobel bringt die Zier
Dem Speere und dem Schilde,
Die Treue bringt und Milde.«
Er bot ihm den Schild und küsste ihn:
»Neffe,« sprach er, »nun fahre hin,
Und möge dir Gott nach seiner Kraft
Heil geben zu deiner Ritterschaft.
Sei immer höfisch, sei immer froh.« –
Nun waffnete Tristan gleich also
Seine Gesellen, Mann für Mann,
Wie ihm der König, sein Ohm, gethan,
Mit Schwert und Sporn und Schilde:<<BR>> Demuth, Treue und Milde
Legte er eines Jeden Kür
Mit wohlgestellter Lehre für.
Nun harrten sie auch nicht länger mehr,
Buhurdirten und ritten sehr,
Dess ist mein Zweifel gar nicht gross;
Wie sie da aber brachen los,
Wie sie mit Speeren stachen,
Wie viel sie Schäfte zerbrachen,
Das mögen die Knappen sagen,
Die es halfen zusammentragen.
Ich brauche ihr Turneien
Nicht alles auszuschreien.
Doch bin ich zu einem Dienst bereit
Und wünsche ihnen jederzeit,
Dass sich ihr Aller Ehre
In allen Dingen mehre,
Und ihnen ritterliches Leben
Zur Ritterschaft Gott möge geben.
Schwertleite und Ritterschlag
...sind nicht immer genau abzugrenzen, die Zeremonien vermischten sich oftmals oder kamen gleichzeitig in derselben Region vor. Über den tatsächlichen Verlauf einer solchen Massenpromotion können wir allerdings nur spekulieren, auch ist die Zahl der zu Rittern erhobenen wohl meist übertrieben überliefert. In Mitteleuropa hielt sich das alte Ritual der Schwertleite bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, erst dann wurde es vom "französischen" Ritterschlag verdrängt, der dort bereits im 12. Jahrhundert nachweisbar ist. Allerdings war die Schwertleite offensichtlich auch noch im Frankreich des 13. Jahrhunderts gebräuchlich. Im Französischen bezeichnet der Begriff /Adoubement/ heute beide Formen der Ritterpromotion, dem entspricht das englische dubbing. Ins Deutsche werden diese Begriffe meist einfach sinngemäss mit Ritterschlag übersetzt, was zu einiger Begriffsverwirrung geführt hat. Schon der Begriff Ritter; ist mehrdeutig, er kann ja den berittenen Krieger, den Edelknecht, den Angehörigen des Ritterstandes bedeuten. Ritterschlag steht also zumeist vereinfachend für die Ritterpromotion oder auch nur die feierliche Wehrhaftmachung eines Kriegers.
Der Ritterschlag löste ab dem 14. Jahrhundert in Mitteleuropa die Schwertleite als die gängige Form der Ritterpromotion ab
Während der Schwertleite bekam der künftige Ritter oft einen echten Schlag ins Gesicht, den Hals oder auf die Schulter, entweder, damit ihm die Zeremonie besser im Gedächtnis blieb oder es gab magische Vorstellungen, dass die Kraft des Schlagenden in den Geschlagenen überging. Man kann diesen Schlag auch als eine Art Prüfung deuten, der Geschlagene konnte so seine Fähigkeit zur Selbstbeherrschung nachweisen, die den Jugendlichen vom nun Erwachsenen unterschied. Allerdings sollte dies der letzte unerwiderte Hieb im Leben des Neuritters bleiben.
Ob ein solcher Schlag bereits zum ursprünglichen Ritual der Schwertleite gehörte, ist umstritten. Sicherlich gab es hier auch deutliche regionale Unterschiede, auch in Hinsicht auf die Verbindung mit einer kirchlichen Weihehandlung, die oft fester Bestandteil des Rituales wurde.
Der Ritterschlag ersetzte nun diesen echten, wahrscheinlich wirklich schmerzhaften Schlag durch ein eher sanftes Antippen mit der Schwertklinge, so wie es heute noch in England praktiziert wird. Manchmal genügte allerdings auch die Berührung mit der Hand, wie es schon bei der Schwertleite üblich gewesen sein soll. Es ist wohl auch davon auszugehen, dass beide Formen mehrere Jahrzehnte nebeneinander praktiziert wurden.
Üblicherweise kniete der Knappe oder Edelknecht beim Ritterschlag vor seinem Lehnsherren oder einem Hochadeligen, das vereinfachte Ritual war bei Massenpromotionen von Vorteil, besonders vor einer Schlacht. Der Ritterstand erhöhte nach Ansicht einiger Historiker die Überlebenschancen, da wohlhabende Krieger meist gefangen genommen wurden und Lösegeld für sie eingefordert wurde. Allerdings stellt sich hier die Frage, wie der Gegner im Kampf den Stand des Widersachers erkennen konnte, er dürfte ihn eher nach seiner Ausrüstung beurteilt haben.
Promotionen erfolgten oft in Verbindung mit anderen Festen, etwa Hochzeiten oder Taufen. Meist wurden mehrere Knappen oder Edelknechte gleichzeitig zu Rittern erhoben, Massenpromotionen kamen häufig vor. Allein die Ausrichtung der Promotionsfeier brachte viele Ritter an den Rand ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, es war von Vorteil, wenn man sich die Kosten mit zahlreichen anderen Neurittern teilen konnte. Hier schloss man sich gerne der Promotion eines wohlhabenden Adeligen an. Solche Feierlichkeiten waren häufig mit einem Turnier verbunden.
Anregungen
Der Galadoornische Ritterschlag
Beispiel für eine Zeremonie: RitterschlagZeremonieBeispiel
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