Gipsform herstellen
In diesem Abschnitt beschäftige ich mich mit der Herstellung der nötigen Gipsformen.
Zurück zu GürteltascheSelbermachen
Gießrahmen
Mithilfe der Wachsobjekte lassen sich nun recht einfach Gipsformen abgießen. Dazu benötigt man zunächst einen Rahmen, der die äußere Begrenzung der Form bildet. Für solch einen Rahmen verwende ich einen Kartonstreifen der mit Klebeband zu einem Kreis oder Oval zusammengeklebt wird. Dieser Rahmen ist völlig ausreichend und kann bei Bedarf leicht ersetzt werden.
Rahmen vorbereiten
Diesen Rahmen setzt man auf eine ebene, glatte Unterlage, wie zum Beispiel eine Metallplatte oder eine Fliese. Auf der Unterlage breitet man nun die Knetmasse ebenmäßig, etwa einen cm stark aus. Der Kartonring wird nun wie eine Ausstechform in die Knetmasse gedrückt, das außen liegende Material wird entfernt.
Wachsrohling einsetzen - Trennmittel auftragen
Das Innere der Form wird mit dem Trennmittel gründlich aber nicht zu dick bestrichen. Nun muss man überlegen, an welcher Stelle des Gussteils später einmal der Einfüllkanal liegen soll. Das ist insoweit von Bedeutung, als dass es fehlende Bereiche beim späteren Gießen gibt. Solche Bereiche können entstehen, wenn die Form teilweise über den Einfüllkanal hinaus ragt, sprich, wenn die Gussform zusammengesetzt wird und in den Schraubstock gespannt wird, liegen Teile des Objektes höher als der Ansatzpunkt des Einfüllkanals. Sollte ein zu geringer Druck durch das einfließende Zinn aufgebaut werden, wird die Form dann nicht vollständig abgebildet. Behelfen kann man sich mit Entlüftungskanälen, aber dazu später mehr. . Das ist schwierig zu beschreiben, wenn man sich an den Bildern orientiert, hat man den, meiner Meinung nach, richtigen Ansatzpunkt gewählt. In die Knetmasse wird der Wachs-Rohling bis etwa zur Hälfte eingelegt, dabei ist Vorsicht geboten, dass das Wachs nicht zerbricht. Man sollte möglichst den gesamten Rohling gleichzeitig versenken. Anschließend wird auch das Wachs mit Trennmittel bestrichen.
Gips einfüllen
Nun ist der Rahmen zum einfüllen des Gipses bereit. Den Gips nach der Anleitung auf der Verpackung anrühren, und langsam in den Rahmen gießen, diesen aber nicht vollständig füllen. Nun sollte man die Form samt Unterlage gut rütteln, sodass die Luftbläschen aus dem Gips aufsteigen können.
Nachbearbeiten der Ersten Formhälfte
Diese erste Hälfte wird nach dem Abbinden des Gipses aus dem Rahmen genommen. Nun erst einmal die Hälfte gut austrocknen lassen, etwa eine Woche. Das Wachs-Positiv sollte in den meisten Fällen im Gipsteil hängen geblieben sein, wo es zunächst auch belassen wird. Sollte dem jedoch nicht so sein, muss man es nun wieder in die Gipsform einsetzen. Des Weiteren schnitzt man zwei kraterartige Vertiefungen in die Gipsform damit die beiden Hälften später gut zusammen fügbar sind. Nun wird die Hälfte wieder in den Rahmen zurückgeschoben, allerdings nun umgekehrt. Sollte der Papprahmen beim Entnehmen der Gipsform zerstört worden sein, diesen einfach durch einen neuen, an die Formhälfte angepassten, ersetzen. Der Rahmen ist nun zum Guss der zweiten Hälfte bereit. Die bläuliche Farbe der Wachsform rührt daher, dass mir ein Missgeschick passiert ist. Ich platzierte die Form zum Austrocknen in der Nähe unseres Kaminofens, unterschätzte aber die Wärmeentwicklung und bemerkte nach einer Weile, dass etwas Wachs geschmolzen und in den Gips eingezogen war. Diese fehlenden Stellen musste ich mit Knetmasse ausbessern, daher die Farbe.
Zweite Formhälfte gießen
Nun wird alles wieder mit Trennmittel benetzt und der Gips für die andere Hälfte eingegossen. Ist dieser ausgehärtet, kann man beide Formhälften zum austrocknen ein bis zwei Wochen an einem warmen Ort platzieren. Das vollständige Austrocknen ist sehr wichtig, da noch im Gips gebundenes Wasser beim Einfüllen des flüssigen Zinns später die Form zersprengen könnte. Also ruhig ein paar Tage länger stehen lassen oder beide Formhälften bei ca. 80°C 3-5 Stunden in den Ofen schieben und so trocknen.
Wachs entfernen - Kanten entgraten
Der nächste Schritt der Bearbeitung besteht darin das Wachs-Positiv herauszunehmen und die inneren Kanten der Gipsform zu entgraten. Sollte sich die Wachsform nicht leicht herauslösen, besteht die Möglichkeit es über einer Kerze oder anderen Hitzequelle heraus zu schmelzen. Die schwarzen Russschleier auf der Gipsform gehen darauf zurück. Man sollte darauf achten, dass man sich nicht die Finger verbrennt. Das Entgraten ist schlecht auf Bildern darstellbar, deshalb die kleine Skizze. Sie soll verdeutlichen, dass wenn das Zinn eingegossen wird, die Form beim herausnehmen des Gussstückes nicht ganz bleiben wird, wenn es hinterschnittene Bereiche in der Form gibt, eben diese Grate. Man sollte lieber noch etwas von der Form abtragen. Denn auch wenn es zu viel sein sollte und die Zinnteile Nasen oder breite Grate haben, stellt das kein Problem dar. Man kann unerwünschte Teile später leicht wegfeilen. Das zweite Bild zeigt die Form nachdem ich noch etwas abgetragen habe.
Eingieß- und Entlüftungskanäle ausarbeiten
Der Eingusskanal sollte möglichst breit sein, sodass sich beim Einfüllen des Zinns Druck aufbaut und die gesamte Form mit allen Details abgebildet werden kann. Der Einfüllkanal läst sich zunächst grob mit einer Raspel bearbeiten, die Feinheiten erledigt dann eine feine Rund- oder Dreikantfeile. Die Entlüftungskanäle sollten nach Möglichkeit nach Oben gerichtet sein. Am besten lassen sie sich mit einer Dreikantfeile anbringen. Sie müssen nicht übermäßig breit sein, nur etwa einen mm. Auch genügt es in der Regel sie auf einer Form-Hälfte anzubringen. Durch sie muss ja kein Zinn fließen, sondern lediglich die verdrängte Luft entweichen.
Befestigung der späteren Zinnteile
Wie schon im Abschnitt /WachsRohling erwähnt, wende ich mich nun der Befestigungsmethode der späteren Zinnteile zu. Um die nötigen Nietstifte an das Zinnteil zu bekommen, muss die Gipsform modifiziert werden. Man nehme einen kleinen Schraubenzieher (oder einen Bohrer mit 2-3 mm Durchmesser) und "bohrt" langsam Löcher in diejenige Formhälfte, welche die Rückseite des Objektes darstellt. Sie sollten einen Durchmesser von etwa 2-3 mm haben, man muss sich aber unbedingt an dem Gießteil orientieren, wie gross die Löcher sein müssen. Unbedingt vorsichtig und langsam arbeiten, denn ein Fehler bedeutet meistens dass die Form kaputt ist. Falls am Rand der Löcher etwas Gips abplatzt, ist das nicht zu tragisch. Auch hier zählt wieder die Faustregel: Abschleifen geht immer. Bei kleinen Teilen, wie den Blütennieten oder dem Riemenendbeschlag, benötigt man nur ein mittiges Loch bzw. einen Nietstift am Zinnteil. Bei den Deckelbeschwerungen habe ich mich für insgesamt vier Löcher, wie sie auf der Abbildung zu sehen sind, entschieden. Die Tiefe der Löcher sollte möglichst groß sein, aber nur so tief wie es die Gipsform hergibt. Sprich, die Form sollte geschlossen bleiben. Der Grund dafür ist, dass sie mit Sicherheit nicht völlig ausgefüllt werden und da ist jeder mm mehr gut. Auch hier gilt wieder: Abschleifen geht immer. Wer sich schon die ganze Zeit fragt, was er denn zum Teufel mit dem Nietstift anfangen soll, sei gesagt, dass ich die Arbeit des Nietsetzen im Abscnitt der Endmontage beschreiben werde.
Nun hat man also die Formenhälften komplett fertig. Es ist Zeit fürs Gießen der Zinnteile, am besten lässt man die Sache aber nochmal eine Woche liegen, ehe man zur Tat schreitet Man sollte nach Möglichkeit die Formen für die Schnalle, den Endbeschlag, die Blüten und die Deckelbeschläge parallel anfertigen, so geht die ganze Sache einigermaßen zügig. Sprich erst einmal alle Wachsformen machen, dann die erste Hälfte und dann die zweite Hälfte der Gussformen. Man kann dann in einem Ruck gießen und anschließend nachbearbeiten und muss nicht viermal von vorn beginnen. Doch dazu im Abschnitt Gießen der Zinnteile mehr
Credits: TobiasKreitel
Zurück zu GürteltascheSelbermachen