Gießen der Zinnteile
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Sind die beiden Formhälften gut ausgetrocknet, kann man mit dem Gießen der Zinnteile beginnen. Zunächst noch einmal etwas Allgemeines: Am besten geht das Gießen, wenn man eine kleine einzelne Elektro- oder Gaskochplatte in die Werkstatt stellen kann. Es ist vor allem deshalb empfehlenswert, da man nicht immer Angst haben muss, wenn etwas daneben geht, bzw. etwas dreckig wird. Ab jetzt sind Handschuhe und Schutzbrille Pflicht! Es kann immer mal passieren, dass das Zinn spritzt oder irgendwie anders gefährlich werden kann. Alte, robuste Kleidung ist demnach auch praktisch. Nun aber zum eigentlichen Arbeitsschritt
Einfüllen des Zinns
Unter Zuhilfenahme von zwei kleinen Brettchen wird die zusammengesetzte Gipsform in den Schraubstock gespannt. Dabei behutsam sein und nicht zu fest anziehen. Das Zinn in den alten Topf geben und einschmelzen lassen. Damit das Zinn sich besser gießen lässt, noch etwas weiter erwärmen und mit einem Holzbrettchen die auftretende Oxidschicht vom flüssigen Zinn "abschöpfen". Die Kelle wird dann etwa bis zur Hälfte gefüllt, je nachdem, wie groß Kelle und Gussteil sind. Dabei sollte man nicht zimperlich sein; wenn man nämlich mehr Zinn aufnimmt, hält es die Temperatur länger und man kann sich beim Guss Zeit nehmen. Für die genaue Geschwindigkeit muss man etwas probieren. Wenn man zu langsam gießt, erstarrt das Zinn, noch bevor es in die Form gelangt, gießt man zu schnell, verstopft der Eingusskanal und die Form wird nicht vollständig abgebildet. Man muss etwas herumexperimentieren, die missglückten Versuche können ja wieder eingeschmolzen werden. Allerdings sollte man es nicht übertreiben, die Gussformen können bei zu vielen Güssen wegen der Erwärmung reißen und so zerstört werden. Dies kann man umgehen, wenn man nur etwa fünf bis acht Güsse nacheinander macht und dann die Form abkühlen lässt.
Noch ein Hinweis: Das folgende Bild zeigt, was passiert, wenn die Form noch nicht vollständig ausgetrocknet ist. Man muss unbedingt die Geduld haben und abwarten, bis dies endgültig geschehen ist. Das Zinnobjekt war bei diesem Guss spröde und unförmig, aufgrund des aufsteigenden Wasserdampfes. In solchen Momenten ist eine Schutzbrille das A und O.
Entnehmen der Zinnteile
Ist das Zinn im Einfüllkanal nicht mehr glänzend, sondern matt, kann die Form geöffnet und das Zinnteil heraus genommen werden. Durch die angesetzten Nietstifte muss man manchmal mit einem flachen Schraubenzieher oder ähnlichem etwas nachhelfen, aber sinnig, denn man darf die Form nicht zerstören. Nun kann man entscheiden ob die Zinnteile zufrieden stellend abgebildet wurden, oder ob ein neuer Guss nötig ist. Werden einzelne Teile partout nicht abgebildet, sollte man die Gipsform dahingehend modifizieren, dass man Einguss- und Entlüftungskanäle erweitert bzw. ergänzt. Die Zinnteile sind noch reichlich heiß, wenn sie aus der Form kommen, daher muss man sie mit der Zange festhalten. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass keine Macken in das Matrial gebracht werden; am besten greift man das Teil zunächst nur am Einfüllstutzen. Ist man mit dem Guss zufrieden, kann man den Einfüllstutzen mit einer Kneifzange abknippsen und wieder einschmelzen.
Auch die Nietstifte sollten eine ordentliche Länge haben, um später gut verarbeitet zu werden. Das Bild zeigt einen Guss, bei dem einige Nietstifte zu kurz sind. Man kann das Teil wieder einschmelzen, doch eines dieser Unglücke sollte man aufheben, um daran das später erklärte Niete-Einschlagen zu üben.
Nachbearbeiten des Rohlings
Sind die Gussteile abgekühlt, kann man beginnen, die überstehenden Grate an den Rändern, die Reste des Einfüllstutzens und der Entlüftungskanäle mit einer kleinen Feile abzutragen. Auch etwaige Unebenheiten können so nachbearbeitet werden. Im nächsten Schritt verwendet man Schleifpapiere der Körnung ca. 150 (trocken) 300, 600 und 1200 (jeweils nass), um die Oberfläche zu polieren und letzte Abweichungen und Werkzeugspuren zu entfernen. Mit einem Wolltuch auf einer festen Oberfläche, über das man das Zinnteil reibt, lässt sich der finale Glanz herausholen. Sollte man das Zinnteil zur Bearbeitung in einem Schraubstock einspannen, muss man immer durch untergelegte, dünne Holzbrettchen absichern, dass der Schraubstock keine Riefen oder Kratzer am Zinnteil hinterlässt.
Am Ende sollte man zwei nett anzuschauende funkelnde Schmuckstücke in Händen halten, die ungefähr wie das folgende Bild aussehen. Hat man diese Arbeit schließlich für alle Zinnteile erledigt, ist es endlich Zeit dafür, sich mit dem Leder zu beschäftigen. Doch darauf gehe ich auf der Seite Leder Arbeiten ein.
Credits: TobiasKreitel
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