Was LARP NICHT ist:
Inhaltsverzeichnis
Theater
Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von LARP und Theater werden ausführlich auf Theater vs. LARP besprochen.
Computerrollenspiele
Unter den Computerspielen eignen sich die Rollenspiele am ehesten für einen Vergleich mit LARP in seiner Gesamtheit.
Das klassische Computer-Rollenspiel (im Folgenden RPG genannt) und das neuere Mehrspieler-Online-Rollenspiel (im folgenden MORPG genannt) unterscheiden sich teilweise stark vom LARP, wie es die meisten Leute verstehen. In anderen Punkten sind sie sich wiederum sehr ähnlich. Es gab bereits Spiele, wärend derer gezielt ansonsten unübliche Aspekte aus Computerspielen nachgeahmt wurden. Üblich ist dies jedoch nicht.
RPG und MORPG: Der Spieler beeinflusst die Spielwelt indirekt über Eingabegeräte wie Maus und Tastatur. Der Computer hält eine gültige Version der Spielwelt vor. Ausschnitte aus dieser Spielwelt präsentiert er allen Spielern je nach dem, was deren Charaktere erfassen können. Er ändert die Spielwelt entsprechend der Eingaben der Spieler.
Im LARP gibt es die zentral verwaltete und einzig gültige Spielwelt nicht. Jeder Spieler hat eine eigene Version der Spielwelt im Kopf, die zwar meist grob Ähnlichkeiten mit den Versionen der anderen Spieler aufweist, aber auch sehr stark von diesen abweichen kann. Im LARP ist die Spielweltverwaltung also dezentral. Meist stellt der Spieler genau den Charakter, den er in einem Moment spielt, auch durch mehr oder weniger aufwendige Kostümierung und Rollenspiel unter Verwendung seines eigenen Körpers direkt dar. Da dies im natürlichen Raum (im Gegensatz zum virtuellen) geschiet, sind die Darstellungsmöglichkeiten völlig andere. Wärend auch heute noch der Künstlichen Intelligenz recht enge Grenzen gesetzt sind, hat man es im LARP normalerweise durchweg mit echten Menschen zu tun. Auch die Gegner in klassischen Konfrontationsszenarien können also ein sehr natürliches und komplexes Verhalten zeigen. Viele optische Effekte, die in Computerspielen Stand der Technik sind, sind im LARP eher aufwendig oder gar nicht realisierbar. Die Physik des natürlichen Raums setzt da enge Grenzen. Nicht oder schwer Darstellbares wird entweder weggelassen oder durch Symbole und Ansagen vermittelt.RPG und MORPG: Es können oft fast allen besiegten Gegnern mehr oder weniger wertvolle Gegenstände abgenommen werden können.
Dies ist im klassischen Fantasy-LARP sehr selten der Fall. Häufiger kommt dies im Endzeitgenre vor. Wenn, haben normalerweise nur einzelne Gegner "plünderbare" Gegenstände dabei. Diese Gegenstände sind meist als "Verbrauchsgegenstände" für die Plotlösung vorgesehen.RPG: Die Spieler verkörpern normalerweise Ausnahmeerscheinungen in der Spielwelt. Ihre Charaktere sind besonders mächtig und können es langfristig meist auch allein mit allem in der Spielwelt aufnehmen.
Auf größeren LARP-Spielen und im MORPG ist eine solche Einzigartigkeit der Spielfiguren in dem Maße zwangsläufig unmöglich. Es gibt allerdings dennoch Spiele, in denen die zufällig vorbeikommenden Helden die Welt retten dürfen.RPG: Oft kann man mehr als einen Charakter gleichzeitig im Spiel halten und diese entweder gleichzeitig steuern oder sehr schnell zwischen ihnen wechseln.
Im LARP steuert jeder Spieler generell nur einen Charakter gleichzeitig. Der Wechsel zwischen verschiedenen Charakteren ist, je nach Kostümierungsaufwand, mehr oder weniger zeitaufwändig. Spieler sogenannter SC spielen meist nur einen Charakter pro Spiel. Sogenannte NSC werden teilweise ebenfalls ein ganzes Spiel lang gespielt (Festrollen), teilweise aber auch nur sehr kurz bis zu wenigen Minuten. Es kommt besonders im klassischen Fantasy-LARP vor, dass den SC-Spielern Horden an generischen Gegnern vorgesetzt werden. Diese werden oft realisiert, indem die NSC-Spieler nach dem Tod ihres Charakters zu einem vorgegebenen Treffpunkt gehen und dort einen frischen Gegner-NSC impersonieren, bis der gewünschte Effekt als erzielt angesehen wird.RPG und MORPG: Oft werden das Beseitigen von Gegnern und das Lösen anderer Aufgaben mit Punkten belohnt. Diese Punkte kann man einsetzen, um den eigenen Charakter fähiger/stärker zu machen.
Im LARP gibt es auch weit verbreitete Punkte- und Aufstiegs-basierte Regelwerke. Dort werden die Punkte meist unabhängig von erbrachten Leistungen pro Tag verteilt.RPG: Fast immer gibt es eine Speichermöglichkeit entweder jederzeit, nur außerhalb von Kämpfen oder nur an bestimmten Punkten. Diese ist selten auf eine geringe Anzahl pro Spielabschnitt oder insgesamt limitiert.
Prinzipiell ist ein Abspeichern ähnlich dem bei Computerspielen nicht möglich. Ein Spieler hat nur direkten Zugriff auf seine Version der Spielwelt, kann also auch nur diese direkt manipulieren. Es ist auch im LARP bereits vorgekommen, dass (mehr oder weniger einvernehmlich) komplette Szenen "zurückgespult" wurden. Allerdings hat, im Gegensatz zum MORPG und großteils auch RPG, in letzter Konsequenz der Spieler immer die absolute Kontrolle über seinen Charakter und die von diesem erlebte Spielwelt. Wenn er beispielsweise nicht will, dass der Charakter stirbt, braucht er dafür keinen Trick (Cheat) zu nutzen. Er ist selbst für die Darstellung des Charakters verantwortlich, kann ihn also auch einfach weiter lebendig darstellen. Normalerweise wird der Charakter dann auch weiter von den Mitspielern als lebendig wahrgenommen. Klassisches Abspeichern gibt es im LARP also nicht. Stattdessen hat man prinzipbedingt eine grundsätzlich sehr viel größere Kontrolle über den eigenen Charakter. Man hat prinzipiell immer die Möglichkeit, zurechtzubiegen, was einem nicht gefällt. Wie auch im Sport üblich, wird sich oft freiwillig für ein Spiel Regeln unterworfen, die diese Kontrolle über den eigenen Charakter mehr oder weniger stark einschränken. Besonders wettbewerbsorientiertes Spiel kann davon profitieren. Neben den Mitspielern übernehmen als Ersatz für den unbestechlichen Computer auf solchen Spielen häufig auch Spielleiter eine Schiedsrichterrolle.MORPG: Oft gibt es sogenannte Gilden, Clans und/oder andere Gruppen, denen man sich als Charakter anschließen kann. Gildenmitglieder helfen sich normalerweise untereinander und "halten zusammen".
Dieses Konzept ist im LARP sehr stark verbreitet. Auch im LARP können solche außerspielischen (gemeinsame Ausrüstungsbeschaffung, Anfahrt, Kostümherstellung...) und/oder innerspielischen (die Charaktere gehören im Spiel zur gleichen Gruppe) Gruppen jede beliebige Größe annehmen. Im Fantasy-LARP ist wie im MORPG die klassische Kampfgefährtengruppe die häufigste Variante.RPG und MORPG: Es gibt manchmal "Highscore"-basierte Vergleichslisten. Dort bestimmen die Macht des Charakters, das Sieg-Verlust-Verhältnis in einer Arena oder andere Daten über den Rang des Charakters.
Sowas ist im LARP unüblich, wird aber inzwischen von mancher Gruppe auf Spielen mit mehreren tausend Teilnehmern praktiziert.
Pen & Paper
Im Gegensatz zum Pen & Paper-Rollenspiel, bei dem alle Aktionen des Charakters nur mündlich beschrieben werden (können), ist es beim LARP - je nach Veranstaltung - erwünscht bzw. zwingend erforderlich, Aktionen des Charakters tatsächlich darzustellen/auszuspielen.
Politik
Reale politische Anschauungen spielen im LARP keine Rolle. LARP ist - genauso wie z.B. Schach oder "Mensch ärgere dich nicht" - unpolitisch. Es gibt einige ausgewiesene LARP-Projekte zum Zweck der politischen Bildung (z.B. in Dänemark "System Danmarc"), diese bilden jedoch eine seltene Ausnahme. Die allermeisten Veranstaltungen dienen ausschließlich dem Zweck der Freizeitgestaltung.
Religion/Sekte
Reale Religionen, Sekten, Esoterik oder Okkultes spielen im LARP keine Rolle. Es gibt zwar einige wenige Spieler, deren Charaktere Christen sind, oder sonstige mehr oder weniger enge Anleihen an Realreligionen und spirituelle Bewegungen, aber im Allgemeinen ist Larp überkonfessionell. Es werden jedoch hauptsächlich fiktive Religionen bespielt. Religion und Spiritualität wird im Larp nur gespielt und nicht real betrieben. Die Darstellung von "Bösen Mächten" erfolgt in der Regel nur, um den Spieler-Charakteren ein Feindbild zu liefern, das es zu bekämpfen gilt.
Cosplay
Beim Cosplay geht es darum, das Kostüm eines bereits bestehenden Charakters (z.B. aus Filmen, Büchern, Manga oder Anime) möglichst originalgetreu nachzuahmen. Wird dieser Charakter auch spielerisch dargestellt, dann meistens nur für wenige Minuten, um die Jury eines Cosplay-Wettbewerbes zu überzeugen. Im Larp dagegen wird zumeist ein eigener Charakter erschaffen, der sich zwar an Vorlagen anlehnen darf, diese aber nicht kopieren soll.
Allerdings haben sich manche Larp-Formen, wie beispielsweise das Harry-Potter-Larp aus dem Cosplay heraus entwickelt.
Autoren: Section31, ed. Cruss, Allan Wegan
Siehe auch: LARP
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