Editieren Diskussion Vergangenheit Dateianhänge

MinderjährigeImLarp

Minderjährige und LARP

"Wir waren jung, wir waren dumm, wir waren Anfang 20, ledig und kinderlos ... über unsere Teilnehmer machten wir uns wenig Gedanken, außer, ob sie bezahlt hatten und keine echten Waffen zum Spiel mitbrachten. Versicherungen? Das war nur was für Spießer und unsere Eltern ... dann schlug die Zeit unbarmherzig zu, die 90er verstrichen, der Jahrtausendwechsel zog ins Land, und plötzlich stehen wir mit großen Augen vor den Kindern unserer alten Kumpels und wundern uns, wann wir unterwegs erwachsen geworden sein sollen ... " (Prokura)

Minderjährige auf LARPs sind etwas andere Teilnehmer. Plötzlich muss man sich als Veranstalter und als Spieler mit Menschen auseinandersetzen, die noch nicht ganz reif sind. Viele tun sich schwer damit ... Deswegen sollen hier Tipps gesammelt werden für Veranstalter, mitmachende Eltern, nicht mitmachende Eltern, Kinder und Jugendliche und auch die Nicht-Eltern.

Man kann erstmal drei Gruppen unterscheiden:

  • Kinder mit ihren Eltern
  • Jugendliche mit ihren Eltern
  • Jugendliche alleine

Der Artikel ist bisher hauptsächlich tauglich für die erste Gruppe ... BitteErgänzen :)

Rechtlich

Hier gilt es zu beachten, dass bei den rechtlichen Grundlagen meist deutsches Recht zitiert wird. Für andere Länder gelten hier andere Rechtsgrundlagen. Allgemeine Tipps und Beispiele bieten aber hier meistens gewisse grundlegende Sicherheit.

Kinder und Jugendliche sind rechtlich aus Haftungsgründen eine Gefahr für Veranstalter. Das ist allerdings schon auf den LARPPlanungsseiten nachzulesen. Falls Jugendliche nicht mit den eigenen Eltern, sondern einer Aufsichtsperson gehen, empfiehlt es sich für den Veranstalter, ein Aufsichtspflichtübernehmungsformular unterschreiben zu lassen.

Der Veranstalter geht (siehe LARPPlanungsseiten) ein höheres Risiko ein, wenn er Kinder zulässt. Er geht aber eh schon ein höheres Risiko als ein Couch-Potato ein, wenn er LARPs veranstaltet ... Er steht NICHT mit einem Bein im Knast, da wären sehr viele Beine in bundesdeutschen Gefängnissen.

Anforderungen an alle Beteiligten (Spielleiter, Eltern, Nicht-Eltern, Kinder und Jugendliche)

Die wichtigste Anforderungen:

  • redet miteinander (auch, wenn euch was nicht passt)
  • haltet euch an Vereinbarungen (gerade zwischen SL und Eltern/Kindern)
  • nehmt die Belange des jeweils anderen ernst und Rücksicht aufeinander

Anforderungen an die Spielleiter

Ihr solltet euch überlegen:

  1. Wollen wir das rechtliche Risiko eingehen (am besten ist hier, wenn ihr euch klar macht: 1. es gibt ein etwas erhöhtes Risiko; 2. bisher ist noch kein Veranstalter in der Zelle gelandet, weil er Kinder zugelassen hat)?
  2. Passen Kinder in das Szenario? Beispielsweise: bei HorrorCONs ...

  3. Passen die Kinder zur Location? Man braucht ein bisschen Platz für Kinder (außer die sind noch in der Babywiege). Wenn die Location unzureichend gesichert ist, ist sie vielleicht kein Platz für Kinder.

Falls ihr Kinder zulasst, müsst ihr noch die Bedingungen klären. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, Erziehungsberechtige oder zumindest eine Aufsichtsperson für jedes Kind dazuhaben, letzteres nur mit schriftlichem Einverständnis der Eltern ( Aufsichtspflichtübernehmungsformular ).

Außerdem: Bei welchen Plotteilen sollten keine Kinder dabei sein? Kinder leben in ihrer Fantasie und nehmen das Gespielte anders war. Also: Zu gruselige Monster, Szenen mit Tod oder schwerer Krankheit sollten nicht in Gegenwart bestimmter Altersklassen stattfinden. Der Untotenangriff ist da auch nichts. Das solltet ihr den Eltern vorher klarmachen.

Toll sind Spielleiter, die Eltern vor Angriffen unauffällig einen Wink geben, so dass sie mal mit ihren Kindern von der Kampffläche verschwinden.

Noch toller - aber nicht nur für diese Thema - sind Einladungen, in den alle wichtigen Infos drin stehen ...

Dann müsst ihr unbedingt die Tavernencrew auf Minderjährige hinweisen! Die darf unter 16jährigen nix geben, unter 18jährigen nur begrenzt (nix Hochprozentiges zum Beispiel). Mehr dazu steht im Jugendschutzgesetz, Paragraph 4.

Ein bisschen Vorsicht empfiehlt sich übrigens auch bei jungen Erwachsenen, die zwar volljährig, aber noch nicht ganz reif sind ...

Als Veranstalter sollte man eh eine Wegbeschreibung zum nächsten Krankenhaus dabei haben und zusätzlich vorher gucken, ob das z.B. eine Ambulanz hat. Dann kann man auch gleich nachprüfen, ob eine Kinderabteilung da ist. Diese Info dann gleich an die Eltern weitergeben. Denn: Mit Kindern kann schnell was passieren.

Tipps für die Spielleiter

Eine saugeile Idee ist es, neben das Zelt mit den Kindern bunte Fahnen in den Boden zu stecken. Sowas kann man billig selber machen oder kaufen. Jedes Zelt, in dem Eltern mit Kindern drin sind, kriegt eine Farbe. Und die Kinder der Eltern bekommen gleich ein Bändchen mit genau derselben Farbe irgendwohin an den Arm geknotet.

  1. So wissen die NSCs: Diese Zelte in Ruhe lassen, kein Kampf daneben, weiträumig umgehen bei Nacht.
  2. Wenn der Kleine ausbüxt, einfach zur richtigen Farbe bringen. Wie die Schirme am Strand von Rimini. Kurze Info in der Ansprache an NSCs und alle Spieler und das Problem hat sich gegessen.

--RobertWaldhans, 03/12/05

Anforderungen an die Eltern

Nicht jedes Con ist für Kinder geeignet. Man muss bei der Con-Auswahl etwas vorsichtiger vorgehen als früher. Wenn das Kind bei Lärm nicht schlafen kann, sind Cons mit viel Nacht-Action nur möglich, wenn man VOR DER ANMELDUNG mit der SL abklärt, in einem ruhigeren Bereich untergebracht zu werden (siehe auch "Welche Cons sind für Kinder geeignet" unten).

Das größte Problem für andere Leute scheint zu sein: "Wie verflucht sollen wir wissen, wie wir mit eurer Brut umzugehen haben" (Zitat Prokura)
Für viele Leute ist der Umgang mit Kindern schwierig, weil sie keine Erfahrung haben. Was macht man, wenn z.B. das Kind mit Erdbrocken auf einen wirft. Ignorieren? Schimpfen? Verhauen? Für Nicht-Eltern ist das schwierig. Deswegen sollten Eltern den Nicht-Eltern vorher erklären, was sie tun können.

Tendenz: Kinder in Straßenklamotten sind störend. Kinder in Ambienteklamotten sind toll.

Anforderungen an andere Leute

Es ist natürlich nett, wenn ihr mal auf die Kinder aufpasst oder euch damit beschäftigt (einige scheinen das gerne zu machen :-) ). Aber Achtung: Manche Kinder haben eine Fremdelphase, in der sie nur ungerne von anderen "entführt" werden. Es ist also nicht immer sinnvoll, sich jedes Kleinkind sofort zu schnappen und zu herzen. Fragt lieber vorher nach (das gleiche gilt natürlich fürs Füttern: Manche Eltern haben aus schleierhaften Gründen was gegen Süßigkeiten ... Fragt lieber vorher, bevor ihr den Kindern was gebt).

Übrigens: Wenn ihr irgendwo in einem Zimmer/Zelt ein Kleinkind weinen hört, dann ist unter keinen Umständen, wirklich unter GAR KEINEN Umständen die richtige Reaktion, dort hinzugehen und sich das Kind zu schnappen. Da reagieren die Eltern dann zuweilen völlig zurecht mehr oder minder grantig. Sinnvoller wäre, den Eltern oder der SL/Orga Bescheid zu geben, dass da ein Kind schreit. (Aus gegebenem Anlass ergänzt ... DirkL)

Wir halten es so: Gegenüber Kindern 5-15 spielen wir unsere Rollen nur eingeschränkt aus. Eine gewisse Autorität behalten wir uns immer vor.

Und wir kämpfen nicht mit Kindern, zumindest nicht in richtigen LARPKämpfen. Balgen mit Kindern, die man kennt, ist natürlich erlaubt, wenn die Eltern nix dagegen haben.

Kinder werden auch gerne als Ausrede missbraucht. Tut das bitte nicht. Beispiel: "Bis um 4 Uhr nachts lautstark feiern, das geht doch nicht, da wachen doch die Kinder von auf." Fakt ist, dass die Kinder in meiner Bekanntschaft erstaunliche Resistenzen gegenüber Lärm besitzen ... Sylvain und Luc können durchaus auch zwei Dämonenangriffe pro Nacht verschlafen ... Es wäre also sinniger, gleich zu sagen "Mich stört es, wenn bis um 4 Uhr nachts gefeiert wird", statt die Kinder vorzuschieben.

Tipps für Eltern

  • Lasst auch MAL andere Leute auf die Kinder aufpassen. Gerade Babies werden gerne von jungen Frauen für eine halbe Stunde oder so genommen - woher das wohl kommt?
  • Macht nicht, was in MinderjährigeWorst beschrieben wird.

  • Eltern müssen/sollten ihren Kindern ganz eindeutig sagen, dass die SL ebenfalls über sie das Sagen hat und somit "Befehle" erteilen darf. Kleine Klärung der Autorität.
  • Eltern sollten ihren Kindern nicht in einer gespielten Rolle begegnen, oder sie gar mit anderem Namen anreden. Das verwirrt, und oft kann die Autoritätsperson vom Kind dann nicht als solche wahrgenommen werden.

(Kann ich NICHT bestätigen: Meine Kinder haben (auch mit 6 Jahren)kein Problem damit. Allerdings habe ich sie immer mit Namen angesprochen: Wenn ich ihre Chars anspreche ist das IT und darf auch ignoriert werden - wenn sie ihren OT-Namen hören ist klar: Papa spricht! Als Aufsichtsperson über ANDERE Kinder/Jugendliche mag das sehr wohl zutreffen.)-Chris Kürschner 25.02.08

  • Eltern müssen vor/während/nach dem Con sich mit den Kindern über die Erlebnisse unterhalten. Das Verarbeitungspotenzial ist riesig.

Welche Cons sind für Kinder geeignet?

Generell könnte man dazu tendieren: SchlachtenCons nein, FeierCons ja. Das stimmt aber nicht wirklich. Man muss schon genauer hingucken, und eigentlich das Con und das Kind in Betracht ziehen.

SchlachtenCons: Wenn die Schlacht geregelt ist (z.B. bestimmte Uhrzeit, keine Kämpfe in den Lagern), dann spricht das Wort "SchlachtenCon" nicht sofort gegen Teilnahme von Kindern. Selbst bei Kämpfen in den Lagern könnte die SL die Eltern vorwarnen.

Bei Kindern, die nachts ihre Ruhe brauchen, sollten die Zimmer für Eltern und Kinder möglichst ruhig gelegen sein. Das heißt: Auch ein SchlachtenCon wäre möglich, wenn die Schlacht weit vom Schlafplatz weg ist, ein FeierCon hingegen schwerlich, wenn in der Feierhalle auch gepennt wird.

Kinder, die gerade im Krabbelalter sind, brauchen Platz zum Krabbeln.

Kinder, die sich nichts sagen lassen und überall rumwuseln, sollten nicht auf Cons mit vielen Kämpfen mitgenommen werden, weil sie dazu tendieren, mitten in diesen aufzutauchen (Kinder die sich nix sagen lassen gehören meiner Meinung nach überhaupt nicht auf Cons).

ZeltCons sind für manche Kinder nix (weil sie die Natur nicht vertragen), häufig aber sehr praktisch, weil man mit den Kindern etwas abseits zelten kann.

Gibt es Rückzugsmöglichkeiten für Mutter und Kind? Auch Rückzugsmöglichkeiten für mehrere Stunden?

Sind die Sanitäranlagen okay, kann man irgendwo wickeln, kriegt man leicht Wasser? Kann man einen Wasserkocher benutzen (fürs Fläschchenmachen)?

Von der Stimmigkeit des Szenarios her gibt es meistens keine Hindernisse: Bei Schlachten zogen Frauen mit Kindern im Tross mit, in Dörfern sollte es Kinder geben - als einziges bei "Scoutmissionen im Feindesland" könnte es etwas schwierig werden. Im Normalfall kann man aber das Szenario zurechtbiegen (und man muss das auch nicht so stark machen). Selbst bei Klostergemeinschaften, deren Mönche keine Kinder zeugen dürfen, kann das Kind noch immer ein Findelkind sein ...

Einige Szenarien, z.B. blutiger Horror, sind natürlich nix für Kinder.

Insgesamt muss man einfach verschiedene Szenarien und Bedürfnisse abwägen,... und dann kommt es noch sehr stark auf das Vertrauensverhältnis zwischen SL und Spielern an. Bei dem Beispiel "Vorwarnen vor Kämpfen im Lager" muss man darauf vertrauen 1. dass die SL den Eltern Bescheid sagt und 2. dass diese angemessen reagieren (Kinder in Sicherheit bringen, und vor allem NICHT andere Leute vorwarnen!)

Es gibt auch Leute, die Kinder auf einem LARP nicht dabei haben wollen, weil das zu gefährlich für die Kinder ist. Dazu hat Alitschka was geschrieben: MeinungKinderGefahr.

Einbeziehen von Kindern ins Spiel

Kinder wollen meistens beschäftigt werden. Deswegen kann man sie mit kleinen Aufgaben beauftragen: "Lauf mal schnell zu und sage dem ..." "Passe bitte auf xxx auf und sag mir Bescheid wenn ..."

Rücksicht seitens der Eltern

Auch wenn das junge Glück vor Freude über den Kindersegen überschäumt - viele Eltern vergessen, dass Unbeteiligte nicht unbedingt ihre bedingungslose Kinderliebe teilen. Sicher, der durchschnittliche LARPer ist ein geselliger Mensch, aber auch Geselligkeit hat ihre Grenzen. Oft ist Eltern nicht bewusst, dass andere Menschen ihre Begeisterung für Kinder nicht in ihrem Maße nachempfinden können.

Kleinere Kinder machen Lärm - das macht sie liebenswert, aber auf Dauer auch herausfordernd. Eltern sollten sich auch vor Augen führen, dass oft die gesamte Belegschaft des Cons Rücksicht auf das Kind nehmen muss. Manche Spieler sind (gerade auf kleinen Veranstaltungen) einfach genervt, wenn der oder die Kleine die versammelte Mannschaft durch sein Treiben auf Trab hält.

Pro zusätzlichem Kind vervielfältigt sich natürlich der Rücksichtsanspruch, den die Eltern stillschweigend bei den Mitspielern voraussetzen. Je nach Thematik (oder auch Gemütslage) sind Kinder auf Mitspielerseite einfach unerwünscht.


Autoren: CarstenThurau, MonikaKuschThurau, AntjeHelfrich, Jade, DanielJ
Zurück zu: Kinder im Liverollenspiel